Max von Moos wird als zweiter Sohn des Kunstmalers und Kunstgewerblers Joseph von Moos und der Helena von Moos-von Schmid 1903 in Luzern geboren. Er wächst im Atelierhaus "Im Heimbach" in Luzern auf, das er mit wenigen Unterbrüchen bis an sein Lebensende bewohnt. Er wird streng katholisch und autoritär erzogen. Während eines Erholungsaufenthaltes — er erkrankt mit 14 Jahren an Tuberkulose — beginnt er zu zeichnen und in Tempera zu malen. 1919 wird sein Vater Direktor und Lehrer an der Kunstgewerbeschule Luzern und Max während dreier Jahre sein Schüler. 1922/1923 folgt ein Studienaufenthalt an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in München. Als Studierender zeigt er Interesse an Kunsttheorien und nimmt an Vorlesungen der Kunsthistoriker Joseph Popp und Heinrich Wölfflin teil. Gleichzeitig belegt er Sezierkurse und Vorlesungen über Anatomie.
Zurück in Luzern unterbricht er seine künstlerische Tätigkeit. Nach einer dreijährigen Ausbildung als Buchantiquar in Basel arbeitet er ein Jahr in einem Genfer Antiquariat. In Horw, wo er später für eine Werbeagentur tätig ist, lernt er den deutschen Maler Ernst Maass (1904-1971) kennen, mit dem er lebenslang freundschaftlich verbunden ist. Beide lassen sich von Klees Oeuvre begeistern. Max von Moos nimmt seine Tätigkeit als Künstler wieder auf und ist 1931 zum ersten Mal mit Arbeiten an der Ausstellung "Junge Kunst aus der Innerschweiz" in der Zürcher Galerie Aktuaryus vertreten. Im selben Jahr unterrichtet er als Stellvertreter an der Kunstgewerbeschule Luzern dekoratives Zeichnen und Malen, ab 1933 wird daraus eine feste Anstellung, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1969 wahrnimmt. Er unterrichtet verschiedene Fächer wie Form und Farbe, Schriftenmalerei, Figuren- und Aktzeichnen, Anatomie und Paramentik. Zahlreiche bekannte Schweizer Künstler sind von ihm unterrichtet worden. Dazu zählen beispielsweise André Thomkins, Rolf Winnewisser, Robert Wyss und Franz Fedier. Zusammen mit dem Kunstkritiker Konrad Farner setzt er sich mit dem Marxismus auseinander (1935). Ausserdem pflegt er Kontakt mit dem marxistischen Kunsthistoriker Max Raphael, der den Künstler 1937 in Luzern besucht.
Ab 1933 beginnt Max von Moos surrealistisch zu malen. 1936 nimmt er — zusammen mit 41 Schweizer Künstlern — an der vom Kunsthaus Zürich organisierten Ausstellung "Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik" teil. Es ist die erste Ausstellung mit ungegenständlicher und surrealistischer Schweizer Kunst überhaupt. Max von Moos gehört zu denjenigen Schweizer Künstlern, die sich in der Zwischenkriegszeit der zunehmend idealisierte Kunst der "Gegenständlichen" widersetzen und in ihrer Malerei das Widersprüchliche, das Beunruhigende und Konflikthafte zum Ausdruck bringen. Ein Jahr später wird in Zürich die "Allianz — Vereinigung moderner Schweizer Künstler" gegründet, zu deren Mitglied auch von Moos zählt.
Von 1944 bis 1947 ist von Moos politisch in der Partei der Arbeit und Gründungsmitglied der Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion aktiv. Da ihm unterstellt wird, sein Lehramt zu politischen Zwecken zu missbrauchen, zieht er sich aus der Politik zurück. Als Verehrer der griechischen Antike und der klassischen Kunst reist er 1955 und 1960 nach Griechenland. Es entstehen zahlreiche Zeichnungen nach griechischen Motiven. Auch nimmt er in einigen Werktiteln Bezug zur griechischen Mythologie.
Die Ausstellung "Tendances Actuelles III" in der Kunsthalle Bern von 1955 inspiriert ihn zu tachistischen Experimenten. Es entsteht eine Serie abstrakter Zufallsbilder (Inv. Nr. L 86.10x - L86.13x). Der Durchbruch zum national anerkannten Künstler gelingt ihm mit der 1961 gezeigten Retrospektive im Kunstmuseum Luzern: Eine kontinuierliche Ausstellungstätigkeit beginnt und sein malerisches Werk wird darauf in verschiedenen Museen der Deutschschweiz präsentiert.
Als Folge einer Operation fällt der Künstler 1971 in eine schwere Halluzinose. Ein jahrzehntelanges Augenleiden verschlimmert sich und verunmöglicht 1973 die Fortsetzung der Malerei in Öl und Tempera. Stattdessen entstehen bis Mitte der 1970er Jahre schwarze düstere Filzstiftblätter. Einige davon werden 1973 an der Doppelausstellung "Ernst Maass — Max von Moos" im Kunstmuseum Luzern gezeigt. Danach nimmt sein künstlerisches Schaffen ein Ende.
