Der Moderne Bund, 2 Entries
Die Schweizer Kunstschaffenden zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewegen sich in einem betont internationalen Beziehungsnetz. Ohne Verzögerung gelangen so avantgardistische Strömungen aus dem Ausland in die Schweiz. Selten zuvor ist die Schweiz so nahe am Puls der Zeit wie jetzt. Deutlich macht dies die praktisch gleichzeitige Gründung des "Modernen Bundes" in Weggis am Vierwaldstättersee und diejenige des "Blauen Reiters" durch Kandinsky in München. Beide Künstlervereinigungen verfolgten u.a. das Ziel, avantgardistische Kunst einem weiteren Publikum bekannt und zugänglich zu machen.
Das genaue Gründungsdatum des Modernen Bundes ist nicht überliefert, wird aber von Walter Kern auf 1910 festgesetzt. Die früheste schriftliche Erwähnung fällt auf den Oktober 1911. Die drei Gründungsmitglieder Hans Arp, Walter Helbig und Oscar Lüthy treffen in Arps Weggiser Bauernhaus aufeinander. Der etwas ältere Helbig ist eben aus Deutschland in die Schweiz gezogen. Er gehört als Mitglied der Neuen Secession in Berlin bereits zur künstlerischen Avantgarde und unterhält Kontakte zu den Malern der Künstlergruppen "Brücke" und "Blauer Reiter". Seine Werke aus dieser Zeit, insbesondere die Holzschnitte, sind denn auch in der Nähe der Brücke anzusiedeln. Von seinen Erfahrungen mit Künstlervereinigungen und seinen diversen Kontakten profitiert der Moderne Bund, der sich als Teil einer internationalen avantgardistischen Bewegung versteht. Der jüngste der dreien, Hans Arp, ist ebenfalls mehr dem Umfeld des Expressionismus zuzurechnen, während der aus Bern stammende Lüthy sich in Paris mit dem Kubismus eingehend auseinandersetzt und sich dessen Formensprache aneignet.
Ein einheitlicher Gruppenstil, wie ihn etwa die Brücke zeitweise pflegt, wird im Modernen Bund nicht angestrebt. Es sind auch keine Statuten oder sonstige verbindliche Richtlinien bekannt. Das grösste verbindende Element ist das Interesse an avantgardistischen Bewegungen in Deutschland und Frankreich und die mehr praktische Überlegung, im Kollektiv mehr Durchschlagskraft zu haben. Eine zwecks Ankündigung der ersten gemeinsamen Ausstellung eingereichte Zeitungsannonce macht die Ziele klar: Durch jährliche Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland soll das Publikum mit der Entwicklung der modernsten Schweizer Kunst bekannt gemacht werden. Dabei wird viel Wert auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Malerkollegen sowohl auf geistiger wie auf praktischer Ebene gelegt. Dies ist auch als Vorstoss gegen die allgemein anerkannte Schweizer Kunst gemeint.
Gerade Luzern ist ein paar Jahre zuvor zum Schauplatz einer besonders heimatlich und national gestimmten Kunst geworden. 1906 wird hier eine gegen die GSMBA (Gemeinschaft Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten) gerichtete Künstlervereinigung gegründet, die rückwärtsgewandte "Schweizerische freie Künstlervereinigung 'Sezession' ", die sich der Wahrung und Förderung einer "freien von keiner Richtung oder Mode beeinflussten Kunstentwicklung in der Schweiz" verschreibt. In Luzern kommt dieser "Sezession" etwa gleich viel Gewicht zu wie der 1865 gegründeten, offiziellen und zu dieser Zeit von Hodler präsidierten GSMBA, dem Dachverband aller lokaler, gewerkschaftlich ausgerichteter Künstlergesellschaften in der Schweiz. Gegen diese reaktionäre Vereinigung richtet sich der Moderne Bund insbesondere, wenn er in der Ausstellungsankündigung am 1. Dezember 1911 im "Vaterland" schreibt: "Für die an sanftmütiger, lokaler Kunst 'gesundeten' Augen wird es ein Labsal sein. – Dieser Vorstoss gegen die so oft ausposaunte 'echte' Kunst wird jährlich wiederholt werden."
