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Konrad Grob, 3 Einträge

Der am 3. September 1828 im zürcherischen Andelfingen geborene Bauernsohn Konrad Grob wächst in äusserst ärmlichen Verhältnissen auf. Dank der finanziellen Unterstützung wohlhabender Andelfingener Einwohner erhält er 1842 die Möglichkeit, in Winterthur den Beruf des Lithographen zu erlernen. Aufgrund der geringen künstlerischen Förderung durch seinen Lehrmeister Schönfeld, schult sich Grob nach Feierabend selbst im Zeichnen und Malen. Nach Abschluss der dreijährigen Lehre begibt er sich auf lithographisch tätige Wanderschaft im In- und benachbarten Ausland. Grob arbeitet unter anderem in St. Gallen, Konstanz, Innsbruck und Neapel, wo er sich zehn Jahre aufhält und vorwiegend mit der Produktion von Heiligenbildern beschäftig ist. Durch den Kontakt mit deutschen Künstlern in Italien fasst Grob 1865, im Alter von 37 Jahren, den Entschluss, sich zum Maler ausbilden zu lassen.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern fehlt es in der Schweiz in der Mitte des 19. Jahrhunderts an einer wirklichen Kunstakademie, weswegen Grob nach München, einem der pulsierendsten Kunst- und Kulturzentren jener Zeit, zieht, wo er in die Klasse des Österreichers Arthur von Ramberg zugelassen wird. Zu Beginn hauptsächlich von der malerischen Umsetzung historischer Stoffe fasziniert, findet Grob durch Anregung seines Professors Zugang zur Genremalerei. Nach seinem Studium bezieht Grob 1873 ein eigenes Atelier in der bayerischen Metropole, welche bis zu seinem Tod Wahlheimat bleibt.

Das Kunstschaffen Grobs ist durch das ehrgeizige Bestreben geprägt, ein anerkannter und erfolgreicher Maler zu werden. Für seine Bilder wählt Grob bevorzugt Sujets aus dem alltäglichen Leben der Schweizer Bauern. Noch während seiner Münchner Ausbildungsjahre fertigt er innerhalb kurzer Zeit eine beachtliche Anzahl undramatischer, auf wenige Menschen konzentrierter häuslicher Szenen, die in seinem Herkunftsland auf reges Interesse stossen. In die gleiche Zeit, aber in künstlerischer Hinsicht wesentlich qualitätsvoller, fallen eine Reihe von Ölstudien, die während verschiedentlich unternommener Schweizer-Reisen entstehen und nach Grobs Tod von der Gottfried Keller-Stiftung erworben werden. In schlichter Farbgebung und fein abgestuften Tonwerten zeigen sie hauptsächlich Innen- und Aussenansichten von Bauernhäusern mit zwei bis drei Figuren. Nach Verlassen der Akademie ist Grob bemüht, in figuren- und gegenstandsreichen Kompositionen schweizerische Volksbräuche möglichst getreu darzustellen.

Grobs grösstenteils idealisierten Bilder des bäuerlichen Alltages, die durch die Teilnahme an den ab 1840 regelmässig in verschiedenen Schweizer Städten stattfindenden Turnus-Ausstellungen einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden, zielen explizit auf den zeittypischen bürgerlichen Geschmack ab. Um der anhaltenden Nachfrage des Kunstmarktes nach idyllisierenden Genrebildern nachzukommen, stellt Grob Radierungen nach seinen eigenen Werken her.

Ende der 1870er Jahren lässt sich eine – wenn auch kurz andauernde – künstlerische Fokussierung auf Themen der helvetischen Geschichte feststellen. Im Vergleich zum Genre ist ihm jedoch im Bereich der Historienmalerei kein Erfolg beschieden. 1878 schickt er das Gemälde „Schlacht bei Sempach“, dem in Schweizer Zeughäusern sorgfältig angefertigte Zeichnungen zeitgenössischer Kostüme und Waffen zu Grunde liegen, an die Pariser Weltausstellung, wo es bei der Prämierung durchfällt. Im darauf folgenden Jahr beteiligt sich Grob am Wettbewerb für die Ausmalung der Tellskapelle. Die eingereichten, grossformatigen Ölstudien vermögen nicht zu überzeugen, da sich in den Augen der Jury der Maler bei der Bearbeitung eines zentralen Moments der Tells-Geschichte, beim Apfelschuss „in unbegreifliche Formlosigkeiten verirrte“. Zu seinen letzten Historienbildern zählt das 1879 entstandene, sich in der Sammlung des Kunsthaus Zürich befindende Werk „Pestalozzi bei den Waisen von Stans“, welches der Kunsthistoriker Franz Zelger in seiner Publikation „Heldenstreit und Heldentod“ (1973) aufgrund der differenzierten Behandlung der Befindlichkeit der dargestellten Kinder als eines der „besten Historienbilder der Schweiz“ lobt. Die Misserfolge im Bereich der „Historie“ führen Grob zur Genremalerei zurück. Seine jüngeren Bilder aus dem Alltag der bäuerlichen Bevölkerung weisen hinsichtlich der abgebildeten Personen, Tiere, Kostüme und Gebrauchsgegenstände eine ausserordentliche Detailtreue auf, wirken allerdings für das Auge des Betrachters etwas überladen.

Innerhalb der letzten zehn Jahre von Grobs Schaffen, er stirbt am 9. Januar 1904 an den Fol-gen einer Lungenentzündung in München, vollzieht sich eine gattungstechnische Erweiterung. Es entstehen einige eindrucksvolle Selbstporträts, wie das „Selbstbildnis“ von 1885 (Kunstmuseum St. Gallen), in welchem Grob sich mit Pinseln und Palette als selbstbewusster Maler inszeniert. Nebst der Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und Erscheinung widmet sich Grob der antiken Stoffwelt, mit der er aller Wahrscheinlichkeit nach während seines langjährigen Italien-Aufenthaltes in Berührung gekommen ist.

Obwohl der spätberufene Grob in der zweiten Jahrhunderthälfte als Genremaler vom bürgerli-chen Publikum äusserst geschätzt wird, gerät er nach seinem Ableben allmählich in Vergessenheit. Aus heutiger Perspektive steht Grob im Schatten der grossen Repräsentanten des Schweizer Genres wie Benjamin Vautier, Edouard Girardet oder Albert Anker.

Cathrine Fassbind
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