Der österreichische Künstler Alois Mosbacher erblickt am 7. Juni 1954 in Strallegg, Steiermark, das Licht der Welt und wächst in einer bäuerlichen Umwelt auf. In den Jahren 1973 bis 1979 studiert er Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er heute noch lebt und arbeitet. Nach Abschluss seiner Studienzeit wird er schnell durch mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen national sowie international bekannt und darf etliche Kunstpreise des Landes Steiermark sowie der Stadt Wien entgegennehmen. Er hält sich längere Zeit in Paris und Los Angeles auf.
Bereits in seinen frühen Werken lassen sich die wichtigsten Aspekte seiner Malerei erkennen. Er gehört zu einer Generation österreichischer Maler, die unter der Bezeichnung „Neue Wilde“ oder „Neue Malerei“ (ähnlich den Bewegungen der „Heftigen Malerei“ in Deutschland und der „Transavanguardia“ in Italien) Ende der 1970er und in den 1980er Jahren internationales Interesse erregt sowie Erfolge verzeichnet. Neben Mosbacher werden auch seine Malerfreunde Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Josef Kern, Alfred Klinkan, Hubert Schmalix u.a. zu dieser Gruppe gezählt. Der damalige Leiter der Neuen Galerie Graz Wilfried Skreiner verhilft den jungen Kunstschaffenden 1981 mit der Trigon-Ausstellung „Auf der Suche nach den Autonomien. Der Regionalismus in der Kunst“ zum Durchbruch. Sie setzen sich intensiv mit der Malerei auseinander und bilden einen Gegenpol zu der gleichzeitig existierenden Kunstauffassung, die sich künstlerisch zurückhaltend, sensibel sowie ungegenständlich ausdrückt. Zunächst wendet sich Mosbacher der Zeichnung zu, wechselt aber bald zur figurativen Malerei, die durch ihre expressive Farbigkeit, ihren spontanen Einsatz von Farbe, ihrem Gespür für den Bildraum, ihrem in sich stimmigen Komposition und ihrem sicheren Umgang mit malereifremden Gegenständen besticht.
Auch in der Schweiz ist Mosbacher kein unbekannter Künstler, werden seine Werke bereits in mehreren Museen (Kunstmuseum Luzern 1982, Aargauer Kunsthaus 1987 und Galerien Bern 1982, 1983, 1984 und 2007) ausgestellt. In Bern spielt der Galerist und Kunstsammler Toni Gerber bei der Förderung Mosbachers sowie seiner Rezeption eine bedeutende Rolle. Dank Schenkungen aus Gerbers Sammlung verfügt das Kunstmuseum Luzern über einen umfangreichen Bestand seiner Werke.
Robert Fleck (2010) bezeichnet Mosbachers Oeuvre als Paradebeispiel einer beständigen Entwicklung, die sich durch neue Schritte, ungewohnte Gegenstände und technische Veränderungen neu erfinde. Er gehöre zu den zentralen Malern Österreichs mit unverzüglicher internationaler Achtung, bei dem die Beständigkeit seines Kolorismus, der in enger Verbindung mit der Figuration stehe, ins Auge steche. Vom Jahre 1981 bis in die Gegenwart bleibe sein freier Einsatz der Farbe sein besonderes Charakteristikum. Ebenfalls lasse sich in seinem Werk ein weiteres künstlerisches Phänomen ab Mitte der 1970er Jahre beobachten: Die Narration sei in Mosbachers Werken zentral. Er befasst sich zu Beginn seiner Karriere der plötzlich wieder akzeptierten Malerei und Erzählung. In seinem Werk findet sich eine Spur des Erzählerischen, die sich aus einer Spannung durch die Zusammenstellung der Figuren ergibt. Die Bilder beinhalten eine Leerstelle, die bei den Betrachterinnen und Betrachtern die Bildung von Geschichten anregt.
In den neueren Werken bleibt Mosbacher seinen Grundsätzen treu, setzt aber neue bildnerische Mittel ein: Sein Kolorismus ist zurückgenommen, die Werke erscheinen nüchterner sowie sachlicher und sie weisen eine Vielfalt des formalen Gehaltes auf. Seine Bilder bleiben teilweise rätselhaft, widersprüchlich und sein Interesse an den Themen mit einer gewissen emotionalen Bezugnahme zum aktuellen Leben ist ungebrochen. Die Bedeutung seines Oeuvres fusst auf seiner Figuration, seinem freien Farbeinsatz und seiner erkennbaren Spur des Erzählerischen. Seine Bilder sind Fiktionen aus verschiedenen Bildmotiven, bei denen die Komposition sowie die Farbigkeit über den Inhalt siegen.
Der Künstler spürt seine Motive einerseits im Internet auf, andererseits fotografiert er viel und sammelt diese Funde in seinem Archiv. Die Recherche und die Suche nach dem Motiv vor dem Malprozess können sich über längere Zeiträume erstrecken. Beispiele, die auf Internetbildern basieren, sind die Serie „Akemi im Wald“ aus dem Jahre 2002, in denen Mosbacher Fotos einer privaten Homepage verwendet. Das gleiche gilt für die Serie „Game“ aus demselben Jahr, die sich dem Thema der Rollen- und Strategiespiele widmet, die Mosbacher an Spiele in seiner Kindheit und die Lust, in Rollen zu schlüpfen, erinnern.
Karoliina Elmer
Graz, Neue Galerie Graz (Ausst.-Kat.), Alois Mosbacher. Outside Fiction, hrsg. von Günther Holler-Schuster, mit Texten von Annelie Pohlen (et al.), Graz: Neue Galerie, 2010
Luzern, Kunstmuseum Luzern/Graz: Neue Galerie am Landesmuseum Johanneum (Ausst.-Kat.), Junge Kunst aus Österreich, hrsg. von Martin Kunz und Wilfried Skreiner, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1982