informationen
Description
Die Motivwelt von Max von Moos kreist bis zu Beginn der 1930er Jahre um maskenartige, skurrile Köpfe, um Fabeltiere, um flache fantastische, zum Teil der kindlichen Welt verwandten Kompositionen mit Zauberern oder Märchenfiguren, die teilweise aus der Bildwelt von Paul Klees Frühwerk entspringen. Ab 1933 beginnt er mit dem Malen von "steinernen" Bildern. Dazu zählt auch das um 1936 entstandene Werk "Versteinerte Tänzerinnen", auf dem eine kompakte Gruppe, bestehend aus vier Frauenfiguren, zu sehen ist.
Durch die symmetrische Anordnung der Figuren erinnert das Bild an einen antiken, sich fortsetzenden Figurenfries auf einer Reliefwand. Die Frauen sind jedoch nicht streng in einer Reihe angeordnet. Vielmehr sind sie gestaffelt postiert. Als Tänzerinnen erwecken sie den Anschein auf einer Bühne zu stehen. Sie gestikulieren mit den Händen als wollten sie sich abwenden. Ein schwarzer Hintergrund umschliesst die Frauengruppe zum Relief. Es scheint, als würden die Figuren im Augenblick des Anblicks der Schlange zu gefangenen Wesen und so ihrer Bewegungsfreiheit beraubt. Das Steinerne einerseits kommt durch die Farbwahl zum Ausdruck: Ocker-, Grau- und Brauntöne herrschen vor, stellenweise ein stumpfes Orange. Andererseits wird das Gefangensein durch eine Lackschicht, die die Bildoberfläche verschliesst, unterstützt.
Von Moos bedient sich hier einer neuen Bildform: Der Fragmentierung antikischer Skulpturen. Im 1937 gemalten Bild "Toledo" (Privatbesitz), das eine grosse Verwandtschaft mit den "Versteinerten Tänzerinnen" aufweist, greift Max von Moos die neue Bildform wieder auf und macht durch den Bildtitel einen zeitgeschichtlichen Bezug, wobei er sich auf den Belagerungskampf um den Alcazar von Toledo (1936) im Spanischen Bürgerkrieg bezieht. Im Werk "Toledo" stehen ebenfalls vier fragmentierte Steinskulpturen – die Figur ganz rechts ist mit einem Pferdekopf versehen – dicht gedrängt zusammen und bilden einen Fries. Sie heben sich ebenfalls vom schwarzen Hintergrund ab.
In der Literatur wird das Bild der "Versteinerten Tänzerinnen" oft als Vorläufer zu den "Paraden", die im Werk von Max von Moos in den 1960er Jahren besonders häufig vorkommen, angesehen. Unter den "Paraden" (Begriff von Fernand Léger) ist eine Werkgruppe zu verstehen, die das Motiv von drei bis sechs eng nebeneinander stehenden Figuren zeigt, die durch ihre Position am vorderen Bildrand, den Eindruck einer undurchdringbaren Mauer erwecken.
Cornelia Ackermann
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Max von Moos Ausstellung, Kunstmuseum Luzern 1937
Eingangsjahr: 1937
Exhibition History
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
1933-1993. 60 Jahre Kunstmuseum Luzern im Meili-Bau, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 20.04.1993 - 02.05.1993
Lettre d'images par Aldo Walker, Zürich, Helmhaus, 24.02.1989 - 02.04.1989
Neue Sachlichkeit und Surrealismus in der Schweiz, Winterhur, Kunstmuseum Winterthur, 17.09.1979 - 21.11.1979
Max von Moos - Camille Graeser, Zürich, Kunsthaus Zürich, 09.02.1979 - 25.03.1979
Föhnsturm. Die Kulturlandschaft um den Vierwaldstättersee im Spannungsfeld der Zwanziger und Dreissiger Jahre, Altdorf, Höfli-Kaserne, 27.07.1985 - 22.09.1985
Schweizer Kunst 1900-1990 aus Schweizer Museen und öffentlichen Sammlungen, Zug, Kunsthaus Zug, 26.05.1990 - 05.08.1990
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.07.1984 - 09.09.1984
Max von Moos - dipinti e disegni, Rom, Istituto Svizzero, 28.04.1970 - 23.05.1970
La Femme et le Surréalisme, Lausanne, Musée Cantonal des Beaux-Arts, 21.11.1987 - 28.02.1988
Max von Moos, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 29.10.1961 - 26.11.1961
Max von Moos. Radierungen von Fritz Pauli. Leihgaben neuer französischer Malerei, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 07.03.1937 - 07.04.1937
Max von Moos – gesehen von Peter Roesch, Christian Kathriner und Robert Estermann, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 19.03.2011 - 31.07.2011
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, Wien, Museum Moderne Kunst, Palais Liechtenstein, 09.05.1985 - 16.06.1985
Die Sammlung, erweitert. Eigene Werke mit Leihgaben aus dem Kunstmuseum Luzern, Zug, Kunsthaus Zug, 06.07.2008 - 31.08.2008
Max von Moos: Atlas, Anatomie, Angst, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.2001 - 03.03.2002
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, Bonn, Rheinisches Landesmuseum, 17.01.1985 - 24.02.1985
Max von Moos (1903-1979). Retrospektive, München, Kunstverein München, 08.03.1985 - 14.04.1985
Bibliographie
Ingrid Beytrison Comina, Christophe Flubacher, Sophie Leclercq, Suzanne Nouhaud-Duco, Valentine Plisnier, Der Surrealismus und die primitive Kunst, Hatje Cantz Verlag 2014
Mit einem Vorwort von Janine Perret Sgualdo und einem Beitrag der Kuratoren Stefan Zweifel und Juri Steiner, Balades avec le Minotaure. Auf den Spuren des Minotaurus, 2013
Banz, Stefan, Aldo Walker: Logotyp. Mit Marcel Duchamp und William Copley im Hinterkopf, hrsg. von Barbara Zürcher und Jürg Nyffeler, Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst, 2012 (Kunsthalle Marcel Duchamp Nr. 7)
Oehen, Berta, "Unkonventionelle Werkschau", in: Willisauer Bote-Wiggertaler Bote, Nr. 24, 25.03.2011, S. 5
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Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
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Zürich, Kunsthaus Zürich (Ausst.-Kat.), Max von Moos, mit einem Text von Erika Billeter und Hans-Jörg Heusser, Zürich: Kunsthaus Zürich, 1979
Winterhur, Kunstmuseum Winterthur (Ausst.-Kat.), Neue Sachlichkeit und Surrealismus in der Schweiz 1915-1940, mit Texten von Dorothea Christ (et. al), Winterthur: Kunstmuseum Winterthur, 1979
Thali, Peter, Max von Moos, mit Texten von Peter F. Althaus (et al.), Zürich: Scheidegger, 1974