Modell für ein Museum
Werke aus der Sammlung, mit der integralen Schenkung Minnich, dazu ein Bilderzimmer von Anton Henning und Allan Porter’s I Am a Museum
Die grösste Sammlungspräsentation seit der Eröffnung des Kunstmuseums im KKL Luzern vor sechs Jahren widmet sich der Institution Museum als Ort des Sammelns, der Erinnerung und der Repräsentation. Sie vereinigt Werke, welche diese Funktionen vielfältig thematisieren, sei es dass sie selbst kleine Sammlungen sind, dass sie neue Formen der Institution eingefordert haben oder auch nur dass sie als herausragende Objekte der Erinnerung das kollektive Gedächtnis, dem das Museum als Behälter dient, prägen. Die Ausstellung bildet den Abschluss des über zweieinhalb Jahre intensiv verfolgten Projekts Sammlung 04–06.
Neben der Kollektion, die der Kunstgesellschaft gehört und sich nach Massgabe eines öffentlichen Auftrags entwickelt, werden exemplarisch verschiedene Modelle privater Sammeltätigkeit vorgestellt, so die Sammlung Minnich, die dem Kunstmuseum 1937 geschenkt wurde, in einer erstmaligen integralen Präsentation. Die bekannten Werke von Pechstein, Soutine, Dufy und Vlaminck gehören heute zu den Highlights des Kunstmuseums Luzern. Eine Sammlung ganz anderer Art stellt der in Luzern lebende Fotograf und Schriftsteller Allan Porter unter dem Slogan «I Am a Museum» vor: Ein Privatmuseum der Fotografie das vor allem lebendiges Archiv und Arbeitsmittel ist.
Auf einer Metaebene thematisiert die Ausstellung Modell für ein Museum verschiedene Qualitäten und Entwicklungen von Präsentationsformen. So haben etwa die Künstler der 1970er Jahre mit ihren raumgreifenden Arbeiten ein Gegenmodell zum klassischen Kunstmuseum propagiert. Anton Henning taucht den White Cube erneut in den Farbtopf und überzieht ihn listig und lustvoll mit der Folie der Kunstgeschichte. Speziell für diese Ausstellung entwirft er eine installative Hängung, die seine Werke, die sich bereits in der Sammlung befinden, mit neuen Arbeiten kombiniert.
Daneben wird die Ausstellung einen Raum mit einer klassischen Hängung des 19. Jahrhunderts ebenso beinhalten wie einen grossen Saal im Stil der weiten, weissgetünchten zeitgenössischen Kunsthallen. Letzterer bietet die ideale Umgebung für die typischen grossformatigen Malereien von Zentralschweizer Künstlern der 1970er und 1980er Jahre, während Memorabilien der 1960er und 1970er Jahre von Meret Oppenheim bis Dieter Roth ein kleineres Kabinett vorziehen. Dieses Musée sentimental des objets trouvés wird in seiner Art an das frühe Museumsmodell der Wunderkammer erinnern.
Mit der Ausstellung Modell für ein Museum erhellt das Kunstmuseum Luzern sein Konzept, die Sammlung in verschiedenen Programmfenstern auszustellen. Die Präsentation eignet sich nicht nur dazu, der oft geschmähten Luzerner Sammlung neu zu begegnen. Weit entfernt vom staubigen Nimbus, welchen der Begriff Museumssammlung selbst heute noch hervorruft, steht vModell für ein Museum für einen lustvollen Umgang mit der Kunst ein.
kuratiert von Christoph Lichtin