Charles Moser wird 1953 in Bern geboren. Über seine Mutter und Tante erhält er früh Kontakt in künstlerische Kreise, er lernt Bernhard Luginbühl, Jean Tinguely, Lilly Keller oder Peter von Wattenwyl als Kind kennen. Bereits als Vierzehnjähriger ist er oft in der Ateliergemeinschaft Ziegelrain von Christian Rothacher, Hugo Suter, Max Matter und Heiner Kielholz in Aarau zu Besuch. 1969 besucht er die Kunstgewerbeschule in Luzern, wo seine Lehrer Godi Hoffmann und Anton Egloff sind. Bei Letzterem macht er meist kleinformatige Objekte aus Ton, Porzellan und Wachs. Während der Ausbildungszeit behält er Kontakt zur Ateliergemeinschaft Ziegelrain und hilft verschiedentlich bei Ausstellungsvorbereitungen mit. Auch wenn Charles Moser dank dem damaligen Kurator Jean-Christophe Ammann zeitweise im Kunstmuseum Luzern einen freistehenden Raum als Atelier nutzen kann und einige seiner Zeichnungen in einer Vitrine zeitweise ausgestellt werden, bleibt Mosers künstlerisches Schaffen jener Zeit in Luzern praktisch unbekannt. Der Künstler selbst forciert seine öffentliche Wirkung nicht und konzentriert sich nach der Beendigung seiner Ausbildung in Luzern vermehrt auf die aargauische Kunstszene. Es folgen gelegentliche Ausstellungsbeteiligungen. In Übersichtsausstellungen, etwa zum Thema Zeichnung im Kunsthaus Zug 1992, ist er mit wichtigen Exponaten vertreten.
Mit Heinz Frutiger gründet er die Firma "Video-ONE", die mit dem neuen Bildmedium kulturelle Projekte realisiert und etwa mit Walter Fähndrich, Christoph Rütimann, Guiso Nussbaum, Monica Klingler und Hugo Suter zusammenarbeitet. Ab 1983 erhält Charles Moser einen Lehrauftrag für Modellieren an der Schule für Gestaltung in Luzern. Mit Tobias Wyss baut er hier ab 1985 einen Video-Kurs auf. Seit 2007 ist Charles Moser Studienleiter der Abteilung Kunst und Vermittlung an der inzwischen "Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern (HGK)" genannten ehemaligen Kunstgewerbeschule. Er lebt heute in Menziken (AG).
Selbst wenn sich der Künstler gegenwärtig vor allem mit Video beschäftigt, ist die Zeichnung, aber auch die plastische Realisierung eine Konstante in seinem Werk. Der Ausgangspunkt seines zeichnerischen Schaffens liegt bei der Naturbeobachtung, doch entwickelt der Künstler seine akribische naturkundliche Recherche weiter, indem er etwa das Vermögen der Wahrnehmung – ein bevorzugtes Thema seiner Blätter – herausfordert. Linien, Schwingungen und Kumulationen stehen sowohl für energetische wie für zwischenmenschliche Wirkungskräfte. Doch führt das Medium der Zeichnung auch per se zu Funden, etwa wenn die grafischen Arbeiten bisweilen an Entwürfe erinnern, etwas Spekulatives propagieren und so auf eine mögliche Realisierung jenseits der Wirklichkeit der Zeichnung verweisen (vgl. KML 1999.37y).
Sein zeichnerisches Schaffen wird 1999 in der Ausstellung "Grosser Mann mit kleinen Zeichnungen" im Kunstmuseum Luzern vorgestellt. Im Zusammenhang mit dieser von Ulrich Loock kuratierten Ausstellung gelangt ein grösseres Konvolut Zeichnungen in die Sammlung des Kunstmuseum Luzern.
Christoph Lichtin
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Charles Moser - Grosser Mann mit kleinen Zeichnungen, mit einem Text von Ulrich Loock, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1999