Die erste gemeinsame Ausstellung findet zwischen dem 3. und dem 17. Dezember 1911 im Grand Hotel du Lac in Luzern statt, denn wie die meisten avantgardistischen Gruppierung hat der Moderne Bund anfangs Mühe, einen geeigneten Ausstellungsort zu finden. Die Organisation liegt in Lüthys Händen, da Helbig gerade mit seiner definitiven Übersiedelung in die Schweiz beschäftigt ist.
Die Ausstellung umfasst 65 Werke von 16 verschiedenen Künstlern. Inzwischen sind Wilhelm Gimmi und Hermann Huber als erste Neumitglieder dem Bund beigetreten. Huber, der gerade eine Reise nach Algier hinter sich hat, vertritt mit einfachen, kräftigen Formen und reinen Farben die expressionistische Richtung, während Gimmi, der sich vor allem in Paris aufhält, dem Kubismus zuzurechnen ist. Der Hauptakzent liegt auf einer Gruppe eingeladener französischer Maler, darunter Henri Matisse, Paul Gauguin, Auguste Herbin und Pablo Picasso, die einen Drittel der Exponate stellen. Dem bewusst international gestalteten Rahmen werden arrivierte Schweizer Künstler wie Cuno Amiet und Ferdinand Hodler zur Seite gestellt, dessen "Frauenkopf" in einer zweiten eingesandten Ankündigung vom 3. Dezember 1911 quasi als "captatio benevolentiae" angepriesen wird.
Dennoch sind die Reaktionen in der Presse verständnislos und gehässig, die Berichterstattungen voller Häme und primitiver Ironie. Es ist die Rede von "Steinzeitalter- und Kindermalerei", von "Abart der Kunst", usw. Die besondere Sensation der Ausstellung sind die Kubisten – Picasso, Gimmi, Herbin und Lüthy – die besonderes Missfallen erregen. Ein vom Modernen Bund zur Klärung abgedruckter Artikel von Michel Puy kann nicht ändern, dass "Kubismus", mit dem man undifferenziert sämtliche nicht-impressionistischen Werke bezeichnet, noch bis in die 1920er Jahre zum Schlag- und Schimpfwort für alles Neue avanciert. Die einzige positive Rezension stammt aus der Feder des Kunstkritikers der Neuen Zürcher Zeitung, Hans Trog, der sich schon zuvor als unermüdlicher Verfechter der künstlerischen Erneuerung hervorgetan hat.
Sieben Monate später, am 7. Juli 1912, wird die zweite Ausstellung des Modernen Bundes im Zürcher Kunsthaus eröffnet. Verschiedene Galerien Zürichs (Wolfsberg, Neupert und Bollag) widmen sich zu dieser Zeit der neueren Kunst und Persönlichkeiten wie der aufgeklärte Konservator Wilhelm Wartmann oder der Kunstsammler und -mäzen Richard Kisling sorgen in Zürich für ein anderes, aufgeschlosseneres Kunstklima als in Luzern. Umso bemerkenswerter sind die heftigen Reaktionen, die die Ausstellung beim Kunstpublikum und der Presse hervorruft. Die etwas grössere Ausstellung, sie umfasst 115 Werke von 23 Künstlern, legt einen anderen Schwerpunkt, als diejenige in Luzern. Ein Fünftel der Exponate stammen vom "Blauen Reiter", wodurch der Anspruch von Internationalität wiederum eingelöst wird. Beigezogen werden ausserdem Paul Klee und Robert Delaunay, dessen vier Gemälde die letzte Entwicklungsstufe des von ihm entwickelten Orphismus erreicht haben. Eigentliche Sensation der Ausstellung ist aber der mit sechs Ölgemälden und zwei Aquarellen vertretene Kandinsky. Bei dessen (nahezu) abstrakter Malerei überkommt sogar Hans Trog Entsetzen. "Man stelle sich nicht ohne ein gelindes Grauen vor, wie die Mentalität der Menschen beschaffen sein müsste, denen aus dem 'Bild mit Schwarzem Fleck' […] ein künstlerischer Genuss erwachsen würde." (NZZ, 24.7.1912, Nr. 204). Auch andere Kritiker scheinen Kandinskys Geisteszustand anzuzweifeln und wollen lieber "dem Psychiater den Vortritt lassen, der die richtige Diagnose stellen wird" (Volksrecht, 17.7.1912).
