Friedrich Kuhn, 2 Einträge
Friedrich Kuhn wird am 5. Oktober 1926 im solothurnischen Gretzenbach als drittes von vier Kindern des Grabsteinbildhauers und Antiquitätenrestaurators Fritz Kuhn geboren. 1933 zieht die Familie nach Zürich, wo er die Schule besucht. Die Malerei erlernt Kuhn als Autodidakt. Vieles lernt er von seinem Vater, der neben der Bildhauerei auch malt. Durch ihn lernt er unter anderem schnitzen und wird mit der Ornamentik von Bauernmöbel und Bauernmalerei vertraut gemacht. Die Schnitzerei sollte für ihn zu einem Nebenerwerb werden, auch beschäftigt sich Kuhn, um etwa 1945, mit Antiquitätenhandel. Daneben arbeitet er zeitweilig als Bauhandlanger. Dass er eine Grafikerlehre absolvierte, wie er in einem für das Schweizerische Künstler-Archiv bestimmten Datenblatt angibt, ist zu bezweifeln. 1946-1949 reist er nach Marseille und an weitere Orte im Mittelmeergebiet, zu Beginn der 1950er Jahre nach Italien, Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen.
Als 25jähriger stellt Kuhn erstmals an der Ausstellung „Zürcher Künstler“ im Helmhaus aus, an der er sich regelmässig wieder beteiligen sollte. 1953 hat er eine Atelier-Ausstellung in Bern und 1955 eine erste Einzelausstellung in Zürich. Zu dieser Zeit gestaltet er Dekors für den Künstler-Maskenball im Zürcher Kongresshaus und stellt Masken für Guggenmusiken her. Er betrachtet sich selbst als Maler wie auch als Maskenbildner. Die Masken, die er gestaltet sind für ihn autonome Bildwerke. Neben der Fasnacht übt die Welt des Zirkus und des Theaters eine grosse Faszination auf ihn aus, so besucht er einen Pantomimenkurs bei Etienne Decroux, dem Lehrer von Jean-Louis Barrault und Marcel Marceau. Für eine gewisse Zeit lebt er in Bern, 1954 hält er sich zusammen mit Lilly Keller und René Brauchli im Tessin auf. 1956 lebt Kuhn zeitweilig im Zürcher Oberdorf in einem von Louis Jent geführten Künstlerhaus. Hier finden happeningartige Aktionen statt.
Im Jahr 1960 bezieht er in Zürich ein Atelier in der Künstlergenossenschaft Wuhrstrasse. Als Wohnsitz dient ihm auch das Haus seiner Eltern, das sich an der Südstrasse 81 befindet. 1963 entsteht das Bild “Brautpaar”, das Kuhns Eltern darstellt. Das Bild sollte er in einer nächtlichen Aktion vor das Kunsthaus Zürich stellen, in dessen Sammlung sich das Gemälde noch heute befindet. Für die Expo 64 in Lausanne bekommt er den Auftrag zur Gestaltung zweier grosser Wandbilder. Da sich sein gesundheitlicher Zustand sehr verschlechtert hat und er mit den riesigen Formaten nicht alleine fertig wird, arbeitet Kuhn zusammen mit Künstlerkollegen aus der Ateliergemeinschaft. 1965 realisiert er zusammen mit dem Maler und Schriftsteller Alex Sadkowsky die bibliophile Mappe „Tandems“, eine zwölfteilige Bildreihe aus Radierungen, an denen die beiden Künstler jeweils gleichzeitig arbeiten. 1966 wird in der Städtischen Kunstkammer zum Strauhof in Zürich die 140 Werke umfassende Ausstellung „Friederich Kuhn. Bilder und Zeichnungen“ unter Anwesenheit des damaligen Stadtpräsidenten eröffnet. Im Sommer 1967 dreht er mit Georg C. Radanovics den Film „Pic-Nic“. Der Film zeigt Kuhn, unablässig Lebensmittel verschlingend bis er sich zu Tode gefressen hat. Tatsächlich ist er zu dieser Zeit sehr übergewichtig und muss wegen seiner sich verschlechternden Gesundheit erstmals in eine Kur. Ein Jahr danach hat Kuhn grossen Erfolg mit Palmenmotiven (vgl. KML 538w). Neben der Palme tauchen in seinen Werken oft auch Pin-up-Girls oder Pinguine auf. Diese Elemente werden zu einem Markenzeichen von Kuhn.
