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Ilse Weber, 4 Einträge

Ilse Weber-Zubler wird als mittleres von drei Kindern des Elektroingenieurs Rudolf Zubler und der Lehrerin Frieda Zubler-Kieser am 30. Mai 1908 in Baden geboren und wächst dort auf. Sie besucht die Schulen in Baden, in Zürich die Höhere Töchterschule sowie die Klavierklasse am Konservatorium. Als 22jährige fasst sie den Entschluss, Malerin zu werden und besucht die ersten Malstunden bei Walter Müller in Zürich. In den Jahren 1936/37 führt sie ihre Studien in Paris bei Othon Friesz weiter. Sie widmet sich intensiv der Malerei, kommt aber kaum mit den aktuellen Kunstströmungen in Kontakt, sondern lernt die Elemente einer französischen Malkultur, dunkel gehaltene Genreszenen mit hellen Farblichtern, kennen. Im darauf folgenden Jahr lebt sie ebenfalls für das Studium der klassischen Kunst einige Monate in Rom. Dort lernt sie ihren zukünftigen Mann, den Genfer Maler Hubert Weber, kennen. Die beiden heiraten im Jahre 1940, ein Jahr später kommt ihre Tochter Marie-Louise zur Welt. Nach dem Tod ihres Gatten im Jahre 1944 führt Weber ein Berufsleben als Malerin und widmet sich gänzlich einer konventionellen Malerei, der Wiedergabe einer idyllisch gesehenen Realität, mit der sie regional einige Erfolge erzielt. In den Jahren 1945 und 1947 erhält sie eidgenössische Auszeichnungen, u.a. ein Bundesstipendium für einen Studienaufenthalt in Florenz.

In der Kleinstadt Wettingen im Aargau richtet sie sich ihr Atelier ein und führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Zwischen den Jahren 1958 und 1960 ist ein formaler Umbruch in ihrem Oeuvre auszumachen. Sie beschreibt nicht mehr die Aussenwelt, sondern richtet ihren Fokus nach innen: „Ich möchte einmal etwas malen, was ich noch nie gesehen habe.“ Dieser Leitspruch wird für ihr Hauptwerk ab dem Jahre 1960 ausschlaggebend. Dieser Wandel, in dem die Künstlerin in sich nach neuen Bildvorstellungen sucht und somit Ungewohntes sowie Eigenwilliges schafft, wird von der Kunstkritik bemerkt, was ihr ab dem Jahre 1970 zu mehr Beachtung verhilft. Nach den ersten Jahrzehnten ihres Schaffens, in der die Ölmalerei dominiert, wird nach ihrer Neuorientierung das Medium der Zeichnung mit Bleistift, Farbstift, Aquarell oder Wasserfarbe von Bedeutung. Neben ihre Darstellung der sichtbaren Welt stellen sich Bilder der Innenwelt, die sie zeichnend besser ausdrücken kann. In ihren feinen und zarten Landschaften, Interieurs und Stillleben vermischen sich Realität und Erinnerung. Sie sammelt Bilder, realisiert Vorstellungen und setzt aus Alltagsgegenständen ihre Werke zusammen, die sie als endgültige Arbeiten und nicht als flüchtige Skizzen verstanden wissen will. Zur Entschlüsselung ihrer vollendeten Werke wollte die Künstlerin selbst weder mündliche noch schriftliche Erklärungen abgeben.

Sie nimmt eine bedeutende Stellung in der jüngeren Schweizer Kunst ein: Sie wird in den immer häufigeren Ausstellungen Schweizer Kunst präsentiert und gilt mit Markus Raetz, Hugo Suter und Heiner Kielholz den „Jungen“ zugehörig. Weber wird von der jüngeren Künstlergeneration sehr geschätzt und erlangt durch diese auch Bekanntheit. Die Künstlerin wird als frühe und wichtige Protagonistin, sozusagen Avantgarde, des schweizerischen Regionalismus angesehen. Es handelt sich dabei um ein gerade in der Schweiz stark rezipiertes Phänomen, das für jede Region gilt und somit als Teil einer internationalen Bewegung verstanden wurde. Max Wechsler (1984) bezeichnet es als die „erste schweizerische Kunstemanzipation“, als sich die Kunstschaffenden vom Privaten lösen und in der Kunst selbst eine neue Heimat finden. Eine regionalistische Haltung ist feststellbar, in der der persönliche sowie regionale kulturelle Kontext der Künstlerin und des Künstlers als Quelle zur Bildfindung berücksichtigt und nicht mehr gemieden wird, ohne aber die Möglichkeiten der internationalen Kunstauffassungen zu missachten und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Es kommt zur Aufhebung gesellschaftlicher und künstlerischer Tabus, die sich aus der kollektiven Abwehrhaltung der geistigen Landesverteidigung gebildet hatten.

Weber erzählt ihre eigenen Geschichten in einer von ihr entwickelten Sprache, die von keinem Zeitstil abhängig ist und vieles umfasst, das um 1970 wichtig wird. Ihre genauen, ruhigen Zeichnungen verkörpern Innerlichkeit und private Bildwelt mit bewusster Integration lokaler Elemente. Aus Luzerner Sicht erwähnenswert sind weitere, zur gleichen Zeit zeichnende Kunstschaffende, deren Werke sich ebenfalls in der Sammlung des Kunstmuseums finden: Irma Ineichen, Charles Moser, Hans Eigenheer. Webers Rezeption bleibt auf ihr Heimatland begrenzt und ist kaum über die Grenzen hinaus bekannt. Ihre Werke sind aus diesem Grund in erster Linie in nationalen Ausstellungen zu sehen (Kunsthaus Aarau 1967/1999, Galerie Raeber in Luzern 1972/1975, Kunsthaus Zürich 1992), international werden ihre Werke in Harald Szeemanns „Visionäre Schweiz“ im Jahre 1992/1993 in Zürich, Düsseldorf und Madrid gezeigt. Erwähnenswert ist zusätzlich die Übersichtsgruppenausstellung im Kunstmuseum in Luzern „Schweizer Kunst `70-`80 Regionalismus/Internationalismus. Bilanz einer neuen Haltung in der Schweizer Kunst der 70er Jahre am Beispiel von 30 Künstlern“ im Jahre 1981, in der Martin Kunz die neue Haltung des Regionalismus thematisiert.

Parallel zu ihrem zeichnerischen Schaffen nimmt sie offizielle Aufträge wahr und stattet öffentliche Gebäude mit Mosaiken, Wandmalereien und Sgraffiti aus.

Im Alter von 74 Jahren übersiedelt Weber mit der Familie ihrer Tochter nach Washington D.C. In der kurzen Zeit bis zu ihrem Tod am 6. März 1984 entsteht die in sich geschlossene Werkgruppe „Americana“, die in ihrem Schaffen einen Höhepunkt darstellt.

Karoliina Elmer
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