Die als Wanderausstellung konzipierte, dritte und vierte Ausstellung folgen 1913 in Deutschland und tragen den Titel "Moderner Bund Schweiz". Sie finden vom 16. März bis zum 4. April in der Galerie Hans Goltz in München und vom 16. April bis zum 31. Mai in der Galerie Sturm in Berlin statt. Gezeigt wird dementsprechend nur die Schweizer Gruppe, also Werke von Hans Arp, Wilhelm Gimmi, Walter Helbig, Hermann Huber, Paul Klee, Oscar Lüthy sowie von Neumitglied Albert Pfister. Dazu erscheint ein illustrierter Katalog mit einem Vorwort des Kunstschriftstellers L.H. Neitzel. Weitere geplante Ausstellungen in Frankfurt, Hamburg und Kiel finden nicht statt.
Noch im selben Jahr reisen die drei Gründungsmitglieder Arp, Helbig und Lüthy gemeinsam nach Paris. Danach bricht die Künstlergruppe ohne formell vollzogene Auflösung auseinander und die ehemaligen Mitglieder verwirklichen ihre je individuellen Stile. Die Gründe für die Auflösung sind nicht geklärt. Vermutet wird aber ein Zusammenhang mit dem Wegzug von Hans Arp, von dem immer eine initiative Kraft ausgegangen ist. Auch der Ausbruch des ersten Weltkrieges, der viele Kontakte zu ausländischen Künstlerkollegen erschwert oder verunmöglicht, dürfte seinen Anteil an der Auflösung gehabt haben.
Trotz seiner relativen kurzen Dauer sind die Verdienste des Modernen Bundes für die Schweizer Kunstlandschaft hoch einzuschätzen. Als erste wirklich bedeutende und durchschlagskräftige Künstlergruppe macht sie die Schweiz mit den international avantgardistischen Strömungen bekannt und verarbeitet diese in eigenständigen Leistungen. Obwohl die Erneuerungen mehrheitlich auf Ablehnung stossen und als Umsturz sittlicher und nationaler Werte empfunden werden, eröffnen die beiden Ausstellungen einen Diskurs, der eine neue Dimension ins Schweizer Kunstbewusstsein bringt und zum Überdenken gewisser Normen anregt.
Regine Fluor-Bürgi
Das genaue Gründungsdatum des Modernen Bundes ist nicht überliefert, wird aber von Walter Kern auf 1910 festgesetzt. Die früheste schriftliche Erwähnung fällt auf den Oktober 1911. Die drei Gründungsmitglieder Hans Arp, Walter Helbig und Oscar Lüthy treffen in Arps Weggiser Bauernhaus aufeinander. Der etwas ältere Helbig ist eben aus Deutschland in die Schweiz gezogen. Er gehört als Mitglied der Neuen Secession in Berlin bereits zur künstlerischen Avantgarde und unterhält Kontakte zu den Malern der Künstlergruppen "Brücke" und "Blauer Reiter". Seine Werke aus dieser Zeit, insbesondere die Holzschnitte, sind denn auch in der Nähe der Brücke anzusiedeln. Von seinen Erfahrungen mit Künstlervereinigungen und seinen diversen Kontakten profitiert der Moderne Bund, der sich als Teil einer internationalen avantgardistischen Bewegung versteht. Der jüngste der dreien, Hans Arp, ist ebenfalls mehr dem Umfeld des Expressionismus zuzurechnen, während der aus Bern stammende Lüthy sich in Paris mit dem Kubismus eingehend auseinandersetzt und sich dessen Formensprache aneignet.
Ein einheitlicher Gruppenstil, wie ihn etwa die Brücke zeitweise pflegt, wird im Modernen Bund nicht angestrebt. Es sind auch keine Statuten oder sonstige verbindliche Richtlinien bekannt. Das grösste verbindende Element ist das Interesse an avantgardistischen Bewegungen in Deutschland und Frankreich und die mehr praktische Überlegung, im Kollektiv mehr Durchschlagskraft zu haben. Eine zwecks Ankündigung der ersten gemeinsamen Ausstellung eingereichte Zeitungsannonce macht die Ziele klar: Durch jährliche Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland soll das Publikum mit der Entwicklung der modernsten Schweizer Kunst bekannt gemacht werden. Dabei wird viel Wert auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Malerkollegen sowohl auf geistiger wie auf praktischer Ebene gelegt. Dies ist auch als Vorstoss gegen die allgemein anerkannte Schweizer Kunst gemeint.
