Helmut Federle, 5 Entries
Helmut Federle wird kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges in Solothurn geboren. Seine Kindheit und Jugend erlebt er in St. Margrethen, nahe bei der Grenze zu Österreich. Bald entdeckt er sein Interesse an Malerei und Musik. In seiner Adoleszenz entfacht seine Leidenschaft für Rock and Roll und er singt bzw. spielt in einer Rockband. Nach einer abgebrochenen Lehre als Flugzeugmechaniker besucht er in den Jahren 1964 bis 1966 und 1968 bis 1969 die Allgemeine Gewerbeschule Basel, unter anderem bei Franz Fedier. Es handelt sich damals um eine Schule für angewandte Kunst, wobei Bildhauerei, Malerei, Fotografie, Architektur und Typografie in freier Kunst vermittelt werden. In Basel kommt er zum ersten Mal mit Werken der grossen Meister der Modernen Kunst wie El Lissitzky, Barnett Newman, Clyfford Still, Mark Rothko und Paul Klee in Kontakt. Schon in den späten 1960er Jahren arbeitet Federle in konsequenter Weise an grossformatigen, geometrischen Bildern, deren Grundlage seine Initialen H und F, stilisierte asiatische Schriftzeichen und geometrische Formen wie Kreis, Rechteck sowie Spirale bilden. Er schafft mehrheitlich abstrakte Kompositionen, aber widmet sich ebenfalls der Figuration. Bereits in dieser Zeit zieht es ihn in die weite Welt hinaus: 1967 hält er sich für ein Jahr in Tunesien auf, wo er zum ersten Mal ausstellt. Dieser Reise folgen 1969 Aufenthalte in Afghanistan, Indien und Nepal, die einen wichtigen Ausgangspunkt für seine künstlerische Tätigkeit bilden. Seine Ausbildung setzt sich somit aus den unterschiedlichen Disziplinen, von denen er an der Kunstgewerbeschule erfährt, und seinen Erfahrungen, die er auf seinen Reisen macht, zusammen. Er fühlt sich zu den unterschiedlichsten Orten hingezogen und kann durch die Einblicke in andere Kulturen sowie Philosophien Distanz zur Kunstwelt der 1960er Jahre nehmen. Die Musik bleibt ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben, was ihn zur musikalischen Bearbeitung und Begleitung an der Inszenierung von Shakespeares „Titus Titus“ durch Hans Hoffmann am Stadttheater in Basel bewegt. In diese Zeit fallen seine ersten Serien der Berg-Bilder (vgl. KML Inv.-Nr. 246y). 1971 erhält er ein Stipendium der Stadt Basel für die Cité Internationale des Arts und lebt bis 1972 in Paris.
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre entstehen streng geometrisch organisierte Bilder, die in unterschiedlichen Grauwerten gehalten werden und 1980 in der Werkgruppe „Untitled“ enden. Von 1979 an lebt er für vier Jahre in New York. Rückblickend erklärt er zu dieser Zeit: „Enttäuscht über meine damalige Situation ging ich nach Amerika und wusste, dass ich entweder das Malen aufgeben oder versuchen würde, zumindest meine Situation zu ändern, nochmals bei Null anzufangen.“ Erneut erhält er Impulse durch die Werke Mark Rothkos, Barnett Newmans und Clifford Stills und malt seine ersten monumentalen Formate, die „New York Paintings“, die durch ihre architektonische Formensprache an Stadtsilhouetten, Stadtstrukturen und Gebäudegrundrisse erinnern. 1981 erhält er einen Lehrauftrag der Stadt Genf an der École des Beaux Arts. Zurück aus New York lässt er sich von 1983 bis 1984 in Zürich nieder, von da zieht es ihn nach Wien, wo er seitdem lebt und arbeitet. Das Reisen bleibt bedeutend in seinem Leben und für seine Arbeit: In den 1980er und 1990er Jahren bereist er Asien, Latein- und Nordamerika.
Seit den 1990er Jahren setzt er einen Schwerpunkt in der Monochromie: Es entstehen grosse Bilder, die von Statik und einer stumpfen Farbigkeit gekennzeichnet sind. Daneben beschäftigt er sich mit mehrteiligen Bildreihen: Eine erste entsteht bereits 1977, aber den grössten Teil schafft er in den frühen 1990er Jahren. Sie setzen sich in der Regel aus zehn bis vierundzwanzig Blättern zusammen. Bei diesen „Black Series“ geht es dem Künstler um die Abhandlung von Bewegung sowie Veränderung im Gegensatz zu seinen grossen Bildern, denen das Thema der Starre, des Ruhenden zu Grunde gelegt ist. Federle sieht seine Arbeiten einerseits in der europäischen, klassischen Moderne sowie andererseits im Umfeld von Werken der prähistorischen Kunst Asiens und Südamerikas verwurzelt. Dies führt er 1993 im Museum Folkwang vor Augen, als er seine Werke mit prähistorischen, aussereuropäischen Kulturen konfrontiert. Er bekennt sich zur universalen Verbindlichkeit der künstlerischen Form. In diesen Formenschätzen verortet er den Ausgangspunkt seiner Bildfindung. Seine endgültige Komposition erreicht er erst nach mehrmaligem Übermalen und Herumschieben der einzelnen Formenelemente.
