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Stephanie Smith und Edward Stewart Smith/Stewart, 3 Einträge

Stephanie Smith (*1968) und Edward Stewart (*1961) lernen sich 1992 während ihres Studiums in Amsterdam kennen und arbeiten seit 1993 auch künstlerisch zusammen. Die aus Manchester stammende Smith hatte zuvor ihren Bachelor of fine Arts in London gemacht, der Ire Stewart Kunst an der Akademie in Glasgow studiert. Dort leben und unterrichten beide auch heute. In den ersten 10 Jahren ihrer gemeinsamen Karriere arbeiteten sie vorrangig mit dem Medium Video. Sie traten stets selbst als Protagonisten auf, setzten sich häufig Schmerz oder Gefahren bergenden Grenzsituationen aus, um das Verhältnis von Mann, Frau und Körper zu untersuchen. Man kann sie in einer Tradition von mit Video arbeitenden Künstlerpaaren wie Vito Acconci und Kathy Dillon oder Marina Abramovic und Ulay sehen.

Eines ihrer ersten gemeinsamen Werke, „Mouth to Mouth“ (1995, KML 99.80v), kann als typisch für die frühen Arbeiten gelten. Mit statischer Kamera auf eine Badewanne fokussiert gefilmt, sieht man Stewart unbeweglich unter Wasser liegen. Smith beugt sich nach jedem sprudelnden Ausatmen seinerseits, zu ihm herab, um ihn Mund zu Mund zu beatmen. Assoziationen zu Sexualität, Rollen- und Machtverhältnissen spielen häufig in ihren Arbeiten mit. Aber Smith/Stewart haben einmal in einem Interview bemerkt, dass sie Dualitäten nicht so sehr interessieren, sondern vielmehr das Dazwischen, die Grauzonen. In „Mouth to Mouth“ mag das ein lebenserhaltender Kuss, der gleichzeitig abhängig hält, sein. Aber es ist auch der Übergang von Spiel zu Ernst, von Erträglichem zu Grenzerfahrungen.

Gegen Mitte der 1990er Jahre kann man einen Interessenswechsel in den Arbeiten feststellen. Nun steht nicht mehr die Beziehung, sondern die Körperlichkeit selbst im Vordergrund. Für „Breathing Space“, (1997, KML 99.78v) stülpten sie sich Plastiktüten über den Kopf und liessen den Betrachter ihren schwerer werdenden Atem miterleiden.

Konnte man sich auch vorher nur schwer emotional entziehen und war diese Beteiligung auch von den Künstlern ausdrücklich erwünscht, hat der Betrachter in der Videoinstallation „Inside Out“, (1997, KML 99.79v) nun endgültig das Gefühl nicht mehr aussenstehend, sondern in Stewarts Kopf selbst zu sein. Mit einer Kamera aus dessen Mund heraus gefilmt, öffnen sich als einziger Fluchtweg und Lichtquelle die Projektion, sobald Stewart seinen Mund öffnet.
Diesen Weg der zunehmenden körperlichen Integration des Betrachters verfolgen Smith/Stewart weiter. Seit 2002 arbeiten sie auch mit architektonischen Installationen, zu welchen die Videos nur noch Beiwerk sind. Aber auch in diesem neuen Medium bleiben sie thematisch der Fokussierung auf Grenzgänge zwischen Normalität und Ängsten treu.

Julia Strebelow
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