Blick.Sammlung

19.03.29.09.2002
Alexandre Calame, Ährenfeld bei Evian1853, Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung
19.03.
29.09.2002

In sechs Räumen präsentiert das Kunstmuseum Luzern unter dem Titel Blick.Sammlung wichtige Werke aus den eigenen Beständen. Der Versuch einer Charakterisierung und Gewichtung der Sammlungsbestände führt vorerst zur Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Dazu gehören Gemälde von Alexandre Calame (1810–1864), François Diday (1802–1877), Robert Zünd (1827–1909), Rudolf Koller (1828–1905), Otto Frölicher (1840–1890) und Adolf Stäbli (1842–1901).

Diday und Calame, die beiden begeisterten Alpenmaler, gelten als die Begründer der erfolgreichen Genfer Landschaftsschule und als Vertreter der romantischen Landschaftsmalerei. Beide sind mit einer Auswahl von Gemälden vertreten, die zeigen, dass die Landschaft auch Trägerin unterschiedlicher Stimmungen sein kann. Das 1864 datierte Gemälde Blick von der Handeck von Diday bildet eine karge, einsame, beinahe etwas bedrohliche Berglandschaft ab. Während die Landschaften von Alexandre Calame sorgfältig durchgearbeitet auf eine harmonische Stimmung hin angelegt sind.

Robert Zünd, der herausragende Innerschweizer Landschaftsmaler, hat seinen Blick oft in die nähere Umgebung von Luzern gelenkt. Er gehört zusammen mit Otto Frölicher zu den Vertretern der paysage intime. Neben Zünds bekannten Werken Buchenwald und Eichwald (beide 1859) findet sich das grossformatige Gemälde Mittagsmahl auf dem Felde (1869) von seinem Malerfreund Rudolf Koller. Dieser fertigte es in Rom für eine Ausstellung in Wien an. In Gegenüber- und Nebeneinanderstellungen und beim Vergleich der einzelnen Räume miteinander wird der sich stetig verändernde Blick auf die Landschaft sichtbar.

Neben der historischen Kunst wird das Augenmerk exemplarisch auch auf markante Werke der Gegenwartskunst gelenkt. Lawrence Weiners vierteilige Arbeit En Route to the Forest Cantons aus dem Jahr 1988 verweist mit dem Mittel der Sprache auf Standpunkte in Beziehung zu einem Ort. Definiert werden diese mit den Himmelsrichtungen und Angaben zur Baumgrenze. Die konzeptuelle Arbeit Schweizer Serie (1978/80) von Mark Boyle und Joan Hills gehört zum grossangelegten Projekt Reise um die Welt. Ausschnitthaft werden anhand ausgewählter Schwarzweissfotografien die Resultate ihrer Untersuchungen eines spezifischen Stücks Erdoberfläche gezeigt. Der Blick führt dabei durch ein Elektronenmikroskop.

Einen zweiten Schwerpunkt bildet die herausragende Werkgruppe von Ferdinand Hodler (1853–1918). Zu sehen ist das Hauptwerk Der Tag III (um 1910) zusammen mit Landschaftsbildern sowie dem eindrücklichen Porträt Carl Spittelers (1845–1924) aus dem Jahr 1915. Hodlers Blick auf die Landschaft verbindet eine erlebte Landschaft mit malerisch komponierten Ordnungsstrukturen.

Blick.Sammlung vereint zum dritten eine spannende Reihe von Porträts aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Im 18. Jahrhundert erfuhr die Gattung der Porträtmalerei eine Blüte. In der Sammlung des Kunstmuseums Luzern befindet sich ein bedeutendes Selbstbildnis von Anton Graff (1736–1813). Der angesehene Porträtmaler rückt Kopf und Hand ins Licht. Es wird berichtet, dass manche seinen durchdringenden Blick kaum ertrugen. In seinem Selbstbildnis schenkt er den Augen denn auch besondere Aufmerksamkeit.

Speziell hervorzuheben ist im weiteren eine Folge von Frauenbildnissen aus dem 20. Jahrhundert. Der Blick des Künstlers auf das Modell spielt dabei eine wesentliche Rolle. Felix Vallotton (1865–1925) zeigt in seinen zwei ausgestellten Frauenbildnissen die Dargestellten in einer vom Betrachter abgewandten, abweisenden Haltung. Max Pechsteins (1881–1955) etwas später entstandenes Gemälde Modellpause (1925) konfrontiert den Blick des Modells mit demjenigen des Betrachters, hinterlässt aber dennoch eine distanzierte Zurückhaltung. Schlussakzent in dieser Porträtgalerie setzt das Meisterwerk La Loge 1928 von Maurice Barraud (1889–1954).

kuratiert von von Cornelia Dietschi

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