Max Gubler, 3 Einträge
Max Gubler wird am 26. Mai 1898 an der Zürcher Langstrasse als dritter Sohn von Heinrich Eduard Gubler und Berta Gubler-Plüss geboren. Durch den Vater, der von Beruf Dekorationsmaler und Restaurator ist, kommt er schon früh mit Kunst in Berührung, oft führt dieser ihn an Sonntagen zusammen mit seinen Brüdern Eduard und Ernst durch das städtische Museum. Auch lässt ihn der Vater bald bei Restaurierungsarbeiten mithelfen, wodurch er die handwerklichen Grundlagen der Malerei kennenlernt. Vieles lernt er zudem von seinen älteren Brüdern, so ist er in der Volksschule im Zeichenunterricht für eine gewisse Zeit Schüler seines ältesten Bruders Eduard. Prägend für ihn ist die Kindheit im Arbeitermilieu der Langstrasse, gerne verkehrt er mit Kindern italienischer Herkunft und ärmeren Juden, die dort ansässig sind. Eine zentrale Rolle für alle drei Brüder spielt die Mutter, eine Frau von puritanisch strengen Grundsätzen und einer entschiedenen Frömmigkeit. Auf ihre Söhne übt sie einen bestimmenden Einfluss aus.
Auf Wunsch der Eltern tritt Max Gubler 1914, wie schon seine Brüder, in das Lehrerseminar in Küsnacht ein. Vom selben Jahr an kommt Karl Stamm oft zu Besuch an die Langstrasse zur Familie Gubler. Die Freundschaft mit dem Dichter wird für alle drei Gubler-Brüder wesentlich. Mit leidenschaftlicher Neugier nehmen die Brüder alles zur Kenntnis, was in der Kunst geschaffen wird. So beginnen sie sich um 1916 gemeinsam aus Reproduktionen eine eigene Sammlung zu erarbeiten. In diesem so genannten „Musée imaginaire“ befinden sich z.B. Werkabbildungen von Kokoschka, Lehmbruck, Picasso oder Derain. Zu einem nachhaltigen Erlebnis wird für ihn die Ausstellung „Französische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts“, die 1917 im Kunsthaus Zürich stattfindet. Gezeigt werden in der Ausstellung unter anderem Arbeiten von Cézanne, Corot, Courbet, Delacroix und Renoir.
Während des Ersten Weltkriegs kommt der junge Gubler in Berührung mit zahlreichen bedeutenden Kulturschaffenden, die sich grösstenteils kriegsbedingt in der Schweiz aufhalten. In Zürcher Cafés, wie dem Odeon, dem Terasse oder dem Des Banques, die er zusammen mit seinen älteren Brüdern besucht, kommt er etwa in Kontakt zur Szene der Dadaisten, die aus der Gründung des Cabaret Voltaire im Februar 1916 hervorgegangen ist. Über die Schriftstellerin Else Lasker Schüler wird der Berliner Kunsthändler Paul Cassirer auf Gubler aufmerksam. Von diesem erhält er für kurze Zeit ein Stipendium. Gefördert wird er auch vom Buchantiquar und Galerist Han Coray. Um sich ganz der Malerei widmen zu können, verlässt Gubler 1918, trotz Widerstand der Eltern, das Lehrerseminar kurz vor dem Abschluss. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, die sich in Zürich, Weimar und München künstlerisch und kunstgewerblich ausbilden liessen, besitzt er keine höhere schulische Ausbildung. Sein Werk entsteht mehr oder weniger autodidaktisch. Um 1919 lernt er Maria Gronenschild kennen, die er acht Jahre später heiraten sollte.
In den 1920er Jahren arbeitet er oft in Italien an Orten wie Florenz, Baida bei Palermo oder Lipari. 1922 bezieht er zeitweilig ein Studio im Atelierhaus Letten in Zürich und macht Bekanntschaft mit Gotthard Jedlicka, dem späteren Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Zürich, der sich zeitlebens für seine Malerei einsetzen sollte.1928 leidet er an einer schweren Depression, die einen Klinikaufenthalt notwendig macht. Von 1930 bis 1937 lebt Gubler mit Unterbrechungen in Paris, wo er ab 1932 in Montrouge, einem Pariser Vorort, ein Atelier hat. Hier entstehen unter anderem zahlreiche Gemälde seines Ateliers, meistens mit Modellen (vgl. KML D 46x). 1937 zieht er wieder zurück in die Schweiz, wo er sich in Unterengstringen, nahe dem Kloster Fahr, ein Atelierhaus hat bauen lassen. An diesem Wohnort im Zürcher Limmattal entstehen in den folgenden 20 Jahren zahlreiche Landschaftsbilder, in denen er die dortige Welt zwischen Stadt und Land verarbeitet. Sehr häufig malt er Landschaften mit dem Gaswerk Schlieren im Hintergrund, ein anderes Motiv, das er immer wieder malt ist das Kloster Fahr (vgl. KML E 89.93x). 1939 gestaltet Gubler für die Schweizerische Landesausstellung ein Wandbild. Während des Zweiten Weltkriegs vertritt er Lehrer an der Zürcher Kunstgewerbeschule, die in den Aktivdienst eingezogen wurden. Ein wichtiges Erlebnis ist für Gubler die Reise nach Italien, die er im Mai 1949 zusammen mit dem Solothurner Arzt und Sammler Walter Schnyder unternimmt. Von der Reise inspiriert, entstehen über hundert Venedig-Bilder (vgl. KML E 89.94x). Schnyder sollte 1969 die Max Gubler-Stiftung gründen, der er seine private Sammlung von Werken Max Gublers übereignet. Ein für die Schweiz frühes Engagement zur Gründung einer Stiftung, die sich auf einen einzelnen Künstler bezieht.
