Hermann Huber, 6 Einträge
Hermann Huber wird am 13. September 1888 in Zürich-Wiedikon geboren. Er besucht die Sekundarschule, wo er als Zwölfjähriger Freundschaft mit dem späteren Künstlerkollegen Reinhold Kündig schliesst. Mit sechzehn besucht er für anderthalb Jahre die Klasse von Eduard Stiefel in der Kunstgewerbeschule Zürich. Dort begegnet er Otto Meyer-Amden, mit dem er bis zu dessen Tod einen regen Briefwechsel unterhält. Wie seinem Vater, einem in seiner Freizeit kalligraphierenden Bahnbeamten, bereitet ihm das Zeichnen mit der Feder besondere Freude. Die Laufbahn als freier Künstler lockt ihn und so bricht er eine Lehre als grafischer Zeichner bei Orell Füssli 1906 nach nur einem Jahr wieder ab. Er reist nach Düsseldorf, Berlin und München, wo er abwechselnd Kontakte zu Kündig, Paul Bodmer und Meyer-Amden unterhält. In München besucht er 1907 die Privatschule von Moritz Heimann. Finanzielle Unterstützung in Form eines Stipendiums erhält er durch den Zürcher Kunstsammler Hermann Reiff-Franck. Die Erfolge, die der ansonsten mittellose Künstler mit seinen zahlreichen Radierungen feiern kann, versetzen ihn sogar in die Lage, seinen weniger erfolgreichen Kollegen finanziell aushelfen zu können. Die gemalten Werke aus dieser frühen Schaffensphase – oft sind es figürliche Kompositionen – erinnern in ihrer symmetrischen, rhythmischen Bildgliederung und in ihrem symbolistischen Programm sowie im verwendeten Figurentypus an Ferdinand Hodler.
1908 bricht Huber zusammen mit Kündig und anderen nach Rom auf. Im Jahr darauf reist er als Gehilfe des Beuroner Malermönches Willibrord nach Jerusalem, wo er dem Sérusiers-Schüler bei der Ausmalung des Kapitelsaals der Benediktinerabtei auf dem Berg Zion assistiert. Angeregt durch den ehemaligen Nabi Willibrord, dessen bürgerlicher Name Jan Verkade lautet, beschäftigt Huber sich mit Gauguin. Durch diese Auseinandersetzung findet eine sprunghafte Entwicklung zu grossflächigen, geschwungenen Figurenkompositionen statt, die sich durch ihre starke Farbigkeit und durch eine vereinfachte, dekorative Faltengebung auszeichnen. Die Eindrücke aus Jerusalem sowie aus Algier, das er zwei Jahre darauf mit Albert Pfister und Eugen Meister bereist, führen Huber zu einem stärkeren Primitivismus in der Gestaltung der Figuren. Motive wie die "Araberin" (KML M 96.7x) verleihen seinem Œuvre ausserdem eine leicht exotistische Note.
Nach einem Parisaufenthalt mit Wilhelm Gimmi tritt Huber 1911 zusammen mit Gimmi der neu gegründeten, avantgardistischen Künstlergruppierung "Der Moderne Bund" bei. Die nun folgende Schaffensperiode wird rückblickend als Hubers künstlerisch stärkste beschrieben. Anregungen durch die Fauves und die Brücke-Expressionisten, mit welchen der Moderne Bund über die Kunsthandlung von Hans Goltz in München in Verbindung steht, werden von Huber frei umgesetzt. Unter Verwendung von reinen, kräftigen Farben vereinfacht er die Form bis zur Grenze des Gegenständlichen. Als "frühreife künstlerische Begabung" (Gotthard Jedlicka) tritt er in Erscheinung und wird neben Hermann Reiff auch durch den Zürcher Sammler Richard Kisling sowie den Kunsthändler Albin Neupert gefördert, der seit 1910 seine Werke ausstellt. Besonders aber muss Hubers Tätigkeit als virtuoser Zeichner und Graphiker in jener Zeit gewürdigt werden. Seit seiner Ausbildung in München entsteht während zwanzig Jahre eine ununterbrochene Folge von Radierungen in einem eigenständigen Zeichenstil.
