Max von Moos
Atlas, Anatomie, Angst
Max von Moos (1903-1979) ist ein bedeutender Vertreter der modernen Schweizer Malerei und eine der bekanntesten und prägendsten Künstlerpersönlichkeiten der Zentralschweiz. In seiner surrealistischen Malerei kultivierte er den Zweifel als bildgenerierendes Prinzip. Der Künstler zeigt Menschen umgeben von Gewalt und Zerstörung, bedrängt, in Angst und Verzweiflung, gezeichnet durch Schmerz und Verfall, in ausweglosen oder komisch absurden Situationen. In einer Malerei von bemerkenswerter technischer Meisterschaft schildert dieser Künstler seine Weltangst und das Versagen der Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit angesichts einer Unheil kündenden Wirklichkeit. Neben diesen Evokationen des Schrecklichen führen seine Bilder in ältere oder von der Zivilisation unberührte Schichten des Lebens. Er malte Unterwasserbilder, Grabkammern, Versteinerungen und Skelette.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern gibt mit 60 Gemälden, Zeichnungen und kunstgewerblichen Arbeiten einen Überblick über das Schaffen des Luzerner Malers und stellt dessen Werk in einen kulturhistorischen Kontext. Joseph von Moos (1859-1939), der Vater des Künstlers und sein wichtigster Lehrer, wird in der Ausstellung mit Gemälden und kunstgewerblichen Arbeiten vorgestellt. Die Ausstellung folgt den Spuren, die der deutsche Kunstwissenschafter Max Raphael (1889-1952) in Leben und Werk des Künstlers hinterliess. Als Raphael 1939 in Frankreich interniert wurde, unterstützte Max von Moos seinen Freund massgeblich bis 1941 die Emigration in die Vereinigten Staaten gelang. In New York entstand in jenen Jahren das bislang kaum bekannte Spätwerk des Bildhauers Elie Nadelman (1882-1946). Er ist wie von Moos ein manieristischer Künstler, doch während dieser mit Nachdruck auf dem Scheitern der klassischen humanistischen Werte besteht, visualisiert Nadelman in seinem Spätwerk die Erneuerungskraft der Kunst aus der Populärkultur. Eine grössere Gruppe seiner späten Plastiken wird in dieser Ausstellung erstmals ausserhalb der Vereinigten Staaten ausgestellt. Der marxistische Kunsthistoriker Konrad Farner (1903-1974), ein Freund des Künstlers aus der Jugendzeit, wird in der Ausstellung mit seinen kunstgeschichtlichen Lehrtafeln vorgestellt, die erst kürzlich wiederentdeckt wurden. Farner stellte Kunstreproduktionen aus Zeitschriften und Zeitungen zu einem Atlas der Weltkunst zusammen, der Zeugnis ablegt von einem modernistischen, an der menschlichen Existenz orientierten Kunstverständnis. Tische, die von Vaclav Pozarek für die Ausstellung entworfen wurden, nehmen wie einst im Atelier des Malers Max von Moos die Zeichnungen, Bücher, Kataloge und Dokumente auf, die im Museum zu sehen und zu lesen sind.
kuratiert von Roman Kurzmeyer
unterstützt durch die Max von Moos-Stiftung