KATEŘINA ŠEDÁ
Talk to the sky ’cause the ground ain’t listening

03.03.17.06.2012
03.03.
17.06.2012

Das Kunstmuseum Luzern zeigt unter dem Titel Talk to the sky ’cause the ground ain’t listening die erste Übersichtsausstellung der tschechischen Künstlerin Kateřina Šedá, in der die wich­tigs­ten Arbeiten zusammengefasst sind und so ein umfassender Überblick über ihr viel­schichtiges Schaffen ermöglichen.

Kateřina Šedás Interesse gilt Gemeinschaften. Ihre Projekte zielen nie in erster Linie darauf ab, Kunstwerke zu produzieren. Viel wichtiger sind der Künstlerin die Aktionen, die sie meist mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus der tschechischen Provinz durchführt und die zum Ziel haben, Zugehörigkeitsgefühl, Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und Identi­­fikation mit der Heimat zu erzeugen.

Bei­spiel­haft dafür ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung des kleinen tschechischen Dor­fes Nošovice für das Projekt Nedá se svítit, das den Rahmen der Luzerner Ausstellung bildet. Talk to the sky ’cause the ground ain’t listening ist eine von hundert Übersetzungen des titelgebenden tschechischen Sprichwortes. Für jede Station und Weiterentwicklung von Ne­dá se svítit wählt Kateřina Šedá eine andere Übersetzung aus. Ausgangssituation des Projektes ist der Bau einer Autofabrik in Nošovice, der zum Streit unter der Dorfbe­völ­kerung führte. Als Folge davon sind viele weggezogen und die Verbliebenen sprechen kaum noch miteinander. Kateřina Šedá nimmt die Geografie des Dorfes zum Ausgangspunkt, um die Dorfgemeinschaft wieder zusammenzubringen. Das Firmengelände in der Dorfmitte teilt den Ort geografisch und sozial, der Ort sein Zentrum verloren. Kateřina Šedá bittet die Menschen aus Perspektive die­ser verlorenen Mitte ihr Dorf zu zeichnen. Diese Zeichnungen lässt Kateřina Šedá von Frauen aus dem Dorf auf runde, weisse Tischdecken sticken, die im Zentrum ein Loch haben und prä­sentiert sie auf runden Tischen in der Ausstellung. Ein run­der Tisch ist eine starke Meta­pher, hier verhandelt eine Gemeinschaft gleichberechtigt ihre Interessen und tauscht sich aus. Da Kateřina Šedá in Nošovice ihr Ziel eines neuen Gemeinschaftsgefühls noch nicht er­reicht hat, führt sie ihr Projekt weiter. Ihrer Ausstellung in Luzern legt Kateřina Šedá den Grundriss der Hyundai-Fabrik in Nošovice zu­grunde.

Kateřina Šedá arbeitet zwar meist mit Menschen aus ihrer tschechischen Heimat zusammen, das Problem der zu­neh­men­den Individualisierung und Vereinzelung ist jedoch global zu beobachten.  Kateřina Šedá geht es darum, das richtige Leben zu erschaffen. Manchmal muss man sich direkt an den Himmel wenden, die grössten Ideale einfordern, wenn auf dem Boden Un­verständnis und Ignoranz herrschen. Ohne Teilnehmerin oder Teilnehmer von Kateřina Šedás Aktionen zu sein, kann ihr Traum nachvollzogen werden.

kuratiert von Fanni Fetzer

Die Ausstellung wird unterstützt durch Landis & Gyr/ Siemens Building Technologies, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Tschechisches Zentrum in Wien.

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