Öffnungszeiten über die Feiertage: 24./25., 31.12., geschlossen, 26.12. und 01.01., 11–18 Uhr geöffnet

Raymond Pettibon
Whuytuyp
in Kooperation mit Fumetto – Int. Comix-Festival Luzern

24.03.22.07.2012
Raymond Pettibon, No Title (Bull), 2010, courtesy Regen Projects, Los Angeles, (c) the artist
24.03.
22.07.2012

Das Kunstmuseum Luzern präsentiert in Zusammenarbeit mit Fumetto – Int. Comix Festival Luzern die Ausstellung Whuytuyp, mit Arbeiten aus Raymond Pettibons jüngster Schaffensperiode von 2006 bis 2011. Diese fünf Jahre lassen zum ersten Mal eine umfassende Einordnung und Untersuchung seiner neuen Arbeiten zu. Ab 2001 ist eine deutliche stilistische und inhaltliche Zäsur in seinem Werk erkennbar, die 2006 eine ausgereifte Form angenommen hat: Pettibon beginnt seinen Strich durch den Einsatz breiterer Pinsel zu befreien. Die Lust an der Geste und die zunehmende Expressivität zeigen sich auch im Einsatz von kräftigen Farben. Diese Entwicklung findet gleichzeitig mit einer inhaltlichen Verschiebung hin zu übergeordneten Themen statt. Die Aussagen in seinen Werken werden philosophischer und beginnen sich vermehrt mit allgemeinen Topoi der Sozial- und Gesellschaftskritik zu befassen.

Raymond Pettibons Arbeiten erfassen die westliche Gesellschaft in ihrem diskursiven Wesen. Die Faszination seiner Werke geht von der Vielstimmigkeit und den Brüchen aus, die seine Bilder kennzeichnen. Seit ca. 2008 deutet die komplexe Anwendung der Technik der Collage direkt auf Pettibons Verständnis einer fragmentierten Gesellschaft, die aus inkohärenten Teilen besteht. Pettibon hält mit künstlerischen Mitteln fest, was vor seinen Augen passiert. Er bezeichnet diese Tätigkeit als Zeugnis ablegen. Er setzt seine Zeugnisse unkommentiert nebeneinander und intuitiv in Bezug zur Kulturgeschichte. Seine einzigartige Symbiose von Text und Bild ist dabei nur ein Mittel, die Gleichzeitigkeit mehrerer Wahrnehmungsebenen darzustellen und diverse Konnotationsebenen zu vermischen.

Pettibons künstlerische Praxis ist weder linear noch kontinuierlich noch steht sie im Dienste einer Teleologie. Die Diskontinuität in Inhalt und Form macht jedoch Zusammenhänge und Funktionsweisen evident, wie sie in keiner Geschichtsschreibung je Form annehmen könnten. Wenn viele seiner Arbeiten nebeneinander zu sehen sind, wird die Dichte des Gesamtbildes und die Prägnanz der Einzelarbeiten augenfällig. Pettibon vermag es diskursive Zwänge durch seine Kunst aufzubrechen. Das nutzt er aus, um ausgegrenzte, verdrängte und tabuisierte Aspekte der Gesellschaft freizusetzen. Dadurch wird, die inkohärente Vielschichtigkeit der Gesellschaft in ihrer verstörenden Wucht gegenwärtig. Dank dem diskontinuierlichen Wesen und den aphoristischen Qualitäten äussern sich die Arbeiten in unterschiedlichen Zusammenstellungen immer wieder anders zum Wesen der Gesellschaft. Konstant bleibt einzig ihr lyrischer Grundton.

Whuytuyp steht umgangssprachlich für: „what’s up“ oder „hello“. Ist auch eine Referenz an den Satz „what is up on the wall“.)

kuratiert von Lynn Kost

Nach oben