John M Armleder, 3 Entrées
John Michael Armleder wird am 24. Juni 1948 in eine noble Genfer Hotelierfamilie hineingeboren. Ab 1963 beteiligt er sich an musikalischen Aktivitäten innerhalb der „Groupe Luc Bois“ sowie der "Groupe Max Bolli“. Künstlerisch steht er seit dieser Zeit der Fluxusbewegung nahe. Von 1966 bis 1967 studiert er an der École des Beaux-Arts in Genf, 1969 an der Glamorgan Summer School in Wales. Im selben Jahr gründet er mit anderen der Fluxusbewegung verpflichteten Künstlern, Patrick Lucchini und Claude Rychner, die Gruppe "Écart“, sowie 1973 einen Verlag, eine Buchhandlung und eine Galerie gleichen Namens, die in der Folge zu einem der wichtigsten alternativen Zentren der damaligen Avantgarde wird. Die nach dem Anagramm von "trace“ (Spur) benannte Galerie präsentiert während den siebziger Jahren Happenings mit bedeutenden Künstlern wie Joseph Beuys und John Cage.
Das Ziel der Gruppe Ecart ist es, alle Phasen der künstlerischen Produktion zu kontrollieren, von der eigentlichen Schöpfung über die Präsentation bis zum Vertrieb des Kunstwerks. Dieses Postulat und die Affinität zu Fluxus, wo Aleatorik und Prozesshaftes Prinzip ist, bringt es mit sich, dass Armleder in seinen künstlerischen Anfängen vor allem performative Arbeiten realisiert. Wenn er Werke mit Objektcharakter schafft, verwendet er zu dieser Zeit mit Vorliebe Objets trouvés, insbesondere Abfall, und allgemein povere Materialien (vgl. KML 180w). Ende der 1970er Jahre ändert sich die Form der Arbeiten. Aus einem vom Künstler als "refocusing“ benannten Ansatz heraus entstehen Gemälde, in denen Versatzstücke der klassischen (oft konstruktivistischen) Moderne isoliert und diese in neue Zusammenhänge integriert werden (vgl. KML M 96.3x). Über Zitat und Appropriation wird der Status des autonomen Werks ironisch hinterfragt. Die Leinwand als herkömmlicher Malgrund wird dabei mitunter durch Dinge des täglichen Lebens ersetzt. So schafft Armleder Bilder auf Lochplatten und Malereien auf gebrauchten Möbelstücken, die er ihrerseits wiederum mit klassisch abstrakten Gemälden kombiniert (vgl. KML 86.38:1-3w).
Seine Arbeit kann als Versuch verstanden werden, den Status des Kunstwerks auf die Ebene seiner Wahrnehmung und Rezeption auszuweiten. Die Komplexität der Beziehungen, die das Werk mit verschiedenen Milieus unterhalten kann und die Interaktionen, die es hervorruft, stehen im Zentrum des Vorgehens. Diese stark konzeptionell ausgerichtete Arbeitsweise gibt Armleder in der Funktion sowohl des Kunstprofessors (seit 1995 an der Kunsthochschule Braunschweig) als auch des Kurators (zuletzt der eigenen Werke im MAMCO Genf) weiter.
Stets dandyhaft gekleidet, hebt sich Armleder ab von der Figur des Dandys dahingehend, dass er über seine oft mit künstlerischem Eklektizismus spielenden Arbeiten keinerlei Genieanspruch erhebt. Darin nimmt er eine Gegenposition ein zum „Neuen Wilden“-Maler der frühen 1980er Jahre. Im Bewusstsein der eigenen elitären Herkunft versucht er erst gar nicht, sich in den 1960er Jahren als zeitgeistiger Hippie-Rebell oder danach als an der Welt leidender Genius zu inszenieren, sondern pflegt bewusst seit seinen künstlerischen Anfängen das Image des Künstlers als Teil der bestimmenden Gesellschaft.
Isabel Fluri
Das Ziel der Gruppe Ecart ist es, alle Phasen der künstlerischen Produktion zu kontrollieren, von der eigentlichen Schöpfung über die Präsentation bis zum Vertrieb des Kunstwerks. Dieses Postulat und die Affinität zu Fluxus, wo Aleatorik und Prozesshaftes Prinzip ist, bringt es mit sich, dass Armleder in seinen künstlerischen Anfängen vor allem performative Arbeiten realisiert. Wenn er Werke mit Objektcharakter schafft, verwendet er zu dieser Zeit mit Vorliebe Objets trouvés, insbesondere Abfall, und allgemein povere Materialien (vgl. KML 180w). Ende der 1970er Jahre ändert sich die Form der Arbeiten. Aus einem vom Künstler als "refocusing“ benannten Ansatz heraus entstehen Gemälde, in denen Versatzstücke der klassischen (oft konstruktivistischen) Moderne isoliert und diese in neue Zusammenhänge integriert werden (vgl. KML M 96.3x). Über Zitat und Appropriation wird der Status des autonomen Werks ironisch hinterfragt. Die Leinwand als herkömmlicher Malgrund wird dabei mitunter durch Dinge des täglichen Lebens ersetzt. So schafft Armleder Bilder auf Lochplatten und Malereien auf gebrauchten Möbelstücken, die er ihrerseits wiederum mit klassisch abstrakten Gemälden kombiniert (vgl. KML 86.38:1-3w).
Seine Arbeit kann als Versuch verstanden werden, den Status des Kunstwerks auf die Ebene seiner Wahrnehmung und Rezeption auszuweiten. Die Komplexität der Beziehungen, die das Werk mit verschiedenen Milieus unterhalten kann und die Interaktionen, die es hervorruft, stehen im Zentrum des Vorgehens. Diese stark konzeptionell ausgerichtete Arbeitsweise gibt Armleder in der Funktion sowohl des Kunstprofessors (seit 1995 an der Kunsthochschule Braunschweig) als auch des Kurators (zuletzt der eigenen Werke im MAMCO Genf) weiter.
Stets dandyhaft gekleidet, hebt sich Armleder ab von der Figur des Dandys dahingehend, dass er über seine oft mit künstlerischem Eklektizismus spielenden Arbeiten keinerlei Genieanspruch erhebt. Darin nimmt er eine Gegenposition ein zum „Neuen Wilden“-Maler der frühen 1980er Jahre. Im Bewusstsein der eigenen elitären Herkunft versucht er erst gar nicht, sich in den 1960er Jahren als zeitgeistiger Hippie-Rebell oder danach als an der Welt leidender Genius zu inszenieren, sondern pflegt bewusst seit seinen künstlerischen Anfängen das Image des Künstlers als Teil der bestimmenden Gesellschaft.
Isabel Fluri