KATEŘINA ŠEDÁ
Talk to the sky ’cause the ground ain’t listening
Das Kunstmuseum Luzern zeigt unter dem Titel Talk to the sky ’cause the ground ain’t listening die erste Übersichtsausstellung der tschechischen Künstlerin Kateřina Šedá, in der die wichtigsten Arbeiten zusammengefasst sind und so ein umfassender Überblick über ihr vielschichtiges Schaffen ermöglichen.
Kateřina Šedás Interesse gilt Gemeinschaften. Ihre Projekte zielen nie in erster Linie darauf ab, Kunstwerke zu produzieren. Viel wichtiger sind der Künstlerin die Aktionen, die sie meist mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus der tschechischen Provinz durchführt und die zum Ziel haben, Zugehörigkeitsgefühl, Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und Identifikation mit der Heimat zu erzeugen.
Beispielhaft dafür ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung des kleinen tschechischen Dorfes Nošovice für das Projekt Nedá se svítit, das den Rahmen der Luzerner Ausstellung bildet. Talk to the sky ’cause the ground ain’t listening ist eine von hundert Übersetzungen des titelgebenden tschechischen Sprichwortes. Für jede Station und Weiterentwicklung von Nedá se svítit wählt Kateřina Šedá eine andere Übersetzung aus. Ausgangssituation des Projektes ist der Bau einer Autofabrik in Nošovice, der zum Streit unter der Dorfbevölkerung führte. Als Folge davon sind viele weggezogen und die Verbliebenen sprechen kaum noch miteinander. Kateřina Šedá nimmt die Geografie des Dorfes zum Ausgangspunkt, um die Dorfgemeinschaft wieder zusammenzubringen. Das Firmengelände in der Dorfmitte teilt den Ort geografisch und sozial, der Ort sein Zentrum verloren. Kateřina Šedá bittet die Menschen aus Perspektive dieser verlorenen Mitte ihr Dorf zu zeichnen. Diese Zeichnungen lässt Kateřina Šedá von Frauen aus dem Dorf auf runde, weisse Tischdecken sticken, die im Zentrum ein Loch haben und präsentiert sie auf runden Tischen in der Ausstellung. Ein runder Tisch ist eine starke Metapher, hier verhandelt eine Gemeinschaft gleichberechtigt ihre Interessen und tauscht sich aus. Da Kateřina Šedá in Nošovice ihr Ziel eines neuen Gemeinschaftsgefühls noch nicht erreicht hat, führt sie ihr Projekt weiter. Ihrer Ausstellung in Luzern legt Kateřina Šedá den Grundriss der Hyundai-Fabrik in Nošovice zugrunde.
Kateřina Šedá arbeitet zwar meist mit Menschen aus ihrer tschechischen Heimat zusammen, das Problem der zunehmenden Individualisierung und Vereinzelung ist jedoch global zu beobachten. Kateřina Šedá geht es darum, das richtige Leben zu erschaffen. Manchmal muss man sich direkt an den Himmel wenden, die grössten Ideale einfordern, wenn auf dem Boden Unverständnis und Ignoranz herrschen. Ohne Teilnehmerin oder Teilnehmer von Kateřina Šedás Aktionen zu sein, kann ihr Traum nachvollzogen werden.
kuratiert von Fanni Fetzer
Die Ausstellung wird unterstützt durch Landis & Gyr/ Siemens Building Technologies, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Tschechisches Zentrum in Wien.