Tatjana Marusic, 2 Einträge
Tatjana Marusic ist als Grenzgängerin bekannt. Die kulturelle Differenz zwischen dem Balkan – Marusic wurde 1971 in Kroatien geboren, ihre Familie ist dort immer noch verwurzelt, auch wenn mehrere Mitglieder ihrem Vater, dem „Gastarbeiter“, nach Schaffhausen in die Schweiz gefolgt sind – und der Schweiz, dem Land, wo sie aufgewachsen ist und heute lebt, ist wiederholt mehr oder weniger explizit Thema ihrer Arbeiten.
Dabei gilt das Interesse immer auch dem Individuum als Teil einer Gemeinschaft. Den engen und intensiven Familienverbund thematisiert sie in Arbeiten wie „divan“, „es geht ja ganz ganz langsam – also hat man zeit – sich daran zu gewöhnen“ oder „transfusja, transfusja“ (alle 2004), währenddem sie der Befindlichkeit der Frau in der Gesellschaft beispielsweise in „a woman under the influence – to cut a long story short“ (2002/03) – einem eindrücklichen Psychogramm einer gefährdeten Existenz, tragisch-hysterisch in Form und Inhalt, zusammen geschnitten aus beschädigtem Found Footage-Material eines Hollywood B-Movies mit der Schauspielerin Laura Dern als Protagonistin – ein eindrückliches Denkmal gesetzt hat. Und das Individuum schliesslich, als das die Betrachterinnen und Betrachter vor ihren Werken stehen, ist bei Marusic eigentlich immer impliziert, das heisst, ihre Arbeiten erfüllen sich erst durch deren Rezeption vollends, im Extremfall durch den interaktiven Austausch, so in der Installation „one+“ (2003), in die sich sämtliche Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „me & more“, 2003 im Kunstmuseum Luzern, bildlich in ein fiktives Gruppenfoto eingeschrieben haben. Marusic arbeitet bevorzugt mit digitaler Videotechnik und hat dafür innovative Verfahren der Bildmanipulation entwickelt, eindrücklich umgesetzt etwa in der 3-Kanalprojektion „the memory of a landscape“ (2004), einer expressiven Dekonstruktion von Schlachtszenen im dalmatischen Karstgebirge anhand manipulierter Found Footage aus den legendären Winnetoufilmen von Harald Reinl.
Nach ihrer Jugend in Schaffhausen hat Marusic in St. Gallen und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern studiert, wo sie seit 2002 auch unterrichtet. Verschiedene Kunstprojekte haben sie 1996–98 nach Bosnien, Herzegowina und Kroatien geführt, regelmässig hielt sie sich auch sonst längere Zeit im Ausland auf, so etwa 2000 in Irland, 2002 in Paris oder 2006 in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, beispielsweise den Namic-Kunstpreis für neue Medien (2003), das Eidgenössische Stipendium für Kunst (2003 und 2004) und den Manor-Kunstpreis Luzern (2004). Heute lebt sie in Menziken (Kt. Aargau).
Peter Fischer
Dabei gilt das Interesse immer auch dem Individuum als Teil einer Gemeinschaft. Den engen und intensiven Familienverbund thematisiert sie in Arbeiten wie „divan“, „es geht ja ganz ganz langsam – also hat man zeit – sich daran zu gewöhnen“ oder „transfusja, transfusja“ (alle 2004), währenddem sie der Befindlichkeit der Frau in der Gesellschaft beispielsweise in „a woman under the influence – to cut a long story short“ (2002/03) – einem eindrücklichen Psychogramm einer gefährdeten Existenz, tragisch-hysterisch in Form und Inhalt, zusammen geschnitten aus beschädigtem Found Footage-Material eines Hollywood B-Movies mit der Schauspielerin Laura Dern als Protagonistin – ein eindrückliches Denkmal gesetzt hat. Und das Individuum schliesslich, als das die Betrachterinnen und Betrachter vor ihren Werken stehen, ist bei Marusic eigentlich immer impliziert, das heisst, ihre Arbeiten erfüllen sich erst durch deren Rezeption vollends, im Extremfall durch den interaktiven Austausch, so in der Installation „one+“ (2003), in die sich sämtliche Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „me & more“, 2003 im Kunstmuseum Luzern, bildlich in ein fiktives Gruppenfoto eingeschrieben haben. Marusic arbeitet bevorzugt mit digitaler Videotechnik und hat dafür innovative Verfahren der Bildmanipulation entwickelt, eindrücklich umgesetzt etwa in der 3-Kanalprojektion „the memory of a landscape“ (2004), einer expressiven Dekonstruktion von Schlachtszenen im dalmatischen Karstgebirge anhand manipulierter Found Footage aus den legendären Winnetoufilmen von Harald Reinl.
Nach ihrer Jugend in Schaffhausen hat Marusic in St. Gallen und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern studiert, wo sie seit 2002 auch unterrichtet. Verschiedene Kunstprojekte haben sie 1996–98 nach Bosnien, Herzegowina und Kroatien geführt, regelmässig hielt sie sich auch sonst längere Zeit im Ausland auf, so etwa 2000 in Irland, 2002 in Paris oder 2006 in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, beispielsweise den Namic-Kunstpreis für neue Medien (2003), das Eidgenössische Stipendium für Kunst (2003 und 2004) und den Manor-Kunstpreis Luzern (2004). Heute lebt sie in Menziken (Kt. Aargau).
Peter Fischer