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Albrecht Schnider, Eva Stürmlin, Franz Wanner
Malerei
20 Jahre Manor-Kunstpreis

23.03.26.05.2002
23.03.
26.05.2002

Als Philippe Nordmann 1982 in Luzern erstmals den Nordmann-Kunstpreis ausrichtete – er ging an den jungen Luzerner Künstler Andreas Gehr –, schuf er die Grundlage für eines der bedeutendsten Instrumente der privaten Kunstförderung in der Schweiz. Der Manor-Kunstpreis – dies sein aktueller Name – wird heute in Zusammenarbeit mit den Museen in neun Schweizer Städten alle zwei Jahre vergeben. Sein Ziel ist die Förderung junger Kunstschaffender. Neben einem Barpreis erhalten die von einer Fachjury erkürten Preisträger die Gelegenheit einer oft erstmaligen Museumsausstellung. Dieses Fördermodell hat sich bestens bewährt, und die Liste der ehemaligen Preisträger liest sich wie ein Who-is-Who der Schweizer Kunst der vergangenen zwanzig Jahre.

Das Jubiläum ist dem Kunstmuseum Luzern – Geburtsstätte des Manor-Kunstpreises – Grund genug, drei ehemalige Preisträger einzuladen, ihre neusten Werke zu zeigen. Mit Albrecht Schnider, Eva Stürmlin und Franz Wanner sind es drei Kunstschaffende, die in den achtziger Jahren in Luzern einen hoffnungsvollen Karrierestart erlebten. Sie alle haben Luzern verlassen, um anderswo in der Schweiz oder im Ausland ihren Horizont zu erweitern und sich zu messen. Sie verbindet auch die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Medium der Malerei. So verschieden ihre Werke daherkommen, es sind in allen drei Fällen momentane Resultate eines Prozesses, in dem es darum geht, das auszuloten, was die Malerei heute zu leisten vermag. Es sind spannungsvolle Auseinandersetzungen innerhalb der klassischen Paradigmen der Malerei, Auseinandersetzungen mit Komposition, Fläche, Linie, Farbe, Materialität des Mediums, aber auch mit der Referenzialität von Bildern verschiedener Abstraktionsgrade.

Albrecht Schnider (geb. 1958, lebt und arbeitet in Berlin) hat sich seit seiner ersten Ausstellung 1988 in der Kunsthalle Bern als Maler verstanden, der seine Werke in die Reihe der bekannten Ikonen, der Meilensteine der Kunstgeschichte einzugliedern verstand. Dies nicht, um die traditionellen Gattungen wie das Porträt oder das Stilleben durch einen Reproduktionsprozess zu erhalten, zu hinterfragen oder gar zu ironisieren, sondern vielmehr um die Auseinandersetzung mit den erhaltenen Kunstwerken unserer Zeit als Anlass zur Suche nach neuen formalen malerischen Lösungen zu nehmen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Schnider sich nicht scheut, seine Figurenbilder der späten Achtzigerjahre unter anderen Aspekten wieder aufzunehmen (wie der Vergleich der Landschaften von 1988 und 1998 zeigt), sie zudem auch in eine neue Werkgruppe der abstrakten Bilder einzugliedern. Mit den neuesten Arbeiten, die in Luzern gezeigt werden, geht Schnider über das Stadium der vom Bildrand angeschnittenen und deswegen unbändig erscheinenden, durch ihre Glätte zudem ungreifbaren Arabesken hinaus. Erstmals verwendet er die Farbe Weiss nicht als Leinwandgrund, sondern als letzte Schicht, die in reliefartigen, oft auslaufenden Farbstreifen (an sich Nichtfarbstreifen) den Malgrund durchkreuzen und aufbrechen. Diese von Peter Herbstreuth in seinem Katalogtext erwähnte Aggression des Weiss dem Bildgrund gegenüber bewirkt eine Dynamisierung und Fragmentierung des gesamten Bildaufbaus, die nicht nur innerhalb der Bildgrenzen stattfindet, sondern auch in das weisse Dispositiv des Ausstellungsraumes eingreift. Dass diese Aggression vom Künstler konzeptuell erarbeitet und im Bild festgelegt wurde, weist wie Schniders Figurenbilder auf seine konstante Selbstreflexion dem Medium der Malerei gegenüber hin.

Die Problematik der Malerei, sichtbar zu machen ohne abzubilden, ohne den Grad zwischen Figuration und Abstraktion gehen zu müssen, zeigen auch die neuen Arbeiten von Eva Stürmlin (geb. 1957, lebt und arbeitet in Zürich) auf. Es ist der Prozess der Bildfindung, der durch seine Spurenlegung unser Interesse erweckt, der das Auge führt, das stets auf der Suche nach der erkennbaren Form ist. Die Arbeiten Eva Stürmlins spielen dieses Spiel, ohne den Wunsch des Betrachters nach Inhalt und Form richtig einlösen zu wollen. Sie machen sichtbar, indem sich ihre Form dieser vereinfachenden Betrachtungsweise widersetzt und auf diese Weise Unbekanntes, eben Malerei geschehen lässt, oder das zur Erscheinung bringt, was hinter dem Sichtbaren liegt. Die Schärfung der Wahrnehmung, die zu allererst von der Künstlerin in ihrem Diskurs mit dem Bild ausgetragen wurde, verlangt dabei unweigerlich nach dem Pendant im Betrachter.

Der Materialität von Malsubstanz einen Ort auf der Leinwand zuzuweisen, durch Malerei sichtbar zu machen, gehört auch zu den künstlerischen Ansätzen von Franz Wanner (geb. 1956, lebt in Wien und Zürich, arbeitet in Murg). Wie Albrecht Schnider sieht er sich in die Genealogie der Kunst eingegliedert und nimmt konkret formale und inhaltliche Elemente grosser Werke der Kunstgeschichte auf. Die potentielle Verletzlichkeit seiner Maloberflächen und Farbträger sieht er im kaum einlösbaren Ideal des vollkommenen Kunstwerks gespiegelt. Die Auseinandersetzung und der konstante Versuch einer Annäherung an eben dieses Ideal spielt sich gezwungenermassen auf der Oberfläche seiner Malerei ab, die vergleichbar mit Eva Stürmlins Werken die Aufgabe inne hat, zu zeigen und sichtbar zu machen. Die neuen Arbeiten von Franz Wanner sind in drei Werkgruppen gegliedert, Feld in der Bedeutung des komponierten Bildfeldes, Fels als opakes Objekt, das seinen Ort auf dem Bildträger behauptet und den Träger dadurch verdeckt, sowie Haut oder Hülle, die durch die Differenz von Innen und Aussen Gestaltung annimmt. Auch wenn Wanners Werke inhaltlich gelesen werden können, so sind sie doch stets auch Ausdruck des Gestaltungsprozesses auf formaler Ebene, der seine Lebendigkeit durch den Grad der Abstraktion erreicht.

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