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Description
In den 1980er Jahren entsteht eine Reihe von figurativen Bildern von Aldo Walker in einem charakteristischen linearen Stil, der sich weder als Malerei noch als Zeichnung bezeichnen lässt, der sich weder der „wilden Malerei“ von Martin Disler oder Walter Dahn noch zur „Neo-Geo-Malerei“ von Franz Wanner oder Helmut Federle zuordnen lässt. Auf einem neutralen, einfarbig grundierten Tuch werden Figuren durch Linien, die keinerlei persönliche Handschrift aufweisen, konturiert. Die Figuren heben sich klar und scheinbar eindeutig identifizierbar vom Grund ab. Dennoch hinterlassen sie beim Betrachter in Bezug auf das, was sie meinen, eine Offenheit.
Das Bild „Der Vater und sein Sohn“ aus der Reihe „Education suisse“ spricht im Titel auf eine Beziehung zwischen zwei Personen an, obwohl auf dem Bild drei Figuren nebeneinander in einer sitzenden Haltung zu sehen sind – eine Abfolge der Generationen. Gemäss Roman Kurzmeyer (Zürich: edition fink, 2006) suggeriert der Titel: „es handle sich um eine Arbeit, welche die Frage nach Ähnlichkeit und Differenz aufwerfe, tatsächlich aber ist es die identische Wiederholung einer Figuration, thematisiert also die Serie.“ Die Ähnlichkeit, die zwischen Vater und Sohn normalerweise in den Gesichtzügen gesucht wird, wird zusätzlich über die weissen, maskenartigen Gesichter verweigert. Die Masken ohne Mund und Nase, mit schwarzen Löchern für die Augen erinnern an die drei Affen, von denen einer nichts hört, der andere nichts sieht und der dritte nichts sagt. Auffallend ist auch die sich wiederholende Dreiergruppierung in der Werkgruppe „Education suisse“ („Herr Ober, wir verändern die Welt“), sodass eine Beziehung zwischen der Nachahmung der Affen und der Ausbildung Nahe liegt, die ähnlich wie die Erziehung gerade darauf aufbaut.
Die Füsse und die Hände laufen in die schwarz grundierte Leinwand aus. Die Figuren scheinen deshalb nicht wirklich verortet, obwohl sie direkt in die Grösse der Leinwand eingepasst sind. Indem die drei identischen Figuren etwas näher am oberen oder am unteren Rand platziert sind, wirken sie grösser oder kleiner und nehmen so die Beziehung zwischen Ähnlichkeit und Differenz wieder auf und verankern die serielle Figur in einer zeitlichen und räumlichen Disposition, einer immer wieder gleichen Abfolge von Vater und Sohn.
Annamira Jochim
Provenance
Kunstmuseum Luzern, Galerie Stähli
Eingangsjahr: 1988
Exhibition History
Aldo Walker. Früher oder später, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 04.11.1989 - 03.12.1989
Swiss Artists, Oslo, Museet for Satidskunst, 30.10.1993 - 16.01.1994
Kunst überfordern. Aldo Walker (1938–2000) – Retrospektive, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 11.03.2006 - 28.05.2006
Aldo Walker, Arbeiten seit 1964, Aarau, Aargauer Kunsthaus Aarau, 04.10.1986 - 16.11.1986
Sammlungsbilanz. 11 Jahre - 1117 Werke - 211 Künstler und Künstlerinnen, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 25.06.1989 - 10.09.1989
Innerschweizer Kunst 90/70, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 16.10.1993 - 28.11.1993
Aldo Walker auf dem Tandem mit Anna Graber Reinhold, Carina Johner, Vera Kluser, Martina Lussi & Anaïs Strübin, Jean-Raphaël Ruff, Anna-Lisa Schneeberger, Sarah Wirth, Altdorf, Haus für Kunst Uri, 17.09.2011 - 27.11.2011
Bibliographie
Banz, Stefan, Aldo Walker: Logotyp. Mit Marcel Duchamp und William Copley im Hinterkopf, hrsg. von Barbara Zürcher und Jürg Nyffeler, Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst, 2012 (Kunsthalle Marcel Duchamp Nr. 7)
Kurzmeyer, Roman, Schlangenlinien. Serpentine Lines. Max von Moos, André Thomkins, Aldo Walker, Max Ernst, Schriftenreihe der Max von Moos-Stiftung Bd. 2, Wien, New York: Springer; Zürich: Edition Voldemeer, 2011
Kurzmeyer, Roman, Kunst überfordern. Aldo Walker (1938-2000). Geschichte und Lektüre seiner Kunst, mit einem Nachwort von Beat Wismer, Zürich: edition fink, 2006
Aarau, Aargauer Kunsthaus, Aldo Walker. Morphosyntaktisches Objekt. Kunstfigur und rhetotische Emphase, hrsg. von Hans Ulrich Reck, mit einer Nachbemerkung von Beat Wismer, Aarau: Aargauer Kunsthaus, 2003 (Schriften zur Aargauischen Kunstsammlung)
Bühlmann, Karl, "175 Jahre Kunstgesellschaft Luzern.", in: Luzerner Neuste Nachrichten, Beilage, 23. Juni 1994, S. 1-7
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungsbilanz 11 Jahre - 1117 Werke - 211 Künstler und Künstlerinnen, Ergänzungsband 2 zum Sammlungskatalog, hrsg. von Martin Kunz, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1989
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst. Kat.), Früher oder später. Aldo Walker, mit Texten von Christoph Schenker und Martin Kunz, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1989
Aarau, Aargauer Kunsthaus (Ausst.-Kat.), Aldo Walker. Arbeiten seit 1964, hrsg. von Aldo Walker und Beat Wismer, Aarau: Aargauer Kunsthaus, 1986
Köln, Im Klapperhof, "Ueber Gewissheit". John M. Armleder, Heinz Brand, Helmut Federle, Jean-Frédéric Schnyder, Aldo Walker, Franz Wanner, hrsg. von und mit einem Text von Christoph Schenker, 1983