Robert Zünd (1826–1909)
mit einer Klanginstallation von Pius Morger
Robert Zünd total. In einer attraktiv farbig gestalteten Ausstellungsdramaturgie öffnet das Kunstmuseum Luzern dem Publikum die Augen für einen neuen, frischen Blick auf die Bildwelt und den Arbeitsprozess von Robert Zünd (1827–1909), einem der beliebtesten Schweizer Künstler. Anhand der Gegenüberstellung von Varianten derselben Motive widerlegt die Ausstellung Zünds Ruf eines Künstlers mit dem fotografischen Auge. Die idyllische Gegend rund um Luzern diente ihm als Ausgangspunkt und Material zur Komposition von idealisierten Landschaften. Erstmals sind auch seine drei Fassungen des Eichenwalds, seines berühmtesten Bildes, vereint.
Der Landschaftsmaler Robert Zünd ist der bekannteste Luzerner Künstler des 19. Jahrhunderts. Obwohl er weder einer bestimmten Tradition gefolgt ist, noch eine eigene Schule mit Nachfolgern begründet hat, nimmt sein Werk eine wichtige Position innerhalb der Schweizer Kunstgeschichte ein. Seine ganz eigene Kunstauffassung zeichnet sich durch eine besondere Naturnähe aus. Die grosse Beliebtheit, die Zünd auch heute noch geniesst, verdankt er seinem akribischen naturalistischen Malstil, der an Detailreichtum unübertroffen ist, wie auch der Wahl seiner Motive, hauptsächlich idyllischen Landschaften rund um Luzern.
Die letzte grosse Begegnung mit dem Werk von Robert Zünd fand 1978 im Kunstmuseum Luzern statt und umgab sein Werk unter dem Titel Robert Zünd in seiner Zeit mit dem seiner Luzerner Zeitgenossen. 1998 würdigte das Kunsthaus Zürich den Maler mit einigen Exponaten im Rahmen seiner grossen Ausstellung zur Kunst im jungen Bundesstaat 1848-1900 mit dem Titel Von Anker bis Zünd. Eine kleine Zünd-Schau veranstaltete schliesslich das Kunsthaus Langenthal 2002 unter dem Motto Beseelte Landschaft: Robert Zünd und die Farbfotografie. Die letzte rein monographische Zünd-Ausstellung liegt gar über 50 Jahre zurück und fand 1951 im Kunstmuseum Luzern statt.
Die Zeit für einen neuen Blick auf das Œuvre des herausragenden Malers ist reif. Die aktuelle Ausstellung konzentriert sich ganz auf das Werk Zünds und vermag mit dem Einschluss von Skizzen, Zeichnungen und Studien ein neues Licht auf den Entstehungsprozess seiner Kunst zu werfen. Weiteres Augenmerk gilt der Wahl seiner Motive und der besonderen Blickpunkte, was insbesondere im direkten Vergleich von Variierungen desselben Motivs sehr spannend ist.
Eine ganze Anzahl bislang nicht oder kaum bekannter Gemälde Zünds werden, neben seinen berühmten Hauptwerken aus den grossen Schweizer Museen und Privatsammlungen, erstmals öffentlich zu sehen sein. Dafür haben sich rund 70 Leihgeber von ihren Bildern getrennt. Unter den 180 Exponaten – 120 Gemälde und Ölstudien sowie 60 Zeichnungen und Briefdokumente – befinden sich zahlreiche Trouvaillen, beispielsweise eine grosse, ursprünglich religiöse Komposition, auf welcher Frank Buchser Zünds biblische Figurenstaffage mit einer Gruppe von Zigeunern übermalt hat. Erstmals vereint sind die drei grossen Fassungen des berühmten und von Gottfried Keller in seinem Bescheidenen Kunstreischen gepriesenen Gemäldes Eichenwald. Zu den bekannten Versionen aus dem Kunsthaus Zürich und dem Kunstmuseum Luzern gesellt sich eine bislang weitgehend unbekannte Fassung aus Privatbesitz.
Als integrierter Bestandteil des Ausstellung hat der Zürcher Klangkünstler Pius Morger (*1957) einen komplexen Klangraum geschaffen: Spazieren durch virtuelle Landschaften nach Bildern von Robert Zünd.
kuratiert von Peter Fischer, Cornelia Dietschi, Susanne Neubauer