Seit Mitte der 1980er Jahre zeichnen sich eine zunehmende Vereinzelung der Formen und eine Leere in seinen Werken ab. Zusätzlich ist eine stärkere Hinwendung zur Spiritualität erkennbar. Ein wichtiges Thema in seinen Bildern wird die Spannung zwischen Ruhe, Meditation einerseits und Dynamik, Störung andererseits. Er experimentiert systematisch in einem eng begrenzten Rahmen mit der Initiale seines Vornamens in „Basics on Composition“ oder mit dem Verhältnis zwischen grünen Quadraten bzw. Rechtecken und einem diese einfassenden schwarzen Winkel in „Corner Field Painting“. 1997 unternimmt Federle zwei Reisen in die USA und entwickelt ein starkes Interesse an der Kultur der Shaker sowie ihrer Architektur und Lebensart. In seinen neuesten Werken, wie „Song for Golgatha I“ (vgl. KML Inv.-Nr. 2012.023x), spielt das Licht eine entscheidende Rolle und die Bilder erfahren durch die diagonalen Bewegungen eine Dynamisierung.
Federle gliedert sich in die Reihe der grossen zeitgenössischen Maler ein und hat in den wichtigsten Galerien und Museen rund um den Globus ausgestellt. Auch wenn er keine typische Handschrift entwickelt, zeichnen sich seine Werke durch besondere Merkmale aus: Dies liegt an seiner charakteristischen Farbpalette von Schwarz, Gelb- und Grüntönen, sowie an seinem Einsatz von Buchstaben, Zeichen und Symbolen. Seine erste Einzelausstellung bestreitet er 1971 in der Galerie Riehentor in Basel. Ab 1973 nimmt er an vielen Ausstellungen teil. In Solothurn beteiligt er sich zusammen mit seinem Freund Martin Disler an seiner ersten Museumsausstellung. 1985 wird ihm eine Einzelausstellung im Kunstmuseum Basel gewidmet. Ein Jahr später partizipiert er an der Ausstellung „The Spiritual in Art“ im Los Angeles County Museum. 1991 sind seine Werke in der Wiener Secession zu sehen. 1995 bestreitet er eine Einzelausstellung in der Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris, die zum ersten Mal seine „Corner Field Painting“ in einem breiteren Kontext zeigt, zusätzlich widmet ihm das Kunstmuseum Bonn eine Retrospektive. 1997 vertritt er die Schweiz an der Biennale in Venedig: In zwei geschlossenen Räumen präsentiert er neue grossformatige und kleinformatige Werke der Serie „Legion“. Neben der Ausstellungstätigkeit hält er von 1999 bis 2007 die Professur für Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. 2008 wird er mit dem Prix Aurélie Nemours geehrt.
Überdies fühlt sich Federle neben seiner malerischen, musikalischen sowie publizistischen Tätigkeit von der Architektur angezogen. Davon zeugen diverse Wandmalereien, wie sein erster öffentlicher Auftrag für das Felix-Platter Krankenhaus in Basel 1972. Aus der Zusammenarbeit mit dem Architekten Adolf Krischanitz geht 1993 das Gebäude „Neue Welt Schule“ im Wiener Prater von elementarer Einfachheit hervor. Bei der Erweiterung der Schweizer Botschaft 2000 in Berlin durch das Architekturbüro Diener & Diener realisiert Federle mit seinen Initialen die Oberflächengestaltung der Westfassade.
Karoliina Elmer
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre entstehen streng geometrisch organisierte Bilder, die in unterschiedlichen Grauwerten gehalten werden und 1980 in der Werkgruppe „Untitled“ enden. Von 1979 an lebt er für vier Jahre in New York. Rückblickend erklärt er zu dieser Zeit: „Enttäuscht über meine damalige Situation ging ich nach Amerika und wusste, dass ich entweder das Malen aufgeben oder versuchen würde, zumindest meine Situation zu ändern, nochmals bei Null anzufangen.“ Erneut erhält er Impulse durch die Werke Mark Rothkos, Barnett Newmans und Clifford Stills und malt seine ersten monumentalen Formate, die „New York Paintings“, die durch ihre architektonische Formensprache an Stadtsilhouetten, Stadtstrukturen und Gebäudegrundrisse erinnern. 1981 erhält er einen Lehrauftrag der Stadt Genf an der École des Beaux Arts. Zurück aus New York lässt er sich von 1983 bis 1984 in Zürich nieder, von da zieht es ihn nach Wien, wo er seitdem lebt und arbeitet. Das Reisen bleibt bedeutend in seinem Leben und für seine Arbeit: In den 1980er und 1990er Jahren bereist er Asien, Latein- und Nordamerika.
