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Description
Anders als seine Generationsgenossen Rudolf Koller, Albert Anker und Robert Zünd gilt Frank Buchser als reiselustiger Abenteurer. Der Anreiz ferner Länder kann in seiner Bedeutung für das Werk des Solothurner Künstlers nicht hoch genug eingeschätzt werden. Vor allem der Süden – Spanien, Italien, Griechenland und Nordafrika – mit seinen fremden Bräuchen, den exotischen Kostümen und den dunkelhäutigen Menschen sowie den speziellen, kontrastreichen Lichtverhältnissen ist ihm eine immerwährende Inspirationsquelle. England und Amerika hingegen bereist er mit der klaren Absicht "Geld, Geld und nochmals Geld [zu] machen", denn ein zahlungskräftiges Kunstpublikum verspricht dort gute Absatzmöglichkeiten. Dabei überlässt er nichts dem Zufall, sondern mobilisiert die Presse und spannt Freunde ein, die den Verkauf seiner Bilder ankurbeln sollen. Besonders intensiv pflegt er die Kontakte zu den Mächtigen des Landes und zur High Society, was sich in gelegentlichen Aufträgen bezahlt macht.
Während seines vierten und letzten Englandaufenthaltes um 1877 begleitet er seinen Mäzen Lord Londesborough auf einer Besichtigungstour zu dessen Besitztümern. Von ihm erhält er den Auftrag, den "head keeper of the New Forest", Mr. Cooper, in einem "honourable picture" zu porträtieren. Buchser kommt diesem Auftrag gerne nach und gibt den Verwalter in einem Reiterbildnis wieder, einer Bildform, die in England eine aussergewöhnlich dynamische Ausprägung erfahren hat. Jene Darstellungen, in denen die Pferde im fliegenden Galopp dahinjagen, führen die übliche Symbolik der Reiterbildnisse vor Augen, nämlich die Beherrschung der Natur durch den Menschen, die der Reiter am Pferd demonstriert. Es ist denkbar, dass Buchser durch die Wahl dieses Bildnistyps auf die Funktion des Porträtierten anspielen will. Allerdings wirkt Buchsers Umsetzung des Reiterthemas seltsam kraftlos, fast lahm. Der Dargestellte vermittelt den Eindruck, als sei er während seines morgendlichen Ausritts angehalten und überredet worden, einige Minuten lang Modell zu stehen. Während der Irish Setter ungeduldig und erwartungsvoll zum Verwalter hochblickt, nutzt der Schimmel die Pause, um seinen eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Mr. Cooper hat sich indes dem Betrachter zugewandt. Auf dem fleischigen Gesicht ist der Anflug eines Lächelns zu erkennen, während er den Arm in einer etwas grossspurig wirkenden Geste in die Hüfte stützt, vermutlich um Präsenz und Autorität zu markieren. In seinen Augen hingegen blitzen Misstrauen und Unsicherheit auf und seine Linke hält einen Spazierstock umklammert, was die innere Anspannung noch deutlicher zum Ausdruck bringt. "Der Farmer", wie das Gemälde oft genannt wird, sei das gelungene psychologische Porträt eines Mannes, dessen soziale Stellung sich zwischen Macht und Abhängigkeit bewege, ist sich die Forschung einig.
Kompositorisch ist das Gemälde einfach angelegt, komplizierte perspektivische Verkürzungen werden vermieden. Pferd, Reiter und Hund sind bildparallel angeordnet und bilden eine waagrechte Linie, die in der Hecke und im Horizont ihre Entsprechung findet. Die Vertikale des Reiters, die ihrerseits in einer Baumgruppe im Hintergrund aufgenommen wird, schafft den Ausgleich zur Horizontalen und verhilft dem Gemälde zu einer harmonischen Gesamtwirkung. Das bei Buchser oft zu beobachtende Problem einer fehlenden atmosphärischen Einheit von Vorder- und Hintergrund ist hier geschickt gelöst: Die waagrecht durch das Bild verlaufende Hecke bildet eine natürliche Grenze zwischen einer locker und dennoch detailliert gemalten Weide voller flackernder Sonnenlichtakzente und einer grosszügig vereinfachten, flächig gemalten Landschaft. Trotz harter Umrisslinien passen sich Pferd und Reiter dank ihrer lebhaften pleinairistischen Ausgestaltung problemlos in den Vordergrund ein. Ein kühles, kräftiges Grün mit diversen Tonabstufungen verleiht dem Gemälde ein frisches Aussehen und trägt massgeblich zu dessen Attraktivität bei. "Ein Hauptwerk", so lautet der schlichte Kommentar Landolts in seiner Publikation zur Gottfried Keller-Stiftung, die das Bild 1935 mit einem Beitrag der Bernhard Eglin-Stiftung erwirbt und es dem Kunstmuseum Luzern als Depositum zur Verfügung stellt.