1979 erfolgt eine grosse Ausstellung im Kunsthaus Zürich. Kurz darauf stirbt von Moos in Luzern. 1984 wird sein Werk umfassend in einer Retrospektive im Kunstmuseum Luzern, später in Bonn, München und in Wien gezeigt. Ebenfalls im Luzerner Kunstmuseum beleuchtet 2001 eine Überblicksausstellung erneut das Schaffen von Max von Moos, die das Werk des Künstlers in einen kulturhistorischen Kontext stellt.
Als ein bedeutender Vertreter der modernen Schweizer Malerei hinterlässt Max von Moos ein Gesamtwerk, das von einer skeptischen Grundhaltung geprägt ist. Angst, Bedrohung, Zerstörung und Schmerz bestimmen seine Bildwelt. Er malt maskenhafte Köpfe, Kriegsbilder, Totenparaden, die von einer apokalyptischen Stimmung geprägt sind, Unterwasserbilder, mythologische Figuren aus der Antike. Neben der Tempera- und Ölmalerei nimmt auch das grafische Werk einen hohen Stellenwert in der Kunst des Luzerner Künstlers ein. Das Kunstmuseum Luzern besitzt einige wichtige Werke, die das surreale und zeitkritische Schaffen von Max von Moos reflektieren. Darunter "Versteinerte Tänzerinnen" (Inv. Nr. 99x), "Suggestion" (Inv. Nr. 511x) und "La Superba" (Inv. Nr. 174x).
Cornelia Ackermann
Werckmeister, Otto Karl, Das surrealistische Kriegsbild bei Max von Moos, Schriftenreihe der Max von Moos-Stiftung Bd. 1, Wien, New York: Springer; Zürich: Edition Voldemeer, 2005
Kurzmeyer, Roman, Atlas Anatomie Angst. Max von Moos (1903-1979), Zürich: Edition Voldemeer; Wien/New York: Springer Verlag, 2001
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Max von Moos (1903-1979). Zum Gesamtwerk, Bd. 1, mit Texten von Franz Fedier, Hans-Jörg Heusser, Martin Kunz, Stanislaus von Moos, André Thomkins, Rolf Winnewisser und Robert Wyss, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1984
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.); Max von Moos-Stiftung, Max von Moos - Zeichnungen und Gebrauchsgraphik, Bd. 2, mit Texten von Hans-Jörg Heusser und Stanislaus von Moos, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1984
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Heusser, Hans-Jörg, Max von Moos (1903-1979). Eine tiefenpsychologische Werkinterpretation, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft Zürich, Luzern: Harlekin Verlag; München: Prestel, 1982 (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Oeuvrekataloge Schweizer Künstler 10)
Zürich, Kunsthaus Zürich (Ausst.-Kat.), Max von Moos, mit einem Text von Erika Billeter und Hans-Jörg Heusser, Zürich: Kunsthaus Zürich, 1979
Winterhur, Kunstmuseum Winterthur (Ausst.-Kat.), Neue Sachlichkeit und Surrealismus in der Schweiz 1915-1940, mit Texten von Dorothea Christ (et. al), Winterthur: Kunstmuseum Winterthur, 1979
Lerch, Emil, "Das Gemälde "Toledo" von Max von Moos", in: Schweizer Rundschau, Bd. 4, 1977, S. 4-5.
Häsler, Alfred Adolf, "Ein Maler der Apokalypse. Gespräch mit Max von Moos", in: Ex Libris, Heft Nr. 4, 4. April 1976, S. 17-25
Thali, Peter, Max von Moos, mit Texten von Peter F. Althaus (et al.), Zürich: Scheidegger, 1974
Olten, Kunstmuseum Olten (Ausst.-Kat.), Max von Moos. Werke 1930-1974, mit Texten von Konrad Farner und Paul Nizon, Olten: Kunstmuseum Olten, 1974
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Ernst Maas. Max von Moos, mit Texten von Konrad Farner, Xaver von Moos, Paul Nizon, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1973
Thun, Kunstsammlung Thunerhof (Ausst.-Kat.), Arnold D'Altri. Max von Moos. Maja Leuthold, Thun: Kunstsammlung Thunerhof, 1971
Nizon, Paul, Swiss Made: Portraits, Hommages, Curricula, Zürich: Benziger Verlag, 1971
Winterthur, Kunstmuseum Winterthur, Max von Moos. Otto Tschumi, mit einem Text von Hans Curjel, Winterthur: Kunstmuseum Winterthur, 1968
Bern, Kunstmuseum Bern (Ausst.-Kat.), Jubiläums-Ausstellung der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, Bern: Kunstmuseum Bern, 1965
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Max von Moos, mit einem Vorwort von Peter F. Althaus, 1961