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Josef Maria Odermatt, 4 Einträge

Josef Maria Odermatt wird am 1. April 1934 in Stans als drittes von elf Kindern geboren. Nach dem Volksschulabschluss beginnt er eine Schlosserlehre in Stans und besucht die Kunstgewerbeschule Luzern. Von 1958 bis 1960 absolviert er seine Ausbildung an der Gewerbeschule Basel und macht seinen Abschluss als Schlossermeister. Danach reist er nach Paris, wo er mit dem Bildhauer und Eisenplastiker Robert Müller und dem Maler Bruno Müller in Kontakt kommt. Zurück in der Schweiz betreibt er ab 1962 eine Schmiede-Werkstatt in Stans. 1965 baut er sich ein Atelierhaus in Huob oberhalb von Stans, wo er bis heute wohnt. Seit Ende der 1960-er Jahre ist Odermatt an vielen wichtigen Schweizer Plastikausstellungen vertreten, 1968 erhält er das Kiefer-Hablitzel-Stipendium. Er war Vorstandsmitglied der Kunstgesellschaft Luzern und von 1986 bis 1998 Mitglied der Gottfried Keller-Stiftung. Odermatt ist verheiratet mit der Kunsthistorikerin Regula Bürgi und Vater von drei Kindern.

Eisenplastiken reflektieren in der Regel Produktionsvorgänge, die sich im Rahmen der Industrialisierung entwickelt haben. Das Eindringen dieser Techniken in die Kunst geschieht schon früh im 20. Jahrhundert und in den 60er Jahren findet ein regelrechter Boom statt. Odermatts frühe Arbeiten zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass er auf die Technik des Schweissens gänzlich verzichtet. Die einzelnen Teile seiner Plastiken werden durch Scharniere, Nieten und Schrauben zusammengehalten. Er legt speziellen Wert auf die manuelle Bearbeitung des Materials unter Einsatz körperlicher Kraft, worin er sich von Eisenplastikern unterscheidet, die bereits gebrauchte Elemente miteinander kombinieren. Odermatt erhitzt das Eisen und schlägt es auf dem Amboss in die gewünschte Form. Die Grösse der Plastiken, welche die Spannweite von ausgebreiteten Armen und die Höhe eines Menschen selten überschreiten, ist durch die Möglichkeiten der manuellen Herstellung bestimmt, und sichtbare Spuren des Schmiedens sind als Teil des Werkes zu verstehen. Charakteristisch für die frühen Arbeiten sind anthropomorphe Formen mit in den Raum greifenden Stacheln oder Hörnern. Sie erinnern bisweilen an Skelette und vermitteln trotz ihrer harmonischen Komposition eine gewisse Aggression.

Im Gegensatz dazu weisen die neueren Arbeiten Odermatts einen ganz anderen Charakter auf. Technisch unterscheiden sie sich von den früheren Plastiken insofern, dass Odermatt ab 1993 teilweise die Schweisstechnik anwendet oder seine Eisenteile in einander verkeilt, jedenfalls trifft man immer seltener auf Schrauben und Scharniere. Zudem nimmt Odermatt vermehrt die Hilfe maschineller Arbeitskraft in Anspruch und konzentriert sich beim Gestaltungsprozess nicht mehr ausschliesslich auf die manuelle Bearbeitung des Materials. Auch in ihrem Ausdruck haben sich Odermatts Plastiken stark gewandelt. Die jüngsten Arbeiten zeigen sehr strenge, geometrische und oft symmetrische Formen – harmonisch und in sich geschlossen. Während sich Odermatts frühe Werke erst während dem Gestaltungsprozess entwickeln, folgen die neuen Arbeiten stärker einer bereits im Voraus überlegten Konzeption. Die Endform wird jedoch nach wie vor erst während der Arbeit definiert. Viele Plastiken haben einen kubischen Charakter, sie sind minimalistischer, aus weniger Einzelteilen blockartig geformt. Der anthropomorphe, wesenhafte Charakter ist nicht mehr vorhanden, zu sehen sind klare Kanten und geglättete Oberflächen; lineare und gerundete Formen werden nach logischen Konzepten ineinander gefügt und miteinander kombiniert.

Seraina Werthemann
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