Hans Holbein d. J., 1 Einträge
Hans Holbein wird im Winter 1497/98 in Augsburg geboren. Sein Vater, Hans Holbein der Ältere (um 1465 –1524), betreibt dort eine Werkstatt, wo der junge Hans zusammen mit seinem Bruder Ambrosius (um 1494–um1519) seine Ausbildung als Zeichner und Maler erhält. 1515 lassen sich die Brüder Holbein in Basel nieder und arbeiten als Illustratoren im Zentrum des florierenden Buchdrucks. Ein Jahr später malt Hans das berühmte Doppelporträt des Basler Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen (1482–1531) und dessen Frau Dorothea Kannengiesser (Basel, Kunstmuseum). Zwischen 1517 und 1519 hält sich Holbein zusammen mit seinem Vater in Luzern auf. Dort entstehen die Fassadendekorationen am Hertenstein-Haus.
Jakob von Hertenstein (um 1460–1527) gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten Luzerns und wird 1515 erstmals zum Schultheissen gewählt. Durch geschickte Eheschliessungen kommt er zu Wohlstand und lässt 1510 für sich und seine vierte Ehefrau, Anna von Hallwyl, ein neues viergeschossiges Haus an der Nordseite des Kapellplatzes errichten. Obwohl die urkundlichen Belege spärlich sind, wird in der Forschung allgemein angenommen, dass die Fassadendekoration Hans Holbein dem Jüngeren (1497/98–1543) zugeschrieben werden kann. Die Ausmalung des Innenraumes stammt demzufolge vom Vater, Hans Holbein dem Älteren (um 1465–1524). Da Holbein d. J. zu diesem Zeitpunkt die Meisterprüfung noch nicht absolviert hat ist es wahrscheinlich, dass sein Vater den Vertrag für die Ausschmückung mit Jakob von Hertenstein abgeschlossen und sich die Arbeit mit seinem Sohn teilt. 1517 malt Holbein d. J. im Auftrage Hertensteins ausserdem ein Porträt dessen Sohnes, Benedikt von Hertenstein (New York, Metropolitan Museum of Art).
Mit der Fassade des Hertenstein-Hauses hatte der junge Holbein die Anweisung das ikonographische Programm eines humanistisch gelehrten Auftraggebers auszuführen. Die Fassade war mit Ausschnitten aus der griechischen und römischen Geschichte versehen, wobei besonders die Darstellung des Triumphzugs Cäsar nach Andrea Mantegna interessant ist. Denn Holbein hatte bis zum Luzerner Auftrag nicht nach Mantegnas Werken gearbeitet. Deshalb kann angenommen werden, dass Holbein die Stiche zum Triumphzug von Hertenstein selbst erhalten hat. Diese waren um 1517 bereits teilweise publiziert worden. Möglicherweise wurde Holbein aber auch von seinem Auftraggeber nach Mantua geschickt, wo er sich die fehlenden Szenen zum Triumphzug Mantegnas aneignen sollte. Ein Aufenthalt Holbeins in Italien konnte bisher noch nicht durch Dokumente belegt werden. Auch der Einfluss der Wandmalereien aus den süddeutschen Städten darf dabei nicht vernachlässigt werden. In Augsburg, Ulm und Nürnberg hatte die Kunst der Fassadenmalerei bereits um die Jahrhundertwende ihren Höhepunkt erlebt. Diese war jedoch keine Neuschöpfung, sondern ging ebenfalls auf oberitalienische Vorbilder zurück. Holbein musste deshalb in seiner Heimatstadt Augsburg bereits während seiner Lehrjahre mit dieser Kunstgattung in Berührung gekommen sein und schuf danach in Luzern sein erstes monumentales Kunstwerk.
Anschliessend an seine Rückkehr nach Basel wird Holbein 1519 in die "Zunft zum Himmel" aufgenommen und heiratet Elsbeth Binzenstock. Im selben Jahr entstehen vermutlich die Fassadenmalereien am "Haus zum Tanz" für den Goldschmied Balthasar Angelroth (um1480–1544). 1521 erhält er von der Stadt Basel den Auftrag für die Ausmalung des neuen Ratsaales, gleichzeitig entsteht das Tafelbild "Der Leichnam Christi im Grabe" (Basel, Kunstmuseum). Im Frühjahr 1524 reist Holbein nach Frankreich, um am französischen Königshof an Aufträge zu gelangen. Bevor er 1526 erstmals nach England aufbricht, macht er einen Zwischenhalt in Basel und malt im Auftrag des ehemaligen Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen die "Darmstätter Madonna" (Darmstadt, Schlossmuseum). Mit den Empfehlungen von Erasmus von Rotterdam und Thomas Morus reist er über Antwerpen nach London, wo er hauptsächlich Mitglieder der englischen Aristokratie porträtiert. 1528–1532 kehrt er nach Basel zurück und kauft ein Haus an der St. Johann-Vorstadt, er verlässt die Rheinstadt jedoch nach den Ereignissen der Reformation erneut Richtung London. In England sind 1533 die Ausschmückung des Stahlhof, der Niederlassung der deutschen Handelsgesellschaft Hansa sowie 1536 das Wandbild für Heinrich VIII. in Whitehall Palace entstanden. Diese sind jedoch aufgrund ungünstiger klimatischer Verhältnisse rasch verfallen, verbrannt oder wurden aus Desinteresse abgerissen.