Regine Fluor-Bürgi
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Gottfried Keller-Stiftung, Bern, Ankauf durch die Gottfried Keller-Stiftung am 4.4.1935 für CHF 15'000
Eingangsjahr: 1935
Exhibition History
Meisterwerke der Gottfried Keller-Stiftung. Schweizer Kunst aus neun Jahrhunderten, Zürich, Kunsthaus Zürich, 10.06.1965 - 21.07.1965
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Frank Buchser 1828–1890, Thun, Kunstsammlung der Stadt Thun, Thunerhof, 17.06.1967 - 13.08.1967
16. Kunstausstellung Trubschachen, Trubschachen, Kulturverein Trubschachen, 23.06.2001 - 15.07.2001
Frank Buchser (1828-1890), Zürich, Salon Bollag, Utoschloss
Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 03.03.1940 - 31.12.1940
Gedächtnisausstellung Frank Buchser 1828-1890, Bern, Kunsthalle Bern, 07.07.1928 - 05.08.1928
Fantaisie Equestre, Lausanne, Musée Cantonal des Beaux-Arts, 23.07.1982 - 12.09.1982
Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.1935 - 08.01.1936
Frank Buchser, 1828-1890, Zürich, Kunsthaus Zürich, 06.09.1928 - 30.09.1928
Gedächtnisausstellung Frank Buchser 1828-1890, Otto Frölicher 1840-1890, Solothurn, Kunstmuseum Solothurn, 14.09.1940 - 13.10.1940
50 Jahre Gottfried-Keller-Stiftung, Bern, Kunstmuseum Bern, 14.06.1942 - 20.09.1942
Frank Buchser. Ausstellung zum 50. Todestag, Basel, Kunsthalle Basel, 06.10.1940 - 24.11.1920
Frank Buchser 1828-1890, Solothurn, Kunstmuseum Solothurn, 09.06.1990 - 16.09.1990
L'art Suisse des origines à nos jours, Genf, Musée d'art et d'histoire
Frank Buchser (1828-1890), Basel, Kunsthalle Basel, 10.01.1915 - 31.01.1915
Gedächtnisausstellung Frank Buchser 1828-1890, Solothurn, Kunstmuseum Solothurn, 20.05.1928 - 01.07.1928
La collection retrouvée. Von Füssli bis Hodler: Meisterwerke aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 25.07.1993 - 26.09.1993
Bibliographie
Lichtin, Christoph, "Bernhard Eglin and the first years of the Bernhard Eglin Foundation", in: Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli 2008, S. 20-27
Lichtin, Christoph, "Bernhard Eglin und die ersten Jahre der Bernhard Eglin-Siftung", in: Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli 2008, S. 11-19
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Trubschachen, Kulturverein Trubschachen (Ausst.-Kat.), 16. Kunstausstellung Trubschachen. Schweizer Kunst von Giacometti bis heute, Trubschachen: Kulturverein Trubschachen, 2001
Solothurn, Kunstmuseum Solothurn (Ausst.-Kat.), Frank Buchser, 1828-1890, mit Essays von Roman Hollenstein und Petra ten-Doesschate Chu, Einsiedeln: Eidolon, 1990
Landolt, Hanspeter, Sammeln für die Schweizer Museen. Gottfried Keller-Stiftung. Collectionner pour les musées suisses. Fondation Gottfried Keller. Collezionare per i musei svizzeri. Fondazione Gottfried Keller. 1890–1990, mit Texten von Hugo Wagner (et al.), Bern: Benteli, 1990
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Lausanne, Musée cantonal des beaux-arts (Ausst.-Kat.), Fantaisie Equestre, mit Texten von Willy Rotzler und Erika Billeter, Lausanne: Musée cantonal des beaux-arts, 1982
Marfurt-Elmiger, Lisbeth, Die Luzerner Kunstgesellschaft 1819-1933, hrsg. von der Stadt Luzern, Luzern: Kommissionsverlag Keller & Co, 1978
Thun, Kunstsammlung der Stadt Thun (Ausst.-Kat.), Frank Buchser 1828-1890, Thun: Kunstsammlung der Stadt Thun, 1967
Zürich, Kunsthaus Zürich (Ausst.-Kat.), Meisterwerke der Gottfried Keller-Stiftung. Schweizer Kunst aus neun Jahrhunderten, mit einem Beitrag von Michael Stettler, Bern: Verlag der Eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung, 1965
Gantner, Joseph/Reinle, Adolf, Kunstgeschichte der Schweiz. Vierter Band. Die Kunst des 19. Jahrhunderts. Architektur, Malerei, Plastik, Frauenfeld: Huber, 1962
Reinle, Adolf, Das Luzerner Kunstmuseum. Ein Führer durch die Sammlung, hrsg. vom Stadtarchiv Luzern und einer vom Stadtrat bestellten Kommission, Luzern: Kommissionsverlag Eugen Haag, 1958
Wälchli, Gottfried, Frank Buchser. Persönlichkeit - Leben - Kunst, Bern: Paul Haupt, 1956 (Schweizer Heimatbücher 77/78)
Althaus, Peter F., "Spitzenwerke der Malerei. Museen der Schweiz und Sammlung Liechtenstein", in: Schreibmappe 1955, hrsg. von der Verbandsdruckerei AG, 1955, unpaginiert
Gottfried Keller-Stiftung, Bericht über die Tätigkeit der Eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung 1932-1945. 4. Folge. Gemälde und Zeichnungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert., Bern: Verlag der Eidgenössischen Gottfried Keller-Stiftung 1946
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
Fosca, François, Histoire de la peinture Suisse, Genf: Editions Pierre Cailler, 1945