In den 1950er Jahren wird Gubler in öffentlichkeitswirksamen Ausstellungen gezeigt, so zum Beispiel 1951 in der Kunshalle Bern. 1952 sind seine Werke an der Biennale Venedig vertreten und 1952/53 findet im Zürcher Kunsthaus eine Retrospektive statt, die zum grossen Erfolg wird. 1957 erkrankt er an einem Herzblock und ist zunehmend verstört und von Angst und Unruhe getrieben. Er begibt sich in Kliniken in Kreuzlingen und Prefargier. 1969 übersiedelt Gubler in die Zürcher Klinik Burghölzli, wo er am 29. Juli 1973 stirbt.
In seiner Malerei setzt sich Gubler intensiv mit der Malweise, oft auch mit ganz bestimmten Motiven anderer Künstler auseinander. Die Beschäftigung mit der Tradition, wie mit aktuellen Kunstströmungen ist eines der Hauptthemen. Gublers bevorzugte Bildgattungen sind das Figurenbild, die Landschaft, das Stillleben und, weniger häufig, das Selbstbildnis. Zeitlebens hält er sich an sie, sein Motivspektrum ist beschränkt. Ein weiteres wesentliches Merkmal Gublers ist die Arbeit in Reihen. Einmal gefundene Motive wiederholt und variiert er immer wieder und nimmt sie oft nach Jahren wieder auf. Vor allem in der Zeit zwischen 1937 und 1950 arbeitet er systematisch in Reihen. Eine Reihe beginnt wohl meist mit Impressionen vor der Natur, mit welchen er manchmal an eine frühere, vielleicht Jahre zurückliegende Bearbeitung des Motivs anknüpft. Was seine Farbpalette betrifft, so benutzt er häufig Pastelltöne. Um einzelne Farbakzente zu schaffen, verwendet er leuchtende reine Farben. Daneben benutzt er auch reines Schwarz und Weiss, wie dies etwa auch für Manet, Matisse oder Beckmann typisch ist. Häufig lässt er unter dem Farbauftrag die Leinwand durchschimmern. Besonders in seinem Spätwerk arbeitet er mit einem zügig ausgeführten, dicken und pastosen Pinselstrich. Die Gemälde erhalten dadurch einen hohen Abstraktionsgrad. Mit einigen ganz wenigen Ausnahmen liegen den Bildern aber immer äussere Gegebenheiten zugrunde. Immer geht Gubler von dem aus, was er von aussen wahrnimmt, nie arbeitet er direkt aufgrund innerer Bilder.
Benjamin Altorfer
Auf Wunsch der Eltern tritt Max Gubler 1914, wie schon seine Brüder, in das Lehrerseminar in Küsnacht ein. Vom selben Jahr an kommt Karl Stamm oft zu Besuch an die Langstrasse zur Familie Gubler. Die Freundschaft mit dem Dichter wird für alle drei Gubler-Brüder wesentlich. Mit leidenschaftlicher Neugier nehmen die Brüder alles zur Kenntnis, was in der Kunst geschaffen wird. So beginnen sie sich um 1916 gemeinsam aus Reproduktionen eine eigene Sammlung zu erarbeiten. In diesem so genannten „Musée imaginaire“ befinden sich z.B. Werkabbildungen von Kokoschka, Lehmbruck, Picasso oder Derain. Zu einem nachhaltigen Erlebnis wird für ihn die Ausstellung „Französische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts“, die 1917 im Kunsthaus Zürich stattfindet. Gezeigt werden in der Ausstellung unter anderem Arbeiten von Cézanne, Corot, Courbet, Delacroix und Renoir.
Während des Ersten Weltkriegs kommt der junge Gubler in Berührung mit zahlreichen bedeutenden Kulturschaffenden, die sich grösstenteils kriegsbedingt in der Schweiz aufhalten. In Zürcher Cafés, wie dem Odeon, dem Terasse oder dem Des Banques, die er zusammen mit seinen älteren Brüdern besucht, kommt er etwa in Kontakt zur Szene der Dadaisten, die aus der Gründung des Cabaret Voltaire im Februar 1916 hervorgegangen ist. Über die Schriftstellerin Else Lasker Schüler wird der Berliner Kunsthändler Paul Cassirer auf Gubler aufmerksam. Von diesem erhält er für kurze Zeit ein Stipendium. Gefördert wird er auch vom Buchantiquar und Galerist Han Coray. Um sich ganz der Malerei widmen zu können, verlässt Gubler 1918, trotz Widerstand der Eltern, das Lehrerseminar kurz vor dem Abschluss. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, die sich in Zürich, Weimar und München künstlerisch und kunstgewerblich ausbilden liessen, besitzt er keine höhere schulische Ausbildung. Sein Werk entsteht mehr oder weniger autodidaktisch. Um 1919 lernt er Maria Gronenschild kennen, die er acht Jahre später heiraten sollte.
