Verena Loewensberg, 1 Einträge
Verena Loewensberg wird am 28. Mai 1912 in Zürich geboren. Nach Aufenthalten in Berlin und im Tessin lässt sich die Familie 1918 in Sissach im Kanton Baselland nieder. 1927 tritt Loewensberg in die Gewerbeschule Basel ein und belegt in der allgemeinen Klasse Fächer wie Entwerfen, Farblehre, Sticken und Weben. Nach nur zwei Jahren verlässt sie die Schule vorzeitig, da sie das Gefühl hat, den Anforderungen nicht zu genügen. Sie beginnt eine Lehre bei der Weberin Martha Guggenbühl in Spycher im Kanton Appenzell. Dabei schätzt es Loewensberg, ohne stilistische Vorschriften und Vorgaben entwerfen zu können und sie beginnt in ihrer Freizeit zu zeichnen. 1930 lässt sie sich, wie es damals en vogue war, bei Trudi Schoop in Zürich im Ausdruckstanz ausbilden.
Unmittelbar nach dieser zweijährigen Ausbildung heiratet sie Hans Coray, der sich mit industriellem Design auseinandersetzt und widmet sich erneut dem Zeichnen. Es entstehen Blumen- und Pflanzenbilder aber auch abstrakte Kompositionen. 1934 zieht das junge Paar von Ascona nach Zürich ins „Corso“-Haus am Bellevue, wo Loewensberg die Bekanntschaft mit dem Paar Max und Binia Bill macht. Daraus entwickelt sich eine Freundschaft mit fruchtbaren Anregungen für Loewensbergs Malerei. In Zürich verfügt Loewensberg zum ersten Mal über einen eigenen Arbeitsplatz, an dem sie experimentieren kann. Es ist das Jahr, von dem sie sagt, sie habe angefangen zu malen. In diesen frühen Arbeiten verschmelzen organische Formen mit abstrakten Gebilden, alles in Bleistift und Gouache gemalt.
Die Jahre 1934/35 stellen einen Wendepunkt für Loewensbergs weiteres künstlerisches Schaffen dar, sie entdeckt die konstruktive Malerei für sich, die sie fortan in all ihren Variationen ausführt. 1935 reist sie mit etwas geerbtem Geld ihrer Grossmutter nach Paris, um an der „Académie Moderne“ zu studieren. Sie will sich die Technik der Ölmalerei aneignen. Ihr Lehrer Auguste Herbin stellt jedoch statt der Technik die Komposition des Bildes in den Vordergrund. Loewensberg wendet sich und nutzt ihren Paris-Aufenthalt stattdessen, um Künstler wie Theo van Doesburg, Antoine Pevsner und Georges Vantongerloo – alles Mitglieder der 1931 gegründeten Gruppe „Abstraction-Création“ und Pioniere der konstruktiven Malerei – in ihren Ateliers zu besuchen. Loewensberg schätzt dabei Vantongerloos Arbeiten aufgrund ihrer Klarheit und der ausgeglichenen Farbkomposition am meisten. Die Ölmalerei eignet sich Loewensberg schliesslich später mithilfe eines Büchleins selbst an.
1937 ist Loewensberg bei der Gründung der „Allianz“ dabei, der Vereinigung moderner Schweizer Künstler, die sich für mehr Ausstellungsraum für die einheimische Avantgarde einsetzt. Im Kreis der Allianz nimmt sie an verschiedenen Ausstellungen teil; 1950 erhält sie ihre erste Einzelausstellung in der Galerie 16 in Zürich und kann ihr erstes Bild verkaufen. Dennoch ist ihr das künstlerische Schaffen lange Zeit nur abends und am Wochenende möglich. Tagsüber muss sie Geld verdienen und für ihre zwei Kinder sorgen. Nach der Scheidung von Hans Coray 1948, heiratet sie fünf Jahre später Föns Wickart, mit dem sie eine Leidenschaft für Jazz-Musik teilt und zeitweise einen kleinen Plattenladen betreibt. Das Privatleben versucht Loewensberg jedoch von ihrem künstlerischen Schaffen stets zu trennen: sie arbeitet unter ihrem Mädchennamen und klammert Angaben zu ihrer Biographie bewusst aus.
Im Vergleich zu Max Bill, Camille Graeser und Richard Paul Lohse, ihren männlichen Kollegen der „Zürcher Konkreten“, hat Loewensberg zeitlebens nur wenig Anerkennung erfahren. Sie entwickelt im Gegensatz zu ihnen kein theoretisches Programm, nach dem sie ihre Bilder durchexerziert. Auch ihre Bevorzugung der Bezeichnung „konstruktiv“ gegenüber „konkret“, lässt sie ausserhalb des theoretisch geführten Diskurses stehen. Diese bewusst geschaffenen Lücken mögen den Zugang zu ihrem Werk erschweren, von einer „fehlenden programmatischen Vorgehensweise“ zu sprechen, wäre aber falsch. Loewensbergs Arbeitsweise bestand darin, frei von jeglicher Dogmatik, allein ihrer Intuition folgend, nach neuen Bildlösungen zu suchen. Loewensberg sagte: „Ich habe keine Theorie, ich bin darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt.“ Damit übernahm Loewensberg, die sich für fernöstliche Philosophie interessierte, einen Grundsatz der ethischen Lehre des Taoismus, der besagt, dass eine Harmonie mit dem Tao nicht mit Verstand oder bewusstem Handeln sondern nur mit intuitivem Handeln erreicht werden kann. Den Bildfindungsprozess, das Herantasten, Verwerfen und Ausprobieren, hielt Loewensberg dem Betrachter jedoch vor. Sie vernichtete die Studien. Das fertige Gemälde beinhalte alle notwendigen Informationen für eine Rezeption. 1986 stirbt Verena Loewensberg in Zürich.