Spätestens um 1536 beginnt seine Tätigkeit als Hofmaler am englischen Königshof unter Heinrich VIII. (1491–1547). Er porträtiert den englischen Herrscher mehrmals und reist als Bildnismaler für mögliche Heiratskandidatinnen nach Brüssel, Joinville und Nancy. Zu Holbeins letzten Werken gehört ein monumentales Gruppenbildnis von 1541 für die Zunft der Barbiere und Ärzte in London. 1543 stirbt Holbein in London vermutlich an der Pest.
Melanie Rui
Jakob von Hertenstein (um 1460–1527) gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten Luzerns und wird 1515 erstmals zum Schultheissen gewählt. Durch geschickte Eheschliessungen kommt er zu Wohlstand und lässt 1510 für sich und seine vierte Ehefrau, Anna von Hallwyl, ein neues viergeschossiges Haus an der Nordseite des Kapellplatzes errichten. Obwohl die urkundlichen Belege spärlich sind, wird in der Forschung allgemein angenommen, dass die Fassadendekoration Hans Holbein dem Jüngeren (1497/98–1543) zugeschrieben werden kann. Die Ausmalung des Innenraumes stammt demzufolge vom Vater, Hans Holbein dem Älteren (um 1465–1524). Da Holbein d. J. zu diesem Zeitpunkt die Meisterprüfung noch nicht absolviert hat ist es wahrscheinlich, dass sein Vater den Vertrag für die Ausschmückung mit Jakob von Hertenstein abgeschlossen und sich die Arbeit mit seinem Sohn teilt. 1517 malt Holbein d. J. im Auftrage Hertensteins ausserdem ein Porträt dessen Sohnes, Benedikt von Hertenstein (New York, Metropolitan Museum of Art).
Mit der Fassade des Hertenstein-Hauses hatte der junge Holbein die Anweisung das ikonographische Programm eines humanistisch gelehrten Auftraggebers auszuführen. Die Fassade war mit Ausschnitten aus der griechischen und römischen Geschichte versehen, wobei besonders die Darstellung des Triumphzugs Cäsar nach Andrea Mantegna interessant ist. Denn Holbein hatte bis zum Luzerner Auftrag nicht nach Mantegnas Werken gearbeitet. Deshalb kann angenommen werden, dass Holbein die Stiche zum Triumphzug von Hertenstein selbst erhalten hat. Diese waren um 1517 bereits teilweise publiziert worden. Möglicherweise wurde Holbein aber auch von seinem Auftraggeber nach Mantua geschickt, wo er sich die fehlenden Szenen zum Triumphzug Mantegnas aneignen sollte. Ein Aufenthalt Holbeins in Italien konnte bisher noch nicht durch Dokumente belegt werden. Auch der Einfluss der Wandmalereien aus den süddeutschen Städten darf dabei nicht vernachlässigt werden. In Augsburg, Ulm und Nürnberg hatte die Kunst der Fassadenmalerei bereits um die Jahrhundertwende ihren Höhepunkt erlebt. Diese war jedoch keine Neuschöpfung, sondern ging ebenfalls auf oberitalienische Vorbilder zurück. Holbein musste deshalb in seiner Heimatstadt Augsburg bereits während seiner Lehrjahre mit dieser Kunstgattung in Berührung gekommen sein und schuf danach in Luzern sein erstes monumentales Kunstwerk.
Anschliessend an seine Rückkehr nach Basel wird Holbein 1519 in die "Zunft zum Himmel" aufgenommen und heiratet Elsbeth Binzenstock. Im selben Jahr entstehen vermutlich die Fassadenmalereien am "Haus zum Tanz" für den Goldschmied Balthasar Angelroth (um1480–1544). 1521 erhält er von der Stadt Basel den Auftrag für die Ausmalung des neuen Ratsaales, gleichzeitig entsteht das Tafelbild "Der Leichnam Christi im Grabe" (Basel, Kunstmuseum). Im Frühjahr 1524 reist Holbein nach Frankreich, um am französischen Königshof an Aufträge zu gelangen. Bevor er 1526 erstmals nach England aufbricht, macht er einen Zwischenhalt in Basel und malt im Auftrag des ehemaligen Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen die "Darmstätter Madonna" (Darmstadt, Schlossmuseum). Mit den Empfehlungen von Erasmus von Rotterdam und Thomas Morus reist er über Antwerpen nach London, wo er hauptsächlich Mitglieder der englischen Aristokratie porträtiert. 1528–1532 kehrt er nach Basel zurück und kauft ein Haus an der St. Johann-Vorstadt, er verlässt die Rheinstadt jedoch nach den Ereignissen der Reformation erneut Richtung London. In England sind 1533 die Ausschmückung des Stahlhof, der Niederlassung der deutschen Handelsgesellschaft Hansa sowie 1536 das Wandbild für Heinrich VIII. in Whitehall Palace entstanden. Diese sind jedoch aufgrund ungünstiger klimatischer Verhältnisse rasch verfallen, verbrannt oder wurden aus Desinteresse abgerissen.
Spätestens um 1536 beginnt seine Tätigkeit als Hofmaler am englischen Königshof unter Heinrich VIII. (1491–1547). Er porträtiert den englischen Herrscher mehrmals und reist als Bildnismaler für mögliche Heiratskandidatinnen nach Brüssel, Joinville und Nancy. Zu Holbeins letzten Werken gehört ein monumentales Gruppenbildnis von 1541 für die Zunft der Barbiere und Ärzte in London. 1543 stirbt Holbein in London vermutlich an der Pest.
Melanie Rui