Gerade Luzern ist ein paar Jahre zuvor zum Schauplatz einer besonders heimatlich und national gestimmten Kunst geworden. 1906 wird hier eine gegen die GSMBA (Gemeinschaft Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten) gerichtete Künstlervereinigung gegründet, die rückwärtsgewandte "Schweizerische freie Künstlervereinigung 'Sezession' ", die sich der Wahrung und Förderung einer "freien von keiner Richtung oder Mode beeinflussten Kunstentwicklung in der Schweiz" verschreibt. In Luzern kommt dieser "Sezession" etwa gleich viel Gewicht zu wie der 1865 gegründeten, offiziellen und zu dieser Zeit von Hodler präsidierten GSMBA, dem Dachverband aller lokaler, gewerkschaftlich ausgerichteter Künstlergesellschaften in der Schweiz. Gegen diese reaktionäre Vereinigung richtet sich der Moderne Bund insbesondere, wenn er in der Ausstellungsankündigung am 1. Dezember 1911 im "Vaterland" schreibt: "Für die an sanftmütiger, lokaler Kunst 'gesundeten' Augen wird es ein Labsal sein. – Dieser Vorstoss gegen die so oft ausposaunte 'echte' Kunst wird jährlich wiederholt werden."
Die erste gemeinsame Ausstellung findet zwischen dem 3. und dem 17. Dezember 1911 im Grand Hotel du Lac in Luzern statt, denn wie die meisten avantgardistischen Gruppierung hat der Moderne Bund anfangs Mühe, einen geeigneten Ausstellungsort zu finden. Die Organisation liegt in Lüthys Händen, da Helbig gerade mit seiner definitiven Übersiedelung in die Schweiz beschäftigt ist.
Die Ausstellung umfasst 65 Werke von 16 verschiedenen Künstlern. Inzwischen sind Wilhelm Gimmi und Hermann Huber als erste Neumitglieder dem Bund beigetreten. Huber, der gerade eine Reise nach Algier hinter sich hat, vertritt mit einfachen, kräftigen Formen und reinen Farben die expressionistische Richtung, während Gimmi, der sich vor allem in Paris aufhält, dem Kubismus zuzurechnen ist. Der Hauptakzent liegt auf einer Gruppe eingeladener französischer Maler, darunter Henri Matisse, Paul Gauguin, Auguste Herbin und Pablo Picasso, die einen Drittel der Exponate stellen. Dem bewusst international gestalteten Rahmen werden arrivierte Schweizer Künstler wie Cuno Amiet und Ferdinand Hodler zur Seite gestellt, dessen "Frauenkopf" in einer zweiten eingesandten Ankündigung vom 3. Dezember 1911 quasi als "captatio benevolentiae" angepriesen wird.
Dennoch sind die Reaktionen in der Presse verständnislos und gehässig, die Berichterstattungen voller Häme und primitiver Ironie. Es ist die Rede von "Steinzeitalter- und Kindermalerei", von "Abart der Kunst", usw. Die besondere Sensation der Ausstellung sind die Kubisten – Picasso, Gimmi, Herbin und Lüthy – die besonderes Missfallen erregen. Ein vom Modernen Bund zur Klärung abgedruckter Artikel von Michel Puy kann nicht ändern, dass "Kubismus", mit dem man undifferenziert sämtliche nicht-impressionistischen Werke bezeichnet, noch bis in die 1920er Jahre zum Schlag- und Schimpfwort für alles Neue avanciert. Die einzige positive Rezension stammt aus der Feder des Kunstkritikers der Neuen Zürcher Zeitung, Hans Trog, der sich schon zuvor als unermüdlicher Verfechter der künstlerischen Erneuerung hervorgetan hat.
