Martin Disler, 5 Entries
Die Ausstellung "Invasion durch eine falsche Sprache" in der Kunsthalle Basel beschert Disler 1980 den endgültigen Durchbruch als Künstler; im selben Jahr erscheint auch sein Text "Bilder vom Maler", eine Art autobiographischer Roman, sowie der Lyrikband "Der Zungenkuss". Neben Zeichnungen und Druckgrafiken entstehen nun vermehrt grossformatige, meist mit Acrylfarbe gearbeitete Gemälde und Rauminstallationen, die vielfach mit programmatischen Titeln bezeichnet sind, welche wie die Werke selbst die Beschäftigung Dislers mit den existentiellen Themen Leben und Tod bezeugen. Die Entwicklung zur raumfüllenden Malerei gipfelt im 141 Meter langen und 4,4 Meter hohen Panoramawandbild "Die Umgebung der Liebe", das Disler 1981 innerhalb von vier Nächten in den Räumen des Württembergischen Kunstvereins in Stuttgart malt. Der Künstler pendelt zu dieser Zeit zwischen verschiedenen Ateliers in Zürich, New York und Harlingen (Niederlande), wo er mit der holländischen Künstlerin Irene Grundel zusammen lebt, die er später heiraten wird. Es folgen weitere beachtete Einzel- und Gruppenausstellungen, so 1982 in Köln, in New York und auf der Dokumenta 7 in Kassel, sowie 1983 im Amsterdamer Stedelijk Museum und im Museum für Gegenwartskunst in Basel. 1985 soll Martin Disler die Schweiz auf der Kunstbiennale in São Paulo vertreten. Wegen Transportschwierigkeiten kann er die Ausstellung nicht zeitgerecht bewerkstelligen – und realisiert dafür im folgenden Jahr die Installation "Fogo sujo/Schmutziges Feuer" in der brasilianischen Metropole.
Ab 1988 lebt Disler mit Irene Grundel in einem eigenen Haus in Les Planchettes bei La Chaux-de-Fonds. Nach Gipsfiguren und Lehmplastiken schafft er ab 1989 auch Bronzeskulpturen, wendet sich jedoch zu Beginn der 90er Jahre wieder vermehrt der Grafik zu. Die plastischen Werke, die ab 1993 entstehen, sind aus gelochten Profilschienen, Gips und Stoff gearbeitet. Von 999 geplanten Aquarellen, die der Künstler im Jahr 1996 innert kürzester Zeit zu schaffen beabsichtigt, fertigt er bloss deren 388 tatsächlich an – Martin Disler stirbt am 27. August 1996 in Folge eines Hirnschlags.
Isabel Fluri
Aarau, Aargauer Kunsthaus Aarau (Ausst.-Kat.), Martin Disler. 1949–1996, hrsg. von Franz Müller, Aarau: Aargauer Kunsthaus Aarau; Zürich: Schweizerisches Institut für Kunstgeschichte, 2007
Oberholzer, Niklaus, "Er stillte den Hunger nach Bildern", in: Neue Luzerner Zeitung, Nr. 25, 31. Januar 2007, S. 35
Aarau, Aargauer Kunsthaus Aarau (Ausst.-Kat.), Von der Liebe und anderen Dämonen. Martin Disler – Werke 1979–1996, mit Texten von Beat Wismer und Barbara von Flüe, Aarau: Aargauer Kunsthaus Aarau, 2007
Schindler, Feli, "Ein malerisches Theater des Überlebens", in: Tages-Anzeiger, 31. Januar 2007, S. 51
Berlin, Kupferstichkabinett (Ausst.-Kat.), Where are you standing? - Die Schenkung Paul Maenz Gerd de Vries im Kupferstichkabinett, mit Texten von H.-Th. Schulze-Altcappenberg (et al.), Berlin, Köln: DuMont, 2004
Martin Disler. Arbeiten für den langen nassen Weg. Aquarelle 1972-1996, Ravensburg, Städtische Galerie (Ausst.-Kat.) Ostfildern: Hatje Cantz Verlag 2001
Dolores Denaro, "Martin Disler – Reflexionen zu den "Solothurner Jahren"", in: Gegenwartskunst in Solothurn. Ausstellungen - Projekte - Protagonisten 1850 bis 2000, hrsg. von Christoph Lichtin und Roswitha Schild, S. 153-163
Frankfurt, Frankfurter Kunstverein (Ausst.-Kat.), 13 Räume für die Zeichnung. Die Schweizer Zeichnung im 20. Jahrhundert. René Auberjonois, Silvia Bächli, Martin Disler, Hans Erni, Alfred Hofkunst, Paul Klee, Richard Paul Lohse, (...), Josef Felix Müller, Markus Raetz, Anselm Stalder, André Thomkins, hrsg. von Peter Weiermair, mit Texten von Hans Joachim Albrecht, Rudolf Schmitz (et al.), Zürich: Edition Stemmle, 1998
Oberholzer, Niklaus, "Papier und Bleistift - oder mehr?", in: Neue Luzerner Zeitung, Nr. 252, 31. Oktober 1998, S. 50
Basel, Kunstmuseum Basel (Ausst.-Kat.), Die letzten Aquarelle von Martin Disler, mit einem Text von Dieter Koepplin, Ostfildern: Cantz Verlag, 1997
Demosthenes Davvetas, Martin Disler, Bern: Benteli Verlag, 1996
Martin Disler: Häutung und Tanz = The shedding of skin and dance (66 life-size bronze sculptures from 1990/1991), London, Whitechapel Art Gallery (Ausst.-Kat.) Stuttgart: Edition Cantz 1991
Solothurn, Kunstmuseum Solothurn (Ausst.-Kat.), Martin Disler. Dossier: Arbeiten der 70er Jahre + Bilderzyklus "Februar 91", mit Texten von Martin Disler, Jos Nünlist und André Kamber, Solothurn: Kunstmuseum Solothurn, 1991
Emanuel Hoffmann-Stiftung, Basel (Sammlungskatalog), Emanuel Hoffmann-Stiftung Basel, mit Texten von Jean-Christophe Ammann et al., Basel: Wiese Verlag, 1991
Genf, Cabinet des estampes, Musée d'art et d'histoire (Ausst.-Kat.), Martin Disler. L'oeuvre gravé. Die Druckgraphik. The Prints. 1978-1988, hrsg. von Juliane Willi-Cosandier und Rainer Michael Mason, Genf: Cabinet des estampes, Musée d'art et d'histoire, 1989
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungsbilanz 11 Jahre - 1117 Werke - 211 Künstler und Künstlerinnen, Ergänzungsband 2 zum Sammlungskatalog, hrsg. von Martin Kunz, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1989
Zürich, Kunsthaus Zürich (Ausst.-Kat.), Martin Disler. Bilder und Plastiken 1987, mit Texten von Demosthenes Davvetas und Giovanni Testori, Zürich: Kunsthaus Zürich, 1988
Madrid, Círculo de Bellas Artes (Ausst.-Kat.), Escultura y dibujo: Cuatro artistas de Suiza. John M. Armleder, Martin Disler, Josef Felix Müller, Anselm Stalder, mit Texten von Martin Kunz, Bernhard Bürgi, Giovanni Testori, Patrick Frey, Madrid: Círculo de Bellas Artes, 1988