Melchior Paul von Deschwanden, 9 Entrées
Melchior Paul von Deschwanden ist am 10.1.1811 in Stans geboren, wo er von Louis Viktor von Deschwanden – dem Ehemann einer Cousine und Vater des Malers Theodor von Deschwanden – seine ersten Zeichenstunden erhält. Mit 14 Jahren wird er nach Zug geschickt, um dort neben dem städtischen Gymnasium, Zeichenunterricht von Johann Kaspar Moos zu erhalten. Durch Lehrer und Bekannte wie Daniel Albert Freudweiler, Johann Caspar Schinz und Ludwig Vogel kommt Deschwanden ab 1827 in Zürich zum ersten Mal in Kontakt mit dem nazarenischen Gedanken- und Kunstgut, dessen Vertreter sich auf rein religiöse Inhalte in ihren Werken konzentrieren. In den folgenden Jahren begleitet ihn diese Kunstrichtung stets. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Nazarenern findet jedoch erst wieder nach seinem Studium an der Akademie in München im Jahr 1830 statt, welches nur von kurzer Dauer ist, da er aufgrund gesundheitlicher Probleme wieder nach Stans zurückkehren muss.
1838 reist Deschwanden zuerst nach Florenz und dann nach Rom, um dort die Alten Meister der Renaissance zu studieren. Besonders beeindruckt ist er von Raffael und Fra Angelico. Um 1839/40 begegnet Deschwanden in Rom dem Nazarener Friedrich Overbeck (1789–1869). Als zentrale Figur unter den Nazarenern lebt Overbeck deren Idealvorstellungen am konsequentesten nach. Die Grundüberzeugung der Nazarener, als Aufgabe der Kunst deren rein religiöse Thematik und ihre Verherrlichung Gottes zu verstehen, überzeugt den streng katholisch gesinnten Deschwanden nun vollends.
In Italien schafft Paul von Deschwanden den künstlerischen Durchbruch jedoch mit einem mythologischen Thema, dem „Elysium“. Das in Florenz ausgestellte Ölgemälde findet in Kunstkreisen grosse Beachtung, was ihn folgend veranlasst, das Elysium-Thema verschiedentlich wieder aufzunehmen.
Als er im Jahr 1840 nach Stans zurückkehrt, gründet er ein Atelier, in welchem er selbst oder mit Hilfe von Schülern vorwiegend religiöse Bilder für Kirchen oder Private schafft. Porträtaufträge lehnt er zugunsten der religiösen Malerei immer häufiger ab. Die zahlreichen Aufträge weisen auf die Beliebtheit seiner Bilder besonders in der Zentralschweiz, aber auch über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Die von Frömmigkeit und Demut geprägten religiösen Figurenkompositionen Deschwandens müssen den christlichen Idealvorstellungen weiter Kreise besonders entsprochen haben. In einer Zeit, in der sich die Kirche mit einer voranschreitenden Säkularisierung konfrontiert sieht und somit stetig an Einfluss zu verlieren droht, findet Deschwandens Werk, welches sich auf die tief verankerten Werte der christlichen Religion zurückberuft, grossen Anklang. Sein künstlerisches Schaffen lässt sich sehr gut in die Pläne der katholischen Kirche einfügen, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen den befürchteten Glaubens- und Sittenzerfall entgegenzuwirken.
In dieser Zeit bringt Deschwanden nicht nur neue Gemälde hervor, sondern wird zudem häufig als Restaurator beauftragt. Dabei übermalt der Künstler die bereits vorhandenen Werke meist komplett und schafft somit wiederum neue, eigene Kompositionen. So geschieht es zum Beispiel mit einem Gemälde von Frank Buchser aus dem Jahr 1855 im Kloster St. Joseph in Solothurn. Da das Werk den Auftraggebern missfällt, lassen sie Deschwanden 1860 eine Neugestaltung anfertigen, bei welcher der Künstler das alte Gemälde komplett übermalt.
Trotz seiner grossen Beliebtheit wird der Stanser Künstler zu Lebzeiten häufig kritisiert. Bedenken äussert unter anderem Gottfried Keller 1846 in seiner Besprechung der Schweizerischen Kunstausstellung, indem er meint, Deschwandens Malerei drohe „[…] in das Gebiet der Vielmalerei und der Gedankenlosigkeit zu versinken.“ Offenbar lässt sich der Künstler aufgrund seiner zahlreichen Aufträge zu einer Massenproduktion verleiten, welche ihn zwingt, möglichst schnell zu arbeiten, was folglich in eine Oberflächlichkeit resultiert, indem er die selben Motive immer wieder aufgreift, anstatt Neue zu entwickeln. Deschwanden gelingt es dadurch zwar, Bilder in wenigen Tagen zu produzieren, manchmal sogar innerhalb einiger Stunden, jedoch bringt es ihm die Kritik des Mangels an Sorgfalt und an Originalität ein.
