informationen
Description
Das Gemälde entstand im Zusammenhang mit Hodlers Spanienaufenthalt in der Zeit von Oktober 1878 und Juni 1879. Ob es tatsächlich vor Ort entstand und dann seinen Weg in die Schweiz fand oder von Hodler zurück in Genf gemalt wurde, ist nicht bekannt. Die relative Grösse macht es jedoch wahrscheinlich, dass das Werk erst nach der Reise ausgeführt worden sein könnte. Es haben sich keine vorbereitenden Zeichnungen erhalten.
Das Interieur stellt die Werkstatt des aus dem Neuenburgischen stämmigen Uhrmachers Charles Abet (1839–1879) an der Plaza de la Provincia 3 in Madrid dar. Dieser Auswanderer spielte für den jungen Künstler unmittelbar nach der Studienzeit unter Barthélemy Menn in der Genfer Ecole des Dessin eine bedeutende Rolle, ist doch durch Hodlers Briefe in die Heimat überliefert, dass er dessen bescheidene Existenz in der spanischen Hauptstadt mindestens zeitweise überhaupt ermöglichte.
Vordergründig ist einzig an dem typisch spanischen Trinkgefäss im linken Bildraum zu erkennen, dass sich der Maler in der spanischen Hauptstadt befindet. Charakteristisch für diese Zeit sind allerdings die im Vergleich mit dem noch in Genf entstandenen Oeuvre aufgehellten Farben. Sie sind klares Zeugnis dafür, dass Hodler unter dem Eindruck des südlichen Lichts Spaniens stand. Wohl handelt es sich um eine sehr exakte Aufnahme des Ateliers und geschickt nutzt der Künstler den Blick aus dem Fenster, der noch heute eine Identifizierung der Gebäude auf der gegenüberliegenden Strassenseite erlaubt. Wie Caroline Kesser herausfand, wird das links zu sehende Haus – zu Hodlers Zeit ein Gefängnis – heute als Sitz des spanischen Finanzministeriums genutzt. Den Blick aus dem Fenster hat Hodler ein weiteres Mal in einem Gemälde in kleinem Format auf Papier festgehalten (Stiftung für Kunst und Kultur, Winterthur).
Das Gemälde ist bislang 1911 erstmals nachgewiesen, als die Galerie Moos in Genf die bedeutende Sammlung von Hodler-Gemälden des Berner Notars Ch. Läderach zum Verkauf anbot.
Matthias Fischer
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Gottfried Keller-Stiftung, Bern
Eingangsjahr: 1936
Provenienz/ Provenance
Ch. Läderach, Bern
Galerie Moos, Genf, Ankauf 5-1911
Moderne Galerie Thannhauser, München, nachgewiesen 1911
Willy Russ-Young, Neuenburg, nachgewiesen 1923
Galerie Fischer, Luzern, 19.08.1931 (Auktion)
Galerie Fischer, Luzern, 07.09.1935 (Auktion)
Gottfried Keller-Stiftung, 1936
Bibliografische Referenz/ Bibliographical References
«Grosse Auktion … Gemälde alter und neuer Meister … Provenienz», Auktionskatalog Galerie Fischer, Luzern 1931.
Unmittelbare Quellen (Dokumente mit unmittelbarem Bezug zum Objekt)/ Primary Sources
Weitere konsultierte Quellen/ Further sources
• Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
• Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Database of Art Objects at the Jeu de Paume
• Database “Central Collecting Point München” Database “Kunstsammlung Hermann Göring”
• Getty Provenance Index, German Sales Catalogs
• Lootedart.com Lost Art
• Répertoire des Biens Spoliés
• Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke (“Reichsliste von 1938”)
Zusammenfassung/ Conclusion
Das Gemälde wurde 1935 von der Gottfried Keller-Stiftung bei der Galerie Fischer erworben, die es schon 1931 einmal in einer Auktion angeboten hatte. Dort ist als Vorbesitzer Willy Russ-Young genannt, der das Bild seit 1923 besessen hatte. Die Provenienz kann also als unproblematisch angesehen werden.
