August Blaesi, 2 Entries
Der Nidwaldner Bildhauer wird am 1. Dezember 1903 in Stans als Sohn von Franziska Lussi und Josef Blaesi geboren. Er wächst mit seinen Geschwistern Marie und Alois in einer geschlossenen Dorfwelt auf. Nach der Schulzeit und einem Anlauf an der Handelsschule beginnt er 1919/1920 eine Bildhauerlehre in einem Luzerner Grabsteingeschäft, später in Sursee bei Paul Amlehn. In den Jahren von 1920 bis 1923 zieht es ihn nach Berlin, wo er neben der Arbeit in Fritz Hufs Atelier die Kunstgewerbeschule bei Walter Reger besucht. Zusätzlich kommt er mit den Künstlern Ernesto de Fiori und Hermann Haller in Kontakt. Erste Preise festigen seine Stellung. Er bezieht ein eigenes Atelier und führt Aufträge aus. Nach diesem Auslandaufenthalt kehrt er nach Stans zurück und stellt in seinem Atelierhäuschen bildhauerische Werke seiner Mitmenschen her. Nach Erfüllung der militärischen Pflicht verlässt er seine Heimat wieder und verbringt die Jahre von 1925 bis 1935 in Paris. Er absolviert Kurse in der Aktklasse an der Académie de la Grande Chaumière und trifft sich mit Schweizer Kunstschaffenden, wie Eduard Spörri, Max Hunziker und bald Max Gubler. Er ist beeindruckt von den Werken Charles Despiaus und Aristide Maillols. Im Jahre 1927 erhält er die Erlaubnis seine Arbeiten im Salon d’Automne zu präsentieren und seit dem Jahre 1930 im Salon des Indépendants, der ihm erste Verkäufe ermöglicht. Der Preis und die Zusage für die Ausführung der Evangelistengruppe für die neue Kirche St. Karl in Luzern führen ihn in die Schweiz zurück.
Neben den Präsentationen in der Berliner Galerie Flechtheim und den erwähnten Ausstellungen in Paris zeigt Blaesi seine Werke auch in der Schweiz: Im Jahre 1933 an der Kunsthauseröffnung Luzern und drei Jahre später an der 19. Nationale im Kunstmuseum Bern, 1940 bis 1944 u.a. im Luzernerhof Luzern, in der Kunsthalle Basel und im Jahre 1957 in der Ausstellung Moderne Kunst der Innerschweiz in Luzern. Zusätzlich wird sein Schaffen mit Preisen gewürdigt, wie mit dem Kunstpreis der Stadt Luzern im Jahre 1957 und mit dem Johann-Melchior-Wyrsch-Preis der Schindler-Kulturstiftung in Stans im Jahre 1977.
Blaesis Schaffen ist von Kontinuität gezeichnet und weist kaum Brüche auf. Folglich kann in den Jahren von 1925 bis 1945 von einem homogenen Oeuvre gesprochen werden. Bereits in seiner Berliner Zeit findet er zu einer ruhigen und gegenständlichen Formensprache, die sich durch geschlossene Formen und zurückhaltende Stilisierung charakterisiert. Es entstehen zahlreiche Frauenköpfe, die sich trotz physiognomischer Unterschiede gleichen: Sie zeichnen sich durch mandelförmige Augen, gerade Nasen, Hochsteckfrisuren und lange elegante Hälse aus. Mit ihrer behutsamen Stilisierung erinnern sie an die griechische Frühklassik. Somit stehen sie einerseits für ein zeitloses Ideal, andererseits für die modernen Frauen des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur ideologisch geprägten Kunst der Zeit, zeichnet sich die Typisierung durch eine gefühlsbetonte Innensicht aus, die die menschliche Empfindsamkeit nicht negiert. Neben den Köpfen entstehen weibliche Akte, denen von den 1920er bis in die 1940er Jahre ein ähnlicher Körperbau von statuarischer Ruhe eigen ist.
Die gegenständliche Bildhauerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsteht im Spannungsfeld zweier Pole: Einerseits orientiert sich die figürliche Plastik nach dem Ersten Weltkrieg an der Dynamik und der bewegten Oberfläche in den Werken eines Auguste Rodin und andererseits am geschlossenen Neoklassizismus eines Adolf von Hildebrand oder Aristide Maillol. Im Akt zeichnet sich die bestimmende Richtung des idealisierten Klassizismus am deutlichsten ab: Nach den Gräueln des Ersten Weltkrieges findet sich im Ideal des naturverbundenen Menschen mit Wurzeln bis in die griechische Antike eine mögliche Darstellungsform. In der Schweiz zählen Hermann Haller, Hermann Hubacher und Fritz Huf zur ersten Generation dieser gegenständlichen Richtung, deren Tradition sich Hans von Matt und August Blaesi nahtlos anschliessen. Sie übernehmen die Themen sowie den sanften Modernismus der formalen Ausführung ihrer Vorgänger. Nicht zu vergessen sei das einzigartige figürliche Oeuvre Karl Geisers, in dessen Mittelpunkt die einfühlsame Darstellung des Menschen steht: zunächst Menschen in ihrer idealen Nacktheit und später bekleidete Alltagsmenschen aus der Welt der Arbeiter.