Sieben Monate später, am 7. Juli 1912, wird die zweite Ausstellung des Modernen Bundes im Zürcher Kunsthaus eröffnet. Verschiedene Galerien Zürichs (Wolfsberg, Neupert und Bollag) widmen sich zu dieser Zeit der neueren Kunst und Persönlichkeiten wie der aufgeklärte Konservator Wilhelm Wartmann oder der Kunstsammler und -mäzen Richard Kisling sorgen in Zürich für ein anderes, aufgeschlosseneres Kunstklima als in Luzern. Umso bemerkenswerter sind die heftigen Reaktionen, die die Ausstellung beim Kunstpublikum und der Presse hervorruft. Die etwas grössere Ausstellung, sie umfasst 115 Werke von 23 Künstlern, legt einen anderen Schwerpunkt, als diejenige in Luzern. Ein Fünftel der Exponate stammen vom "Blauen Reiter", wodurch der Anspruch von Internationalität wiederum eingelöst wird. Beigezogen werden ausserdem Paul Klee und Robert Delaunay, dessen vier Gemälde die letzte Entwicklungsstufe des von ihm entwickelten Orphismus erreicht haben. Eigentliche Sensation der Ausstellung ist aber der mit sechs Ölgemälden und zwei Aquarellen vertretene Kandinsky. Bei dessen (nahezu) abstrakter Malerei überkommt sogar Hans Trog Entsetzen. "Man stelle sich nicht ohne ein gelindes Grauen vor, wie die Mentalität der Menschen beschaffen sein müsste, denen aus dem 'Bild mit Schwarzem Fleck' […] ein künstlerischer Genuss erwachsen würde." (NZZ, 24.7.1912, Nr. 204). Auch andere Kritiker scheinen Kandinskys Geisteszustand anzuzweifeln und wollen lieber "dem Psychiater den Vortritt lassen, der die richtige Diagnose stellen wird" (Volksrecht, 17.7.1912).
Die als Wanderausstellung konzipierte, dritte und vierte Ausstellung folgen 1913 in Deutschland und tragen den Titel "Moderner Bund Schweiz". Sie finden vom 16. März bis zum 4. April in der Galerie Hans Goltz in München und vom 16. April bis zum 31. Mai in der Galerie Sturm in Berlin statt. Gezeigt wird dementsprechend nur die Schweizer Gruppe, also Werke von Hans Arp, Wilhelm Gimmi, Walter Helbig, Hermann Huber, Paul Klee, Oscar Lüthy sowie von Neumitglied Albert Pfister. Dazu erscheint ein illustrierter Katalog mit einem Vorwort des Kunstschriftstellers L.H. Neitzel. Weitere geplante Ausstellungen in Frankfurt, Hamburg und Kiel finden nicht statt.
Noch im selben Jahr reisen die drei Gründungsmitglieder Arp, Helbig und Lüthy gemeinsam nach Paris. Danach bricht die Künstlergruppe ohne formell vollzogene Auflösung auseinander und die ehemaligen Mitglieder verwirklichen ihre je individuellen Stile. Die Gründe für die Auflösung sind nicht geklärt. Vermutet wird aber ein Zusammenhang mit dem Wegzug von Hans Arp, von dem immer eine initiative Kraft ausgegangen ist. Auch der Ausbruch des ersten Weltkrieges, der viele Kontakte zu ausländischen Künstlerkollegen erschwert oder verunmöglicht, dürfte seinen Anteil an der Auflösung gehabt haben.
Trotz seiner relativen kurzen Dauer sind die Verdienste des Modernen Bundes für die Schweizer Kunstlandschaft hoch einzuschätzen. Als erste wirklich bedeutende und durchschlagskräftige Künstlergruppe macht sie die Schweiz mit den international avantgardistischen Strömungen bekannt und verarbeitet diese in eigenständigen Leistungen. Obwohl die Erneuerungen mehrheitlich auf Ablehnung stossen und als Umsturz sittlicher und nationaler Werte empfunden werden, eröffnen die beiden Ausstellungen einen Diskurs, der eine neue Dimension ins Schweizer Kunstbewusstsein bringt und zum Überdenken gewisser Normen anregt.
Regine Fluor-Bürgi
Ehrli, Viviane/Wartmann, Wilhelm/Kisling, Richard, Der Moderne Bund, Sarnen: Ehrli Druck, 1982
Aarau, Aargauer Kunsthaus, Künstlergruppen in der Schweiz 1910-1936, mit Texten von Viviane Ehrli et al., Aarau: Aargauer Kunsthaus, 1981
Kern, Walter, "Der Moderne Bund (1910-1913)", in: Werk, Heft 11, November 1965, S. 411-418