Kategorie A
Exhibition History
Von Anker bis Zünd – die Kunst im jungen Bundesstaat, Zürich, Kunsthaus Zürich, 13.02.1998 - 10.05.1998
Ferdinand Hodler, Madrid, Sala de Exposiciones de la Fundación «la Caixa», 05.10.2001 - 25.11.2001
Ausstellung † Ferd. Hodler, Basel, Kunsthalle Basel, 18.05.1919 - 22.06.1919
Ferdinand Hodler, Palma de Mallorca, Fundación «la Caixa», 15.12.2001 - 17.02.2002
Der frühe Hodler. Das Werk 1870–1890, Pfäffikon, Seedamm-Kulturzentrum, 11.04.1981 - 14.06.1981
Hodler. Amiet. Giacometti. Werke aus Innerschweizer Sammlungen, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 10.07.2010 - 10.10.2010
Exposition Ferdinand Hodler de la collection Läderach, Genf, Galerie Moos
Ferdinand Hodler, München, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, 25.06.1999 - 10.10.1999
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Hodler-Gedächtnis-Ausstellung, Bern, Kunstmuseum Bern, 20.08.1921 - 23.10.1921
Ferdinand Hodler, Wuppertal, von der Heydt-Museum, 24.10.1999 - 03.01.2000
Meisterwerke der Gottfried Keller-Stiftung. Schweizer Kunst aus neun Jahrhunderten, Zürich, Kunsthaus Zürich, 10.06.1965 - 21.07.1965
Ferdinand Hodler 1853–1918, St. Gallen, Kunstmuseum St. Gallen, 14.11.1953 - 20.12.1953
Der Lesesaal. Werke aus der Sammlung von Hodler, Augusto und Giovanni Giacometti, Amiet, Vallotton, Markowitsch, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 06.05.2006 - 27.08.2006
Ausstellung Ferdinand Hodler im Zürcher Kunsthaus, Zürich, Kunsthaus Zürich, 14.06.1917 - 05.08.1917
Ferdinand Hodler, Berkeley, University Art Museum, University of California, 22.11.1972 - 07.01.1973
Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 03.03.1940 - 31.12.1940
Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, Mannheim, Kunsthalle Mannheim, 04.05.1913 - 30.09.1913
Bibliography
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Bern, Kunstmuseum Bern (Ausst.-Kat.), Ferdinand Hodler. Eine symbolistische Vision, hrsg. von Katharina Schmidt, mit Beiträgen von Katharina Schmidt (et al.), Ostfildern: Hatje Cantz Verlag, 2008
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Bern, Kunstmuseum Bern / Budapest, Szépművészeti Múzeum Budapest (Ausst.-Kat.), Ferdinand Hodler. Egy szimbolista látomás., hrsg. von Katharina Schmidt, mit Beiträgen von Katharina Schmidt (et al.), Ostfildern: Hantje Cantz Verlag, 2008
Fischer, Matthias, "Ferdinand Hodler (engl.)", in: Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli 2008, S. 106-111
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Kesser, Caroline, "Hodler en Madrid", in: Madrid, Sala de Exposiciones de la Fundación «la Caixa» (Ausst.-Kat.), Ferdinand Hodler, hrsg. von Jura Brüschweiler und Caroline Kesser, 2001, S. 37-49
Kesser, Caroline, "La obra madrileña", in: Madrid, Sala de Exposiciones de la Fundación «la Caixa» (Ausst.-Kat.), Ferdinand Hodler, hrsg. von Jura Brüschweiler und Caroline Kesser, 2001, S. 60-67
München, Kunsthalle der Hypo- Kulturstiftung/Wuppertal, Von der Heydt-Museum (Ausst.-Kat.), Ferdinand Hodler, hrsg. von Rudolf Koella, München: Hirmer, 1999
Zürich, Kunsthaus Zürich (Ausst.-Kat.), Von Anker bis Zünd: Die Kunst im jungen Bundesstaat 1848-1900, Zürich: Scheidegger & Spiess, 1998
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Landolt, Hanspeter, Sammeln für die Schweizer Museen. Gottfried Keller-Stiftung. Collectionner pour les musées suisses. Fondation Gottfried Keller. Collezionare per i musei svizzeri. Fondazione Gottfried Keller. 1890–1990, mit Texten von Hugo Wagner (et al.), Bern: Benteli, 1990
Recklinghausen, 42. Ruhrfestspiele Recklinghausen, Städtische Kunsthalle Recklinghausen (Ausst. Kat.), Magie des Buches, Recklinghausen: Graphische Kunstanstalt Bongers, 1988
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Mühlestein, Hans/Schmidt, Georg, Ferdinand Hodler. Sein Leben und sein Werk, Zürich: Unionsverlag, 1983
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Brüschweiler, Jura, "Notizen zu einigen Jugendwerken", in: Berlin, Nationalgalerie/Zürich, Kunsthaus Zürich/Paris, Musée du Petit Palais (Ausst.-Kat.), Zürich: Kunsthaus Zürich, 1983, S. 173-183