Das Werk gehört in die Phase der ersten abstrakten Bild-Serien, die Fries gegen Ende der 1980er Jahre malte. Die Farbe breitet sich über den ganzen Bildträger aus und bildet einen kompakten Bildkörper. Ein unglaubliches Kräfteringen ereignet sich durch das Aneinandergeraten und Ineinanderverhaken gegenläufiger Farben. Trotz allem findet das Bild eine innere Balance und Harmonie durch die konzentrische Ausrichtung der Bewegungen. Die Darstellung beschwört das Bild eines in kontinuierlicher Bewegung befindenden Urmaterials herauf.
Der sehr differenzierte Farbauftrag mittels unterschiedlicher Instrumente bewirkt unverhoffte plastische Variationen, und wirft Licht auf die Materialität und stoffliche Qualität der Farbe. Ebenso macht die Farbe vor dem Bildrand nicht halt, sondern überläuft diesen und umfasst den ganzen Bildträger. Dadurch übernimmt sie eine plastisch gestaltende Funktion und wird selbst zum dreidimensionalen Objekt.
Der Betrachter ist in diesem Bild mit dem sich ereignenden Spiel der Farben konfrontiert. Die Ungegenständlichkeit wird jedoch gebrochen, indem die Künstlerin den Werken durch gezielte Titelsetzungen eine zusätzliche Bedeutungsebene hinzufügt. Ihre Titel benennen keine konkreten Sachverhalte, vielmehr ist es der der Klang des Wortes - eine suggestive Wortkreation - oder ein dehnbarer Begriff (vgl. „Outre“: neben, überdies, zusätzlich), welcher den Bildern einen vermeintlichen Inhalt zukommen lässt. Ganz bewusst hält die Künstlerin durch eine suggestive Werkbetitelung die Beziehung zwischen Bild und Text in der Schwebe. Somit sind auch die sprachlichen Mittel geliefert, welche eine argumentative Auseinandersetzung des Betrachters erst ermöglichen.
Geneviève Hertzog