Für eine gewisse Zeit lebt er alkoholfrei, doch bald beginnt er wieder zu trinken und seine Gesundheit verschlechtert sich weiter. Überdies verwickelt er sich oftmals in Schlägereien. Im Januar 1972 heiratet er Antonia Tischhauser. Am 28. August desselben Jahres wird Kuhn als Folge seiner Alkoholsucht in die Klinik Hirslanden in Zürich eingeliefert, wo er kurz darauf, im Alter von 46 Jahren, stirbt.
Friedrich Kuhn, der als Maler, Zeichner und als Bildhauer arbeitet, gilt in der Schweizer Kunstgeschichte, zusammen mit Künstlern wie etwa Varlin, als Vertreter jener Kunstszene, die sich in den 1960er Jahren als Gegenkraft zur damals vor allem in Zürich dominanten abstrakt-konkreten Kunst formieren. In seinen Werken setzt sich Kuhn teilweise mit Kubismus und Surrealismus auseinander. Die Kenntnisse, die er im Bereich des Kunsthandwerks besitzt, dienen ihm vielmals als Anregung zur Gestaltung seiner Bilder, so türmt er in mancher seiner Gemälde auf kubistische Weise ornamentierte Holzmöbelstücke aufeinander und verwendet häufig Motive, die an geschnitzte Rosetten anklingen. Seine
späten Werke weisen eine Nähe zur Pop Art auf, so verwendet er gerne, wie etwa Richard Hamilton oder Eduardo Paolozzi, aus Zeitschriften ausgeschnittene Motive aus der Konsumwelt und fügt diese in Collagetechnik in seine Bilder ein. Um Kuhn kursieren zahlreiche Geschichten. Die Selbstinszenierung kann als Bestandteil seiner Arbeit gesehen werden. Am meisten zu Kuhns Legendenbildung trägt wohl der Schriftsteller und Essayist Paul Nizon bei, der 1970 eine Kurzmonografie über ihn verfasst.
Der traditionellen Kunstkritik bleibt Kuhn lange Zeit eher suspekt. Auch sollte ihm nie ein grösserer internationaler Durchbruch gelingen. Bemühungen von Kunsthändlern und Freunden, ihn in einem weiteren Umfeld, auch ausserhalb der Schweiz, bekannt zu machen, fehlen zwar keineswegs. Spätestens 1969, nach seiner Beteiligung an Jean-Christophe Ammanns dem aktuellen phantastisch-surrealistischen Klima gewidmeten Ausstellung im Kunstmuseum Luzern, an der er beinahe fünfzig Arbeiten zeigt, sind die Voraussetzungen dafür gegeben. Doch oftmals stösst er den Galeristen vor den Kopf. So gibt er Bilder, die für geplante Ausstellungen bestimmt sind an dritte weiter, oder bleibt bei Treffen einfach verschollen. Eine umfassende Ausstellung widmete ihm letztmals das Kunsthaus Zürich im Jahr 2008.
Benjamin Altorfer
Als 25jähriger stellt Kuhn erstmals an der Ausstellung „Zürcher Künstler“ im Helmhaus aus, an der er sich regelmässig wieder beteiligen sollte. 1953 hat er eine Atelier-Ausstellung in Bern und 1955 eine erste Einzelausstellung in Zürich. Zu dieser Zeit gestaltet er Dekors für den Künstler-Maskenball im Zürcher Kongresshaus und stellt Masken für Guggenmusiken her. Er betrachtet sich selbst als Maler wie auch als Maskenbildner. Die Masken, die er gestaltet sind für ihn autonome Bildwerke. Neben der Fasnacht übt die Welt des Zirkus und des Theaters eine grosse Faszination auf ihn aus, so besucht er einen Pantomimenkurs bei Etienne Decroux, dem Lehrer von Jean-Louis Barrault und Marcel Marceau. Für eine gewisse Zeit lebt er in Bern, 1954 hält er sich zusammen mit Lilly Keller und René Brauchli im Tessin auf. 1956 lebt Kuhn zeitweilig im Zürcher Oberdorf in einem von Louis Jent geführten Künstlerhaus. Hier finden happeningartige Aktionen statt.
