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Werkbeschrieb
Auf dem rund drei Meter langen und knapp einem Meter hohen Bild breitet sich ein mächtiges, Angst einflössendes Monster mit stumpfem Kopf und sechs stämmigen Beinen aus, von denen zwei zu krallenartigen Händen ausgebildet sind. Es ist im Begriff, eine an ein menschliches Wesen erinnernde Gestalt mit langem Hals und echsenartigem kleinem Kopf zu attackieren. Weiter ist sie mit dicken Oberschenkeln und einem Brustpanzer versehen, der einen Teil des Leibes ungeschützt lässt. Aus Angst angegriffen zu werden, lehnt sich die kleine auf den Knien sitzende Figur zurück und stützt sich mit den Armen auf dem Boden auf. Wer ist wem unterlegen? Wer hat Angst vor wem? Ist es ein Kampf zwischen dem Unbewussten und dem Bewussten? Die Fragen bleiben deshalb ungeklärt, weil der Künstler die beiden Dargestellten im entscheidenden Moment des Schrecklichen zu versteinerten Wesen macht.
Traurige Wahrheiten schön zu malen ist ein Hauptanliegen der Malerei von Max von Moos. (Sammlungskatalog Kunstmuseum Luzern, 1983) Gekonnt malt er Schönes aus schrecklichen, von Angst erfüllten und grauenhaften Bildern. Dies fällt vor allem in der Behandlung der Oberflächen auf, indem er mit der obersten Malschicht einen raffinierten Verwitterungseffekt vortäuscht, wie er sonst an alten Fresken zu sehen ist. Er entrückt seine Bilder auf diese Weise in eine andere Zeit und spielt zugleich auf den "Substanzverlust in der Kunst der letzten hundert Jahre an", den er gemäss seinen eigenen Worten ganz deutlich zu spüren bekommen hat und bekennt, dass er selbst "diese Krankheitssymptome des Verfalls aufweise". Für ihn war Eugène Delacroix der letzte Olympier unter den Malern: "Er war Heide und Christ, er beherrschte das Monumentale wie das Staffeleibild, er kannte Europa, Asien und die Antike – alles kam bei ihm vor, in alles arbeitete er sich ein." (Gespräch mit Alfred A. Häsler, 1976)
Die "Angst" zählt zu denjenigen Werken, in denen Max von Moos, der oft als Pessimist und Moralist bezeichnet wird, den Krieg und die Schrecken seiner Zeit thematisiert und den von Bedrohung umgebenen und von Angst gequälten Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Cornelia Ackermann
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stadt Luzern, Ankauf aus Spezialfond
Eingangsjahr:1983
Ausstellungsgeschichte
Max von Moos, Frankfurt a. M., Galerie im Rahmhof, 07.09.1975 - 31.10.1975
Die Apokalypse - Ein Prinzip Hoffnung, Ludwigshafen, Wilhelm Hack Museum
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.07.1984 - 09.09.1984
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, Bonn, Rheinisches Landesmuseum, 17.01.1985 - 24.02.1985
Max von Moos. Otto Tschumi, Winterthur, Kunstmuseum Winterthur, 13.10.1968 - 17.11.1968
Max von Moos - Camille Graeser, Zürich, Kunsthaus Zürich, 09.02.1979 - 25.03.1979
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, Wien, Museum Moderne Kunst, Palais Liechtenstein, 09.05.1985 - 16.06.1985
Max von Moos: Atlas, Anatomie, Angst, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.2001 - 03.03.2002
Die Sammlung, erweitert. Eigene Werke mit Leihgaben aus dem Kunstmuseum Luzern, Zug, Kunsthaus Zug, 06.07.2008 - 31.08.2008
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, München, Kunstverein München, 08.03.1985 - 14.04.1985
Balades avec le minotaure, Neuenburg, Centre Dürrenmatt, 06.12.2013 - 09.03.2014
Von Angesicht zu Angesicht. Füssli, Böcklin, Rondinone und andere, Luzern, 28.02.2015 - 22.11.2015
Max von Moos – gesehen von Peter Roesch, Christian Kathriner und Robert Estermann, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 19.03.2011 - 31.07.2011
Karneval der Tiere Tierdarstellungen aus der Sammlung, Luzern, 24.02.2018 - 06.01.2019
Literatur
Mit einem Vorwort von Janine Perret Sgualdo und einem Beitrag der Kuratoren Stefan Zweifel und Juri Steiner, Balades avec le Minotaure. Auf den Spuren des Minotaurus, 2013
[ohne Autor], "Kunstmuseum Luzern, Museum of Art Lucerne", in: Mitteilungsblatt, 20.04.2011, S. 48
[sda], "Neue Einsichten", in: Der Landbote, 19.03.2011, S. 15
Beck, Kurt, "Künstlerbesuch in surrealer Bilderwelt", in: Neue Luzerner Zeitung, Nr. 69, 23.3.2011, S. 8
[bum/iw], "Kunst Kunstmuseum Luzern: Zeitgenössische Blicke auf Max von Moos", in: Luzerner Regionalzeitungen Kultur, Kunst, Unterhaltung, 18.03.2011
[sda], "Neue Einsichten", in: Zürcher Oberländer, 19.03.2011, S. 29
Oehen, Berta, "Unkonventionelle Werkschau", in: Willisauer Bote-Wiggertaler Bote, Nr. 24, 25.03.2011, S. 5
Bugmann, Urs, "Akzente aus der Nachbarstadt Luzern", in: Neue Luzerner Zeitung, 4.7.2008, S. 12
Kurzmeyer, Roman, Atlas Anatomie Angst. Max von Moos (1903-1979), Zürich: Edition Voldemeer; Wien/New York: Springer Verlag, 2001
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Ergänzungsband zum Sammlungskatalog der Gemälde, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1984
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Heusser, Hans-Jörg, Max von Moos (1903-1979). Eine tiefenpsychologische Werkinterpretation, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich, Luzern: Harlekin Verlag; München: Prestel, 1982 (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Oeuvrekataloge Schweizer Künstler 10)
Zürich, Kunsthaus Zürich (Ausst.-Kat.), Max von Moos, mit einem Text von Erika Billeter und Hans-Jörg Heusser, Zürich: Kunsthaus Zürich, 1979
Thali, Peter, Max von Moos, mit Texten von Peter F. Althaus (et al.), Zürich: Scheidegger, 1974
Winterthur, Kunstmuseum Winterthur, Max von Moos. Otto Tschumi, mit einem Text von Hans Curjel, Winterthur: Kunstmuseum Winterthur, 1968