Der in Luzern lebende Niklaus Lenherr ist Mitte der 1980er Jahre mit seinen Skulpturen aus Bauschaltafeln rasch bekannt geworden. Die „Raum-Situation, elementar II/91“ gehört in diese Werkphase, die er 1995 abschliesst. Die Verwendung von vorfabrizierten Materialien kennzeichnet jedoch sein ganzes Schaffen. Die Schaltafel dient ihm als hervorragende bildneri-sche Ausgangsbasis, weil das Umfassen, Kennzeichnen und Begrenzen von Raumkörpern ihre eigentliche Funktion ist und sich mit ihr grundlegende bild-hauerische Fragestellungen formulieren lassen. Als standardisiertes Material ist sie aber auch eine Referenz an die Tradition der Minimal Art. Die Skulptur ist eine Konstruktion aus drei Elementen: einer Grundplatte, die eine Fläche umschreibt, einem aufrechtstehenden Hohlkörper, der ein Volumen umfasst, und einem Stuhl, der ein Verweis auf eine mögliche Handlung ist. Diese drei Teile – die begrenzte Fläche, das definierte Volumen und die zugewiesene Handlung – sind modellhaft als „elementare“ Bedingungen eines Raumes zueinander in Beziehung gesetzt.
Christoph Lichtin