Die Doppelprojektion zeigt die Köpfe zweier Personen in Draufsicht, die in Plastiktüten stecken. Links Stephanie Smith, die in einer weissen Plastiktüte auf einem roten Tuch liegt. Rechts daneben Edward Stewarts Kopf in grüner Tüte auf weissem Tuch. Die Kamera ist unbeweglich neutral, wie bei einer Versuchsanordnung. Ruhig und konzentriert hört man die beiden mit- und gegeneinander atmen. Die Tüten sind leicht durchsichtig. Man ist versucht unter der anonymen Form eine Physiognomie auszumachen. Zunehmend fällt das Atmen schwerer und die Tüten kleben beim Einatmen am Gesicht. Stewart versucht dies durch tiefe, panische Atemzüge zu kompensieren. Nach ca. 10 Minuten und einer kurzen schwarzen Sequenz beginnt das Video wieder von vorne.
Der Moment, in dem einer der beiden aufgibt, wird, wie auch der Beginn, nicht gezeigt. Einer Aussage Smiths zufolge, sind es aber auch gerade nicht die Dualitäten, die sie interessieren, sondern das Dazwischen, der graduelle Übergang vom Normalen ins Unerträgliche. Während man zu Beginn das gleichmässige Atmen der beiden noch als beruhigend empfindet, entwickelt es sich zunehmend zu einem beklemmenden Geräusch. Man fühl sich an „Breathing in, Breathing Out“ (Belgrad 1977, Amsterdam 1978) von Marina Abramovic und Ulay erinnert, die voreinander kniend, ihre Münder aufeinander pressend, den selben Atem teilen, so lange es eben geht. Atem spielt in Smith/Stewarts Arbeiten häufig eine Rolle. Entweder selbst thematisiert wie in „Breathing Space“ oder „Mouth to mouth“ (1995, KML 99.80v), oder zumindest als das strukturierende Geräusch, das eine Arbeit begleitet, wie in „Inside Out“ (1997, KML 99.79v).
„Breathing Space“ markiert im Werk von Smith/Stewart den Übergang von der Beschäftigung mit dem Verhältnis Mann und Frau zu einem generelleren Interesse an Körperlichkeit. Während die Gefahr in Arbeiten wie „Mouth to mouth“ einer von vielen Aspekten ist, wird das drohende Ersticken für „Breathing Space“ allein inszeniert. Die ästhetische Darstellung des Selbstversuchs war den Künstlern wichtig, da es dem Betrachter klar sein sollte, dass es sich um eine Performance handelt und nicht um reale Bilder. Der Betrachter wird stets von Anfang an mitbedacht. So steht man zwischen den zueinander rechtwinkligen Projektionen und wird Teil des „Breathing Space“, dem Ort des Atems.
Julia Strebelow