Anne-Laure Jean
Unmittelbar nach dieser zweijährigen Ausbildung heiratet sie Hans Coray, der sich mit industriellem Design auseinandersetzt und widmet sich erneut dem Zeichnen. Es entstehen Blumen- und Pflanzenbilder aber auch abstrakte Kompositionen. 1934 zieht das junge Paar von Ascona nach Zürich ins „Corso“-Haus am Bellevue, wo Loewensberg die Bekanntschaft mit dem Paar Max und Binia Bill macht. Daraus entwickelt sich eine Freundschaft mit fruchtbaren Anregungen für Loewensbergs Malerei. In Zürich verfügt Loewensberg zum ersten Mal über einen eigenen Arbeitsplatz, an dem sie experimentieren kann. Es ist das Jahr, von dem sie sagt, sie habe angefangen zu malen. In diesen frühen Arbeiten verschmelzen organische Formen mit abstrakten Gebilden, alles in Bleistift und Gouache gemalt.
Die Jahre 1934/35 stellen einen Wendepunkt für Loewensbergs weiteres künstlerisches Schaffen dar, sie entdeckt die konstruktive Malerei für sich, die sie fortan in all ihren Variationen ausführt. 1935 reist sie mit etwas geerbtem Geld ihrer Grossmutter nach Paris, um an der „Académie Moderne“ zu studieren. Sie will sich die Technik der Ölmalerei aneignen. Ihr Lehrer Auguste Herbin stellt jedoch statt der Technik die Komposition des Bildes in den Vordergrund. Loewensberg wendet sich und nutzt ihren Paris-Aufenthalt stattdessen, um Künstler wie Theo van Doesburg, Antoine Pevsner und Georges Vantongerloo – alles Mitglieder der 1931 gegründeten Gruppe „Abstraction-Création“ und Pioniere der konstruktiven Malerei – in ihren Ateliers zu besuchen. Loewensberg schätzt dabei Vantongerloos Arbeiten aufgrund ihrer Klarheit und der ausgeglichenen Farbkomposition am meisten. Die Ölmalerei eignet sich Loewensberg schliesslich später mithilfe eines Büchleins selbst an.
1937 ist Loewensberg bei der Gründung der „Allianz“ dabei, der Vereinigung moderner Schweizer Künstler, die sich für mehr Ausstellungsraum für die einheimische Avantgarde einsetzt. Im Kreis der Allianz nimmt sie an verschiedenen Ausstellungen teil; 1950 erhält sie ihre erste Einzelausstellung in der Galerie 16 in Zürich und kann ihr erstes Bild verkaufen. Dennoch ist ihr das künstlerische Schaffen lange Zeit nur abends und am Wochenende möglich. Tagsüber muss sie Geld verdienen und für ihre zwei Kinder sorgen. Nach der Scheidung von Hans Coray 1948, heiratet sie fünf Jahre später Föns Wickart, mit dem sie eine Leidenschaft für Jazz-Musik teilt und zeitweise einen kleinen Plattenladen betreibt. Das Privatleben versucht Loewensberg jedoch von ihrem künstlerischen Schaffen stets zu trennen: sie arbeitet unter ihrem Mädchennamen und klammert Angaben zu ihrer Biographie bewusst aus.
Im Vergleich zu Max Bill, Camille Graeser und Richard Paul Lohse, ihren männlichen Kollegen der „Zürcher Konkreten“, hat Loewensberg zeitlebens nur wenig Anerkennung erfahren. Sie entwickelt im Gegensatz zu ihnen kein theoretisches Programm, nach dem sie ihre Bilder durchexerziert. Auch ihre Bevorzugung der Bezeichnung „konstruktiv“ gegenüber „konkret“, lässt sie ausserhalb des theoretisch geführten Diskurses stehen. Diese bewusst geschaffenen Lücken mögen den Zugang zu ihrem Werk erschweren, von einer „fehlenden programmatischen Vorgehensweise“ zu sprechen, wäre aber falsch. Loewensbergs Arbeitsweise bestand darin, frei von jeglicher Dogmatik, allein ihrer Intuition folgend, nach neuen Bildlösungen zu suchen. Loewensberg sagte: „Ich habe keine Theorie, ich bin darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt.“ Damit übernahm Loewensberg, die sich für fernöstliche Philosophie interessierte, einen Grundsatz der ethischen Lehre des Taoismus, der besagt, dass eine Harmonie mit dem Tao nicht mit Verstand oder bewusstem Handeln sondern nur mit intuitivem Handeln erreicht werden kann. Den Bildfindungsprozess, das Herantasten, Verwerfen und Ausprobieren, hielt Loewensberg dem Betrachter jedoch vor. Sie vernichtete die Studien. Das fertige Gemälde beinhalte alle notwendigen Informationen für eine Rezeption. 1986 stirbt Verena Loewensberg in Zürich.
Anne-Laure Jean