Im Jahr 1960 bezieht er in Zürich ein Atelier in der Künstlergenossenschaft Wuhrstrasse. Als Wohnsitz dient ihm auch das Haus seiner Eltern, das sich an der Südstrasse 81 befindet. 1963 entsteht das Bild “Brautpaar”, das Kuhns Eltern darstellt. Das Bild sollte er in einer nächtlichen Aktion vor das Kunsthaus Zürich stellen, in dessen Sammlung sich das Gemälde noch heute befindet. Für die Expo 64 in Lausanne bekommt er den Auftrag zur Gestaltung zweier grosser Wandbilder. Da sich sein gesundheitlicher Zustand sehr verschlechtert hat und er mit den riesigen Formaten nicht alleine fertig wird, arbeitet Kuhn zusammen mit Künstlerkollegen aus der Ateliergemeinschaft. 1965 realisiert er zusammen mit dem Maler und Schriftsteller Alex Sadkowsky die bibliophile Mappe „Tandems“, eine zwölfteilige Bildreihe aus Radierungen, an denen die beiden Künstler jeweils gleichzeitig arbeiten. 1966 wird in der Städtischen Kunstkammer zum Strauhof in Zürich die 140 Werke umfassende Ausstellung „Friederich Kuhn. Bilder und Zeichnungen“ unter Anwesenheit des damaligen Stadtpräsidenten eröffnet. Im Sommer 1967 dreht er mit Georg C. Radanovics den Film „Pic-Nic“. Der Film zeigt Kuhn, unablässig Lebensmittel verschlingend bis er sich zu Tode gefressen hat. Tatsächlich ist er zu dieser Zeit sehr übergewichtig und muss wegen seiner sich verschlechternden Gesundheit erstmals in eine Kur. Ein Jahr danach hat Kuhn grossen Erfolg mit Palmenmotiven (vgl. KML 538w). Neben der Palme tauchen in seinen Werken oft auch Pin-up-Girls oder Pinguine auf. Diese Elemente werden zu einem Markenzeichen von Kuhn.
Für eine gewisse Zeit lebt er alkoholfrei, doch bald beginnt er wieder zu trinken und seine Gesundheit verschlechtert sich weiter. Überdies verwickelt er sich oftmals in Schlägereien. Im Januar 1972 heiratet er Antonia Tischhauser. Am 28. August desselben Jahres wird Kuhn als Folge seiner Alkoholsucht in die Klinik Hirslanden in Zürich eingeliefert, wo er kurz darauf, im Alter von 46 Jahren, stirbt.
Friedrich Kuhn, der als Maler, Zeichner und als Bildhauer arbeitet, gilt in der Schweizer Kunstgeschichte, zusammen mit Künstlern wie etwa Varlin, als Vertreter jener Kunstszene, die sich in den 1960er Jahren als Gegenkraft zur damals vor allem in Zürich dominanten abstrakt-konkreten Kunst formieren. In seinen Werken setzt sich Kuhn teilweise mit Kubismus und Surrealismus auseinander. Die Kenntnisse, die er im Bereich des Kunsthandwerks besitzt, dienen ihm vielmals als Anregung zur Gestaltung seiner Bilder, so türmt er in mancher seiner Gemälde auf kubistische Weise ornamentierte Holzmöbelstücke aufeinander und verwendet häufig Motive, die an geschnitzte Rosetten anklingen. Seine
späten Werke weisen eine Nähe zur Pop Art auf, so verwendet er gerne, wie etwa Richard Hamilton oder Eduardo Paolozzi, aus Zeitschriften ausgeschnittene Motive aus der Konsumwelt und fügt diese in Collagetechnik in seine Bilder ein. Um Kuhn kursieren zahlreiche Geschichten. Die Selbstinszenierung kann als Bestandteil seiner Arbeit gesehen werden. Am meisten zu Kuhns Legendenbildung trägt wohl der Schriftsteller und Essayist Paul Nizon bei, der 1970 eine Kurzmonografie über ihn verfasst.
Der traditionellen Kunstkritik bleibt Kuhn lange Zeit eher suspekt. Auch sollte ihm nie ein grösserer internationaler Durchbruch gelingen. Bemühungen von Kunsthändlern und Freunden, ihn in einem weiteren Umfeld, auch ausserhalb der Schweiz, bekannt zu machen, fehlen zwar keineswegs. Spätestens 1969, nach seiner Beteiligung an Jean-Christophe Ammanns dem aktuellen phantastisch-surrealistischen Klima gewidmeten Ausstellung im Kunstmuseum Luzern, an der er beinahe fünfzig Arbeiten zeigt, sind die Voraussetzungen dafür gegeben. Doch oftmals stösst er den Galeristen vor den Kopf. So gibt er Bilder, die für geplante Ausstellungen bestimmt sind an dritte weiter, oder bleibt bei Treffen einfach verschollen. Eine umfassende Ausstellung widmete ihm letztmals das Kunsthaus Zürich im Jahr 2008.
Benjamin Altorfer