informationen
Description
Rudolf Koller erregt bereits während der Studienzeit in München Aufsehen mit seinen Tierstudien und sein Ruf als Schweizer Tiermaler festigt sich zusehends. Der Ruhm verdeckt allerdings seine Leistung in der Landschaftsmalerei. Im Anschluss an Calames pathetische Alpenmalerei entstehen dramatische Kompositionen, aber auch kraftvolle Freilichtstudien in Öl. 1857–58 weilt Koller zusammen mit mehreren Malerfreunden in Richisau im Glarnerland, wo sie unter einfachen Bedingungen in einer Sennhütte leben und gemeinsame Ausflüge unternehmen.
Die vorliegende Ölstudie, die den Klöntalersee zeigt, dürfte in dieser Zeit entstanden sein. Darin wird auf jegliche anekdotischen Elemente und Staffagefiguren verzichtet. Mit breitem Pinsel werden die steil abfallenden, schroffen Felswände wiedergegeben. Sonnenstrahlen tauchen den steinigen Vordergrund und das Gebirge im Hintergrund in ein spärliches Licht. Der schwarz glänzende Gebirgssee verschwindet beinahe im Schatten der Felsen. Helle Wolkenfetzen hüllen die Gipfel ein und bilden kompositorisch einen Ausgleich zur dunklen Mittelpartie. Aufgrund der Wolkenstudie, die sehr unmittelbar und frisch wirkt, darf angenommen werden, dass der Maler hier im Freien gearbeitet hat.
Rudolf Koller wirkt dann am überzeugendsten, wenn er eine Beobachtung oder eine Idee spontan umsetzt und nicht mühsam nach grossformatigen Bildkompositionen sucht. Die 1850er Jahre gelten als die künstlerisch innovativsten in seiner Laufbahn. So beeindrucken die Landschaftsgemälde, die im Glarnerland entstanden sind, generell durch die Unmittelbarkeit, in der sie die umgebende Natur in markigen Pinselstrichen und kräftigen Farben wiedergeben. Die Natur erscheint hier nicht wohlkultiviert, sondern rau und schroff und steckt voller Wachstumskraft und Energie. Man glaubt dem jungen Koller, wenn er voller Inbrunst ausruft: "Es gibt in der ganzen Malerei nichts Schönes, dass es nicht in der Natur noch schöner vorkäme. Die Natur bleibt immer das Schönste."
Regine Fluor-Bürgi
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung, 1933 Ankauf
Eingangsjahr: 1933
Exhibition History
Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.1935 - 08.01.1936
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Die Entdeckung der Alpen in der Malerei. Gemälde und Graphik vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Aarau, Aargauer Kunsthaus Aarau, 23.06.1962 - 19.08.1962
Terrain. Von Robert Zünd bis Tony Cragg – Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Skulptur aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 02.03.2007 - 05.08.2007
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Bibliographie
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Reinle, Adolf, Das Luzerner Kunstmuseum. Ein Führer durch die Sammlung, hrsg. vom Stadtarchiv Luzern und einer vom Stadtrat bestellten Kommission, Luzern: Kommissionsverlag Eugen Haag, 1958
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, mit einem Vorwort von Paul Hilber, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1935
Luzern, Kunsthaus Luzern (Ausst.-Kat.), Katalog der Eröffnungsausstellung, Luzern: Kunsthaus Luzern, 1933