Neben verschiedenen Aufenthalten in Metropolen wie Berlin, München oder Paris sucht Huber immer wieder die Einsamkeit, sei es nach seiner Rückkehr aus Algier das Walliser Dorf Grächen, wo er zusammen mit Kündig lebt und arbeitet, sei es das oberhalb des Walensees gelegene Amden. Während eines Aufenthalts bei Cuno Amiet auf der Oschwand lernt er Eveline Grisebach kennen, die dort Malunterricht nimmt, und heiratet sie 1914. Stilistisch und thematisch – auffallend ist das Aufkommen von Porträts und Familienmotiven – ist ab diesem Zeitpunkt ein deutlicher Wandel auszumachen, zu dem eine Ausstellung neuerer französischer und deutscher Malerei im Kunsthaus Zürich, 1917, entscheidend beiträgt. Von Renoir und Leibl gleichermassen bezaubert, verbindet Huber einen zeichnerisch detaillierten Stil mit der Farbskala und Textur Renoirs, ohne dabei die Geschlossenheit und Plastizität der Figur aufzugeben. Es entstehen ruhige, fast statische Figurenkompositionen, die ein feinteilig verwobenes, schwebendes Kolorit auszeichnet. Während eines siebenjährigen Aufenthalts in Klosters (1918-25) festigt sich diese neue Malweise, die nur noch wenig mit der frühen expressionistischen Bildsprache gemein hat.
Die auffallend weit gespannten Entwicklungsstadien, die Huber durchläuft, fallen nicht selten mit den Wohnortswechseln zusammen. So bringen die Jahre zwischen 1925 und 33, die Huber mit seiner Familie im Schooren bei Kilchberg am Zürichsee verbringt, die Thematik der Badenden, wobei die Seeatmosphäre zu malerischer Gelöstheit in der Darstellung von Licht und Wasser verhilft. Nach dem Tod des Freundes Meyer-Amden den er bis zuletzt beherbergt und pflegt, zieht Huber 1933 nach Sihlbrugg in ein Jägerhaus, wo er zurückgezogen bis zu seinem Tod am 9. Dezember 1967 lebt und arbeitet. Eine Neigung zum Religiösen, die sich früh in den Jerusalemer Werken gezeigt hat, kommt nun wieder stärker zum Tragen und es entstehen neben reinen Landschaftsgemälden und Stilleben grossformatige, religiös-weltanschauliche Kompositionen.
Schon früh kann Hermann Huber künstlerische Erfolge feiern. "Man ist es sozusagen schon gewohnt, alljährlich Hermann Huber mit einer repräsentativen Werkschau im Zürcher Kunsthaus zu begegnen.", schreibt Hermann Ganz 1921 im "Werk". Bereits 1924 erscheint eine Monographie für den erst 36-jährigen Künstler, verfasst von Hans Trog, dem Kunstkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, und von Curt Glaser aus Berlin. Walter Kern zählt ihn ausserdem zu den Schweizern, die "wohl die bedeutendsten Erfolge in Deutschland zu verzeichnen" haben. Die im Kunsthaus Zürich 1943/44 gezeigte Retrospektive ist mit 400 Bildern und 326 Graphiken mit Ausnahme von Hodler die umfangreichste Ausstellung eines Schweizer Künstlers. Nach dieser Ausstellung gerät Huber allerdings mehr und mehr in Vergessenheit.
Regine Fluor-Bürgi
1908 bricht Huber zusammen mit Kündig und anderen nach Rom auf. Im Jahr darauf reist er als Gehilfe des Beuroner Malermönches Willibrord nach Jerusalem, wo er dem Sérusiers-Schüler bei der Ausmalung des Kapitelsaals der Benediktinerabtei auf dem Berg Zion assistiert. Angeregt durch den ehemaligen Nabi Willibrord, dessen bürgerlicher Name Jan Verkade lautet, beschäftigt Huber sich mit Gauguin. Durch diese Auseinandersetzung findet eine sprunghafte Entwicklung zu grossflächigen, geschwungenen Figurenkompositionen statt, die sich durch ihre starke Farbigkeit und durch eine vereinfachte, dekorative Faltengebung auszeichnen. Die Eindrücke aus Jerusalem sowie aus Algier, das er zwei Jahre darauf mit Albert Pfister und Eugen Meister bereist, führen Huber zu einem stärkeren Primitivismus in der Gestaltung der Figuren. Motive wie die "Araberin" (KML M 96.7x) verleihen seinem Œuvre ausserdem eine leicht exotistische Note.
