Hans Schärer
Das Stundenbuch, die Notizbücher und Werke auf Papier

Robert Wyss
Ein Briefwechsel in Aquarell 1985-2004

22.02.10.04.2005
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22.02.
10.04.2005

Die Doppelausstellung ehrt zwei Luzerner Persönlichkeiten – und zwei Freunde, die das künstlerische Leben Luzerns und darüber hinaus wesentlich mitgeprägt haben, und die beide leider nicht mehr unter uns weilen: Hans Schärer (1927-1997), aufgrund einer dominanten Werkgruppe oft auf den «Madonnenmaler» reduziert, und Robert Wyss (1925-2004) weit herum bekannt durch seine Originalgrafiken. Die Ausstellung würdigt in zwei eigenständigen Raumfolgen nun eine weniger bekannte Seite der beiden Künstler, eine Seite, in der sich die Kunst und das Leben vereinen, um gleichsam einen neuen Kosmos zu bilden.

Im Zentrum der Schärer-Ausstellung steht sein Stundenbuch, eine erstaunliche Folge von 193 Zeichnungen, Aquarellen und Collagen, die der Künstler zwischen 1966 und 1980 angelegt hatte. Diese Sammlung des Alltäglichen besteht aus faszinierenden Miniaturen, die zwischen Banalität und Einzigartigkeit oszillieren. Daneben sind sämtliche seiner Notizbücher und die Leporellos zu sehen, zusammen mit einer kleinen Auswahl weiterer Arbeiten auf Papier, vom intimen Blatt im Format A4 bis zu monströsen Figuren in Lebensgrösse. Die Ausstellung gibt Zeugnis von einem künstlerischen Leben und enthüllt zugleich den Zeitgeist wie einen zutiefst persönlichen Gedankenfundus.

Robert Wyss hat seinen Freunden nicht selten kleine Aquarelle als Präsente oder Dankesbezeugungen überlassen. Die Aquarelle, die nun im Kunstmuseum Luzern ausgestellt werden, sind innerhalb dieses Genres aber eine Besonderheit, denn sie entstammen einem einzigen Briefwechsel, den der Künstler von 1985 bis zu seinem Tod 2004 mit dem Luzerner Verleger und Galeristen Beni Raeber geführt hatte. Wöchentlich wechselte gegenseitig, per Post überbracht, ein Aquarell die Hand, meistens rückseitig kommentiert. Der Austausch regte die beiden Freunde zur Beschäftigung mit den Tagesaktualitäten an, politische und kulturelle Themen, aber auch persönliche Alltagserlebnisse wurden malerisch umgesetzt, meistens mit der spitzen Feder und durchwegs mit hohem künstlerischem Empfinden. Die Auswahl von über 200 Blättern aus den insgesamt 765 aquarellierten Briefen von Röbi Wyss an Beni Raeber liest sich als eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Alltag wie auch als eine kleine, subjektive Chronik von 20 Jahren Zeit- und Lokalgeschichte.

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