Seit den 1990er Jahren setzt er einen Schwerpunkt in der Monochromie: Es entstehen grosse Bilder, die von Statik und einer stumpfen Farbigkeit gekennzeichnet sind. Daneben beschäftigt er sich mit mehrteiligen Bildreihen: Eine erste entsteht bereits 1977, aber den grössten Teil schafft er in den frühen 1990er Jahren. Sie setzen sich in der Regel aus zehn bis vierundzwanzig Blättern zusammen. Bei diesen „Black Series“ geht es dem Künstler um die Abhandlung von Bewegung sowie Veränderung im Gegensatz zu seinen grossen Bildern, denen das Thema der Starre, des Ruhenden zu Grunde gelegt ist. Federle sieht seine Arbeiten einerseits in der europäischen, klassischen Moderne sowie andererseits im Umfeld von Werken der prähistorischen Kunst Asiens und Südamerikas verwurzelt. Dies führt er 1993 im Museum Folkwang vor Augen, als er seine Werke mit prähistorischen, aussereuropäischen Kulturen konfrontiert. Er bekennt sich zur universalen Verbindlichkeit der künstlerischen Form. In diesen Formenschätzen verortet er den Ausgangspunkt seiner Bildfindung. Seine endgültige Komposition erreicht er erst nach mehrmaligem Übermalen und Herumschieben der einzelnen Formenelemente.
Seit Mitte der 1980er Jahre zeichnen sich eine zunehmende Vereinzelung der Formen und eine Leere in seinen Werken ab. Zusätzlich ist eine stärkere Hinwendung zur Spiritualität erkennbar. Ein wichtiges Thema in seinen Bildern wird die Spannung zwischen Ruhe, Meditation einerseits und Dynamik, Störung andererseits. Er experimentiert systematisch in einem eng begrenzten Rahmen mit der Initiale seines Vornamens in „Basics on Composition“ oder mit dem Verhältnis zwischen grünen Quadraten bzw. Rechtecken und einem diese einfassenden schwarzen Winkel in „Corner Field Painting“. 1997 unternimmt Federle zwei Reisen in die USA und entwickelt ein starkes Interesse an der Kultur der Shaker sowie ihrer Architektur und Lebensart. In seinen neuesten Werken, wie „Song for Golgatha I“ (vgl. KML Inv.-Nr. 2012.023x), spielt das Licht eine entscheidende Rolle und die Bilder erfahren durch die diagonalen Bewegungen eine Dynamisierung.
Federle gliedert sich in die Reihe der grossen zeitgenössischen Maler ein und hat in den wichtigsten Galerien und Museen rund um den Globus ausgestellt. Auch wenn er keine typische Handschrift entwickelt, zeichnen sich seine Werke durch besondere Merkmale aus: Dies liegt an seiner charakteristischen Farbpalette von Schwarz, Gelb- und Grüntönen, sowie an seinem Einsatz von Buchstaben, Zeichen und Symbolen. Seine erste Einzelausstellung bestreitet er 1971 in der Galerie Riehentor in Basel. Ab 1973 nimmt er an vielen Ausstellungen teil. In Solothurn beteiligt er sich zusammen mit seinem Freund Martin Disler an seiner ersten Museumsausstellung. 1985 wird ihm eine Einzelausstellung im Kunstmuseum Basel gewidmet. Ein Jahr später partizipiert er an der Ausstellung „The Spiritual in Art“ im Los Angeles County Museum. 1991 sind seine Werke in der Wiener Secession zu sehen. 1995 bestreitet er eine Einzelausstellung in der Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris, die zum ersten Mal seine „Corner Field Painting“ in einem breiteren Kontext zeigt, zusätzlich widmet ihm das Kunstmuseum Bonn eine Retrospektive. 1997 vertritt er die Schweiz an der Biennale in Venedig: In zwei geschlossenen Räumen präsentiert er neue grossformatige und kleinformatige Werke der Serie „Legion“. Neben der Ausstellungstätigkeit hält er von 1999 bis 2007 die Professur für Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. 2008 wird er mit dem Prix Aurélie Nemours geehrt.
Überdies fühlt sich Federle neben seiner malerischen, musikalischen sowie publizistischen Tätigkeit von der Architektur angezogen. Davon zeugen diverse Wandmalereien, wie sein erster öffentlicher Auftrag für das Felix-Platter Krankenhaus in Basel 1972. Aus der Zusammenarbeit mit dem Architekten Adolf Krischanitz geht 1993 das Gebäude „Neue Welt Schule“ im Wiener Prater von elementarer Einfachheit hervor. Bei der Erweiterung der Schweizer Botschaft 2000 in Berlin durch das Architekturbüro Diener & Diener realisiert Federle mit seinen Initialen die Oberflächengestaltung der Westfassade.
Karoliina Elmer
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Helmut Federle. American Songline, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 2012
Wien, Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder (Ausst.-Kat.), Helmut Federle, mit Text von Roman Kurzmeyer, Wien: Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, 2010
Bregenz, Kunsthaus Bregenz, Helmut Federle, Bregenz: Kunsthaus, 1999