Heinz Brand
Der 4. Ort

15.03.27.07.2003
15.03.
27.07.2003

Das Kunstmuseum Luzern zeigt unter dem Titel Der 4. Ort einen repräsentativen Querschnitt aus dem Schaffen des Berner Künstlers Heinz Brand. Eine eigens für die aktuelle Ausstellung erweiterte Installation setzt dabei den Innenbereich des Kunstmuseums und den Aussenbereich des Kultur- und Kongresszentrums Luzern in eine spektakuläre Beziehung. Die mehrteilige Installation, bestehend aus Fotografie und Marmorstein, erstreckt sich von den Ausstellungsräumen bis ins Wasserbecken vor dem KKL.

Der in Bern lebende und arbeitende Heinz Brand (*1944 Biberist/SO) ist bereits zum zweiten Mal in einer grösseren Ausstellung in Luzern präsent. Ausgangspunkt der aktuellen Ausstellung Der 4. Ort ist die ortsbezogene Installation Torloses Tor (1985/86). Dieses dreiteilige Werk, das aus grossformatigen Fotoarbeiten und einem weissen Marmorstein besteht, befindet sich seit seiner letzten Luzerner Ausstellung CH’86 in der Sammlung des Kunstmuseums Luzern und wird nun erneut in einem erweiterten Kontext präsentiert.

Brands Denk- und Werkräume können sich über grössere Distanzen und Zeitspannen erstrecken und architektonische oder örtliche Gegebenheiten überwinden. Die installativen, ortsspezifischen Arbeiten entwickeln in einem architektonischen Gebäude, das seinerseits auf der Polarität von Transparenz und Geschlossenheit beruht, gesteigerte Präsenz. Durchsichten machen ortsspezifisch platzierte Objekte wie der Marmorstein im Wasserbecken im Aussenbereich sichtbar. Dieser Blickrichtung stehen die aus dem weissen Tafelgrund der Whites dunkel aufscheinenden Figuren gegenüber, die in das Weiss des musealen Umraums eintauchen. Verschiedene Orte und Zeiten fallen dabei auf der Gegenwartsebene zusammen. Die sogenannten Whites, die seit 1974 entstehen, sind auf subtile Wahrnehmung angelegt und bewegen sich im Grenzbereich von Malerei und Fotografie. Grossformatige, durch Leinwand schimmernde Foto-Bilder am Rand des Wahrnehmbaren verleihen den dargestellten bekannten (Harald Szemann, James Lee Byars, Ulay und Abramovic) und unbekannten Personen ungeahnte Rätselhaftigkeit und öffnen dem Betrachter unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Im Kunstmuseum Luzern werden nun erstmals eine grössere Anzahl Whites aus verschiedenem Besitz zusammengeführt.

Seit den sechziger Jahren hat Heinz Brand die künstlerische Fotografie in sein Schaffen einbezogen und sie mit den unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten von Video, Malerei, Installation oder Skulptur in Dialog gebracht. In Luzern zu sehen sind das Video Koan aus dem Jahr 1982 und die TV Skulptur aus dem Jahr 2001. Mit reduziert eingesetzten Mitteln und minimalen Interventionen hinterfragen seine Werke nicht nur die Wirklichkeit, sondern setzen sich explizit mit unterschiedlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten auseinander. Die dadurch angeregten Denkprozesse (Denkfläche, 1974) können zu überraschenden Realitätsverschiebungen führen, die Leere in den Mittelpunkt rücken oder auf ihr ursprüngliches Konzept zurückweisen. Ort und Raum stehen dabei stets in wechselseitigem Bezug mit den Arbeiten.

kuratiert von Cornelia Dietschi

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