Nach einem Parisaufenthalt mit Wilhelm Gimmi tritt Huber 1911 zusammen mit Gimmi der neu gegründeten, avantgardistischen Künstlergruppierung "Der Moderne Bund" bei. Die nun folgende Schaffensperiode wird rückblickend als Hubers künstlerisch stärkste beschrieben. Anregungen durch die Fauves und die Brücke-Expressionisten, mit welchen der Moderne Bund über die Kunsthandlung von Hans Goltz in München in Verbindung steht, werden von Huber frei umgesetzt. Unter Verwendung von reinen, kräftigen Farben vereinfacht er die Form bis zur Grenze des Gegenständlichen. Als "frühreife künstlerische Begabung" (Gotthard Jedlicka) tritt er in Erscheinung und wird neben Hermann Reiff auch durch den Zürcher Sammler Richard Kisling sowie den Kunsthändler Albin Neupert gefördert, der seit 1910 seine Werke ausstellt. Besonders aber muss Hubers Tätigkeit als virtuoser Zeichner und Graphiker in jener Zeit gewürdigt werden. Seit seiner Ausbildung in München entsteht während zwanzig Jahre eine ununterbrochene Folge von Radierungen in einem eigenständigen Zeichenstil.
Neben verschiedenen Aufenthalten in Metropolen wie Berlin, München oder Paris sucht Huber immer wieder die Einsamkeit, sei es nach seiner Rückkehr aus Algier das Walliser Dorf Grächen, wo er zusammen mit Kündig lebt und arbeitet, sei es das oberhalb des Walensees gelegene Amden. Während eines Aufenthalts bei Cuno Amiet auf der Oschwand lernt er Eveline Grisebach kennen, die dort Malunterricht nimmt, und heiratet sie 1914. Stilistisch und thematisch – auffallend ist das Aufkommen von Porträts und Familienmotiven – ist ab diesem Zeitpunkt ein deutlicher Wandel auszumachen, zu dem eine Ausstellung neuerer französischer und deutscher Malerei im Kunsthaus Zürich, 1917, entscheidend beiträgt. Von Renoir und Leibl gleichermassen bezaubert, verbindet Huber einen zeichnerisch detaillierten Stil mit der Farbskala und Textur Renoirs, ohne dabei die Geschlossenheit und Plastizität der Figur aufzugeben. Es entstehen ruhige, fast statische Figurenkompositionen, die ein feinteilig verwobenes, schwebendes Kolorit auszeichnet. Während eines siebenjährigen Aufenthalts in Klosters (1918-25) festigt sich diese neue Malweise, die nur noch wenig mit der frühen expressionistischen Bildsprache gemein hat.
Die auffallend weit gespannten Entwicklungsstadien, die Huber durchläuft, fallen nicht selten mit den Wohnortswechseln zusammen. So bringen die Jahre zwischen 1925 und 33, die Huber mit seiner Familie im Schooren bei Kilchberg am Zürichsee verbringt, die Thematik der Badenden, wobei die Seeatmosphäre zu malerischer Gelöstheit in der Darstellung von Licht und Wasser verhilft. Nach dem Tod des Freundes Meyer-Amden den er bis zuletzt beherbergt und pflegt, zieht Huber 1933 nach Sihlbrugg in ein Jägerhaus, wo er zurückgezogen bis zu seinem Tod am 9. Dezember 1967 lebt und arbeitet. Eine Neigung zum Religiösen, die sich früh in den Jerusalemer Werken gezeigt hat, kommt nun wieder stärker zum Tragen und es entstehen neben reinen Landschaftsgemälden und Stilleben grossformatige, religiös-weltanschauliche Kompositionen.
Schon früh kann Hermann Huber künstlerische Erfolge feiern. "Man ist es sozusagen schon gewohnt, alljährlich Hermann Huber mit einer repräsentativen Werkschau im Zürcher Kunsthaus zu begegnen.", schreibt Hermann Ganz 1921 im "Werk". Bereits 1924 erscheint eine Monographie für den erst 36-jährigen Künstler, verfasst von Hans Trog, dem Kunstkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, und von Curt Glaser aus Berlin. Walter Kern zählt ihn ausserdem zu den Schweizern, die "wohl die bedeutendsten Erfolge in Deutschland zu verzeichnen" haben. Die im Kunsthaus Zürich 1943/44 gezeigte Retrospektive ist mit 400 Bildern und 326 Graphiken mit Ausnahme von Hodler die umfangreichste Ausstellung eines Schweizer Künstlers. Nach dieser Ausstellung gerät Huber allerdings mehr und mehr in Vergessenheit.
Regine Fluor-Bürgi