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Auguste Baud-Bovy, 2 Entries

Auguste Baud wird am 13. Februar 1848 in Genf geboren. Er besucht die Genfer Ecole des Beaux Arts und wird Schüler von Barthélémy Menn, dem ersten Vertreter von Pleinair-Malerei und Paysage intime in der Schweiz. Zwischen 1862 und 1868 arbeitet er in dessen Equipe an der Ausschmückung des Château de Gruyère, Eigentum der Familie Bovy. Die Sippe von Künstlern und Freidenkern lebt dort nach dem Prinzip des frühsozialistischen französischen Theoretikers Charles Fourier in einer grossen Wohngenossenschaft zusammen, in der weitere Kunstschaffende und Musiker ein- und ausgehen. Auf diese Weise lernt Auguste Baud Künstler wie Camille Corot, Gustave Courbet und Charles Giron kennen, sowie seine zukünftige Frau Zoé Bovy, die er 1868 heiratet. Um das Auskommen der Familie zu sichern erlernt er von ihr das Handwerk der Emailmalerei. Von diesem Zeitpunkt an unterzeichnet er seine Gemälde mit „Baud-Bovy“. 1870 erhält er an der Ecole des Beaux-Arts in Genf eine Stelle als Zeichnungslehrer in Figurenkomposition. Das Unterrichten erschöpft und belastet Baud-Bovy allerdings zusehends und hält ihn von der eigenen künstlerischen Arbeit ab, so dass er 1882 beschliesst, die Anstellung aufzukündigen. Mit seiner Familie verlässt er die von ihm als beengend empfundene Heimatstadt und übersiedelt nach Paris. Dort macht er die Bekanntschaft von Rodin, Puvis de Chavannes und vielen anderen Symbolisten. In diesem inspirierenden Umfeld wachsen auch seine Söhne auf; Valentin, der ältere, wird später unter dem Pseudonym André Valentin Maler, der jüngere Daniel ein renommierter Kunstkritiker- und historiker.

In Paris betätigt sich Baud-Bovy als Porträt- und Stilllebenmaler. Seine Werke, die er bereits seit 1875 regelmässig im Salon de Paris ausstellt, erfahren zwar Anerkennung, der grosse Erfolg stellt sich allerdings nicht ein; vielmehr leidet die Familie unter finanziellen Engpässen. Gleichzeitig weckt die Lektüre eines Buches über die Flora, Fauna und Geschichte der Schweiz Baud-Bovys Interesse, so dass er 1885 einen Sommer malend in Aeschi im Berner Oberland verbringt. Mit starken Eindrücken kehrt er nach Paris zurück, um im August 1886 erneut nach Aeschi zu reisen. Die unbefriedigende Situation in Paris und die inspirierende Schweizer Berglandschaft bewegen den Künstler 1888 schliesslich dazu, das Leben in der Kunstmetropole aufzugeben und sich mit seiner Familie in einem Chalet in Aeschi niederzulassen. Seine Malerei widmet er nun primär den Bergen und der hiesigen Bevölkerung.

Mit Paris bleibt Baud-Bovy trotzdem verbunden. 1889 nimmt er an der dortigen Weltausstellung teil und 1891 wird er durch den Genfer Unternehmer Charles Henneberg beauftragt, für die „World’s Columbian Exhibition“ in Chicago im Jahr 1893 ein „Panorama des Alpes bernoises“ zu konzipieren. Die Umsetzung realisiert Baud-Bovy gemeinsam mit Eugène Burnand, François Furet und vielen Helfern in Paris – und verwirklicht damit das Menn’sche Ideal eines über die Interessen des Einzelnen hinausreichenden Gemeinschaftsprojekts, welches sein Lehrer im Château de Gruyère vorgelebt hatte.

Die nach Studien entstandene, 112m lange Leinwand ist nebst Chicago in Antwerpen, Genf und Paris zu sehen, bevor sie auf See in einem Sturm zerstört wird. Das Panorama ist ein grosser Publikumserfolg und bringt seinem Urheber Auguste Baud-Bovy endlich die lang ersehnte Wertschätzung. Diese wird 1893 dank einer Petition von Puvis de Chavannes, August Rodin und anderen durch die Verleihung des Verdienstkreuzes der französischen Ehrenlegion unterstrichen. Im Zuge dieses Erfolgs kann Baud-Bovy 1896 an der „Exposition nationale suisse“ in Genf nebst dem Alpen-Panorama eine Serie von Gemälden zeigen, organisiert daselbst im Musée Rath eine Ausstellung mit Werken von Rodin, Eugène Carrière und Camille Claudel und ist 1897 schliesslich mit über 30 Werken in der Galerie Durand-Ruel in Paris vertreten. 1899 stirbt der bereits seit mehren Jahren an Tuberkulose leidende Künstler in Davos und wird auf dem Friedhof von Aeschi begraben.

Auguste Baud-Bovys Schaffen lässt sich in zwei Phasen unterteilen. In Genf und Paris beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Porträtmalerei. Die intensive Auseinandersetzung mit dieser Gattung zeugt von Baud-Bovys Interesse für das menschliche Dasein und die sozialen Verhältnisse. Darüber hinaus fertigt er in dieser ersten Phase auch Stillleben wie „Un morceau de viande“ (1877, KML E 51x) an, aber nur vereinzelte Landschaften – dies obwohl sein Lehrer Barthélemy Menn ein ausgewiesener Landschaftsmaler ist. Menns Untericht offenbart sich aber im physiognomischen Wissen seines Schülers und dem hohen Stellenwert, welcher Baud-Bovy der Zeichnung beimisst.

Die zweite Phase wird mit seinen Besuchen in der Schweiz in den Jahren 1885 und 1886 eingeläutet, als Baud-Bovy die Alpen für sich entdeckt und zum Landschaftsmaler wird. Wie viele Maler seiner Generation wendet er sich auf der Suche nach Werten wie Natürlichkeit, Ursprünglichkeit und Reinheit von der Grossstadt ab und glaubt das verlorene Paradies – das symbiotische Miteinander von Mensch und Natur – in den Bergen zu finden. Das neue Umfeld in Aeschi wirkt sich nicht nur auf Baud-Bovys Motive aus, sondern beeinflusst auch seine Farbpalette: Während seine Werke aus der ersten Phase oft von schweren Schwarz- und Brauntönen dominiert sind, in den Porträts beispielsweise meist nur das Inkarnat von Gesicht und Händen leuchtend akzentuiert ist, hellt sich seine Palette nun merklich auf. Sie wird insbesondere um eine Vielfalt von kühlen Blau- und intensiven Grüntönen erweitert und im Verlaufe der Jahre immer transparenter und leichter. Atelier-Porträts im Stil der früheren Jahre entstehen kaum noch, vielmehr sind es jetzt Typen wie „der Hirte“, welche Baud-Bovy in ihrer natürlichen Umgebung und bei ihrer alltäglichen Beschäftigung beobachtet und als Pleinairmaler festhält.

Anne-Christine Strobel
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