In den 1920er Jahren arbeitet er oft in Italien an Orten wie Florenz, Baida bei Palermo oder Lipari. 1922 bezieht er zeitweilig ein Studio im Atelierhaus Letten in Zürich und macht Bekanntschaft mit Gotthard Jedlicka, dem späteren Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Zürich, der sich zeitlebens für seine Malerei einsetzen sollte.1928 leidet er an einer schweren Depression, die einen Klinikaufenthalt notwendig macht. Von 1930 bis 1937 lebt Gubler mit Unterbrechungen in Paris, wo er ab 1932 in Montrouge, einem Pariser Vorort, ein Atelier hat. Hier entstehen unter anderem zahlreiche Gemälde seines Ateliers, meistens mit Modellen (vgl. KML D 46x). 1937 zieht er wieder zurück in die Schweiz, wo er sich in Unterengstringen, nahe dem Kloster Fahr, ein Atelierhaus hat bauen lassen. An diesem Wohnort im Zürcher Limmattal entstehen in den folgenden 20 Jahren zahlreiche Landschaftsbilder, in denen er die dortige Welt zwischen Stadt und Land verarbeitet. Sehr häufig malt er Landschaften mit dem Gaswerk Schlieren im Hintergrund, ein anderes Motiv, das er immer wieder malt ist das Kloster Fahr (vgl. KML E 89.93x). 1939 gestaltet Gubler für die Schweizerische Landesausstellung ein Wandbild. Während des Zweiten Weltkriegs vertritt er Lehrer an der Zürcher Kunstgewerbeschule, die in den Aktivdienst eingezogen wurden. Ein wichtiges Erlebnis ist für Gubler die Reise nach Italien, die er im Mai 1949 zusammen mit dem Solothurner Arzt und Sammler Walter Schnyder unternimmt. Von der Reise inspiriert, entstehen über hundert Venedig-Bilder (vgl. KML E 89.94x). Schnyder sollte 1969 die Max Gubler-Stiftung gründen, der er seine private Sammlung von Werken Max Gublers übereignet. Ein für die Schweiz frühes Engagement zur Gründung einer Stiftung, die sich auf einen einzelnen Künstler bezieht.
In den 1950er Jahren wird Gubler in öffentlichkeitswirksamen Ausstellungen gezeigt, so zum Beispiel 1951 in der Kunshalle Bern. 1952 sind seine Werke an der Biennale Venedig vertreten und 1952/53 findet im Zürcher Kunsthaus eine Retrospektive statt, die zum grossen Erfolg wird. 1957 erkrankt er an einem Herzblock und ist zunehmend verstört und von Angst und Unruhe getrieben. Er begibt sich in Kliniken in Kreuzlingen und Prefargier. 1969 übersiedelt Gubler in die Zürcher Klinik Burghölzli, wo er am 29. Juli 1973 stirbt.
In seiner Malerei setzt sich Gubler intensiv mit der Malweise, oft auch mit ganz bestimmten Motiven anderer Künstler auseinander. Die Beschäftigung mit der Tradition, wie mit aktuellen Kunstströmungen ist eines der Hauptthemen. Gublers bevorzugte Bildgattungen sind das Figurenbild, die Landschaft, das Stillleben und, weniger häufig, das Selbstbildnis. Zeitlebens hält er sich an sie, sein Motivspektrum ist beschränkt. Ein weiteres wesentliches Merkmal Gublers ist die Arbeit in Reihen. Einmal gefundene Motive wiederholt und variiert er immer wieder und nimmt sie oft nach Jahren wieder auf. Vor allem in der Zeit zwischen 1937 und 1950 arbeitet er systematisch in Reihen. Eine Reihe beginnt wohl meist mit Impressionen vor der Natur, mit welchen er manchmal an eine frühere, vielleicht Jahre zurückliegende Bearbeitung des Motivs anknüpft. Was seine Farbpalette betrifft, so benutzt er häufig Pastelltöne. Um einzelne Farbakzente zu schaffen, verwendet er leuchtende reine Farben. Daneben benutzt er auch reines Schwarz und Weiss, wie dies etwa auch für Manet, Matisse oder Beckmann typisch ist. Häufig lässt er unter dem Farbauftrag die Leinwand durchschimmern. Besonders in seinem Spätwerk arbeitet er mit einem zügig ausgeführten, dicken und pastosen Pinselstrich. Die Gemälde erhalten dadurch einen hohen Abstraktionsgrad. Mit einigen ganz wenigen Ausnahmen liegen den Bildern aber immer äussere Gegebenheiten zugrunde. Immer geht Gubler von dem aus, was er von aussen wahrnimmt, nie arbeitet er direkt aufgrund innerer Bilder.
Benjamin Altorfer