Die zweite Hälfte von Blaesis künstlerischem Schaffen ist in erster Linie von öffentlichen, v.a. kirchlichen Aufträgen, dies aufgrund des Erfolges mit seinen monumentalen Skulpturen an der St.-Karls-Kirche in Luzern im Jahre 1935, geprägt. Im privaten Bereich kommt es zu Veränderungen: Im Jahre 1935 heiratet er die Berlinerin Yvonne Kirchner und zwei Jahre später erblickt ihre Tochter Ursula das Licht der Welt. Im Jahre 1938 zieht der Künstler nach Luzern in sein von Albert Zeyer gebautes Atelierhaus um. Erwähnenswerte Arbeiten aus seinem Spätwerk sind zahlreiche Kreuzwegstationen in Seebach 1944, in Dornach 1947, in Würenlos 1949, in Obbürgen 1962 und in Ballwil 1977 sowie verschiedene Architektur- und Denkmal-Plastiken, beispielsweise ein Keramikrelief an der Landesausstellung Zürich 1939 und das Fliegerdenkmal in Muotathal 1941. Seinen späteren Figuren ist eine Schwere eigen und sie zeichnen sich stilistisch durch eine zurückhaltende Abstraktion und einen Hang zum Expressiven aus.
August Blaesi stirbt am 29. August 1979 im Alter von 76 Jahren in Luzern.
Karoliina Elmer
Neben den Präsentationen in der Berliner Galerie Flechtheim und den erwähnten Ausstellungen in Paris zeigt Blaesi seine Werke auch in der Schweiz: Im Jahre 1933 an der Kunsthauseröffnung Luzern und drei Jahre später an der 19. Nationale im Kunstmuseum Bern, 1940 bis 1944 u.a. im Luzernerhof Luzern, in der Kunsthalle Basel und im Jahre 1957 in der Ausstellung Moderne Kunst der Innerschweiz in Luzern. Zusätzlich wird sein Schaffen mit Preisen gewürdigt, wie mit dem Kunstpreis der Stadt Luzern im Jahre 1957 und mit dem Johann-Melchior-Wyrsch-Preis der Schindler-Kulturstiftung in Stans im Jahre 1977.
Blaesis Schaffen ist von Kontinuität gezeichnet und weist kaum Brüche auf. Folglich kann in den Jahren von 1925 bis 1945 von einem homogenen Oeuvre gesprochen werden. Bereits in seiner Berliner Zeit findet er zu einer ruhigen und gegenständlichen Formensprache, die sich durch geschlossene Formen und zurückhaltende Stilisierung charakterisiert. Es entstehen zahlreiche Frauenköpfe, die sich trotz physiognomischer Unterschiede gleichen: Sie zeichnen sich durch mandelförmige Augen, gerade Nasen, Hochsteckfrisuren und lange elegante Hälse aus. Mit ihrer behutsamen Stilisierung erinnern sie an die griechische Frühklassik. Somit stehen sie einerseits für ein zeitloses Ideal, andererseits für die modernen Frauen des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zur ideologisch geprägten Kunst der Zeit, zeichnet sich die Typisierung durch eine gefühlsbetonte Innensicht aus, die die menschliche Empfindsamkeit nicht negiert. Neben den Köpfen entstehen weibliche Akte, denen von den 1920er bis in die 1940er Jahre ein ähnlicher Körperbau von statuarischer Ruhe eigen ist.
Die gegenständliche Bildhauerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsteht im Spannungsfeld zweier Pole: Einerseits orientiert sich die figürliche Plastik nach dem Ersten Weltkrieg an der Dynamik und der bewegten Oberfläche in den Werken eines Auguste Rodin und andererseits am geschlossenen Neoklassizismus eines Adolf von Hildebrand oder Aristide Maillol. Im Akt zeichnet sich die bestimmende Richtung des idealisierten Klassizismus am deutlichsten ab: Nach den Gräueln des Ersten Weltkrieges findet sich im Ideal des naturverbundenen Menschen mit Wurzeln bis in die griechische Antike eine mögliche Darstellungsform. In der Schweiz zählen Hermann Haller, Hermann Hubacher und Fritz Huf zur ersten Generation dieser gegenständlichen Richtung, deren Tradition sich Hans von Matt und August Blaesi nahtlos anschliessen. Sie übernehmen die Themen sowie den sanften Modernismus der formalen Ausführung ihrer Vorgänger. Nicht zu vergessen sei das einzigartige figürliche Oeuvre Karl Geisers, in dessen Mittelpunkt die einfühlsame Darstellung des Menschen steht: zunächst Menschen in ihrer idealen Nacktheit und später bekleidete Alltagsmenschen aus der Welt der Arbeiter.
Die zweite Hälfte von Blaesis künstlerischem Schaffen ist in erster Linie von öffentlichen, v.a. kirchlichen Aufträgen, dies aufgrund des Erfolges mit seinen monumentalen Skulpturen an der St.-Karls-Kirche in Luzern im Jahre 1935, geprägt. Im privaten Bereich kommt es zu Veränderungen: Im Jahre 1935 heiratet er die Berlinerin Yvonne Kirchner und zwei Jahre später erblickt ihre Tochter Ursula das Licht der Welt. Im Jahre 1938 zieht der Künstler nach Luzern in sein von Albert Zeyer gebautes Atelierhaus um. Erwähnenswerte Arbeiten aus seinem Spätwerk sind zahlreiche Kreuzwegstationen in Seebach 1944, in Dornach 1947, in Würenlos 1949, in Obbürgen 1962 und in Ballwil 1977 sowie verschiedene Architektur- und Denkmal-Plastiken, beispielsweise ein Keramikrelief an der Landesausstellung Zürich 1939 und das Fliegerdenkmal in Muotathal 1941. Seinen späteren Figuren ist eine Schwere eigen und sie zeichnen sich stilistisch durch eine zurückhaltende Abstraktion und einen Hang zum Expressiven aus.
August Blaesi stirbt am 29. August 1979 im Alter von 76 Jahren in Luzern.
Karoliina Elmer
Raeber, Moritz, Wege und Werke des Bildhauers August Blaesi 1903 - 1979, Stans: Paul von Matt AG, 1993