Der figurenarme und meist ruhige, beweglose Bildaufbau seiner Werke zeugt zwar von einer Einfachheit, jedoch strahlen seine Bilder auch Innigkeit, Anmut und Reinheit aus, worauf Deschwanden aufgrund seiner religiösen Überzeugung wohl besonders Wert legt. Seine persönlichen Worte, mit denen er sich gegen Kritiken an seinen Bildern äussert, weisen auf seinen persönlichen Missionarsgedanken, den er in seinem eigenen Werk sieht: „Ich male für fromme Gemüter und nicht für Kritiker.“ Bis zu seinem Tod am 25.2.1881 in Stans hält er an seinem Grundgedanken, für die Religion und deren Gläubigen zu malen, fest.
Tamara Fullin
1838 reist Deschwanden zuerst nach Florenz und dann nach Rom, um dort die Alten Meister der Renaissance zu studieren. Besonders beeindruckt ist er von Raffael und Fra Angelico. Um 1839/40 begegnet Deschwanden in Rom dem Nazarener Friedrich Overbeck (1789–1869). Als zentrale Figur unter den Nazarenern lebt Overbeck deren Idealvorstellungen am konsequentesten nach. Die Grundüberzeugung der Nazarener, als Aufgabe der Kunst deren rein religiöse Thematik und ihre Verherrlichung Gottes zu verstehen, überzeugt den streng katholisch gesinnten Deschwanden nun vollends.
In Italien schafft Paul von Deschwanden den künstlerischen Durchbruch jedoch mit einem mythologischen Thema, dem „Elysium“. Das in Florenz ausgestellte Ölgemälde findet in Kunstkreisen grosse Beachtung, was ihn folgend veranlasst, das Elysium-Thema verschiedentlich wieder aufzunehmen.
Als er im Jahr 1840 nach Stans zurückkehrt, gründet er ein Atelier, in welchem er selbst oder mit Hilfe von Schülern vorwiegend religiöse Bilder für Kirchen oder Private schafft. Porträtaufträge lehnt er zugunsten der religiösen Malerei immer häufiger ab. Die zahlreichen Aufträge weisen auf die Beliebtheit seiner Bilder besonders in der Zentralschweiz, aber auch über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Die von Frömmigkeit und Demut geprägten religiösen Figurenkompositionen Deschwandens müssen den christlichen Idealvorstellungen weiter Kreise besonders entsprochen haben. In einer Zeit, in der sich die Kirche mit einer voranschreitenden Säkularisierung konfrontiert sieht und somit stetig an Einfluss zu verlieren droht, findet Deschwandens Werk, welches sich auf die tief verankerten Werte der christlichen Religion zurückberuft, grossen Anklang. Sein künstlerisches Schaffen lässt sich sehr gut in die Pläne der katholischen Kirche einfügen, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen den befürchteten Glaubens- und Sittenzerfall entgegenzuwirken.
In dieser Zeit bringt Deschwanden nicht nur neue Gemälde hervor, sondern wird zudem häufig als Restaurator beauftragt. Dabei übermalt der Künstler die bereits vorhandenen Werke meist komplett und schafft somit wiederum neue, eigene Kompositionen. So geschieht es zum Beispiel mit einem Gemälde von Frank Buchser aus dem Jahr 1855 im Kloster St. Joseph in Solothurn. Da das Werk den Auftraggebern missfällt, lassen sie Deschwanden 1860 eine Neugestaltung anfertigen, bei welcher der Künstler das alte Gemälde komplett übermalt.
Trotz seiner grossen Beliebtheit wird der Stanser Künstler zu Lebzeiten häufig kritisiert. Bedenken äussert unter anderem Gottfried Keller 1846 in seiner Besprechung der Schweizerischen Kunstausstellung, indem er meint, Deschwandens Malerei drohe „[…] in das Gebiet der Vielmalerei und der Gedankenlosigkeit zu versinken.“ Offenbar lässt sich der Künstler aufgrund seiner zahlreichen Aufträge zu einer Massenproduktion verleiten, welche ihn zwingt, möglichst schnell zu arbeiten, was folglich in eine Oberflächlichkeit resultiert, indem er die selben Motive immer wieder aufgreift, anstatt Neue zu entwickeln. Deschwanden gelingt es dadurch zwar, Bilder in wenigen Tagen zu produzieren, manchmal sogar innerhalb einiger Stunden, jedoch bringt es ihm die Kritik des Mangels an Sorgfalt und an Originalität ein.
Der figurenarme und meist ruhige, beweglose Bildaufbau seiner Werke zeugt zwar von einer Einfachheit, jedoch strahlen seine Bilder auch Innigkeit, Anmut und Reinheit aus, worauf Deschwanden aufgrund seiner religiösen Überzeugung wohl besonders Wert legt. Seine persönlichen Worte, mit denen er sich gegen Kritiken an seinen Bildern äussert, weisen auf seinen persönlichen Missionarsgedanken, den er in seinem eigenen Werk sieht: „Ich male für fromme Gemüter und nicht für Kritiker.“ Bis zu seinem Tod am 25.2.1881 in Stans hält er an seinem Grundgedanken, für die Religion und deren Gläubigen zu malen, fest.
Tamara Fullin