Felix Maria Diogg
Bildnis Anna Catharina Eck-Hirt
1810
Öl auf Leinwand
74 x 61 cm
signiert, datiert und bezeichnet verso, auf Leinwand, mit schwarzer Farbe: "Anna Catharine Eck, née Hirt gebohren den 13 juni 1752 F.M. Pinx. 1810"
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung
Inv.-Nr. M 37x
Kunstmuseum Luzern
informationen
Werkbeschrieb
Nach einer kurzen Phase von napoleonisch vereinfachten, militärisch-knappen Bildnissen beschreibt der Kunsthistoriker Walter Hugelshofer die um 1810 herum entstandenen Bildnisse von Felix Maria Diogg als in ihrer Haltung beruhigt, oft gefühlsvoll und leicht romantisch.
Genau diesen Eindruck vermittelt auch das Porträt der Anna Catharina Eck. Bereits das Kolorit ist weicher und wärmer als beispielsweise im 14 Jahre früher entstandenen "Bildnis der Frau Landammann" Oberlin (vgl. KML M 39x). Ein warmes Ockersand im Hintergrund kontrastiert reizvoll mit dem kalten Hellgrau des Gewandes. Das sanft um die Schultern drapierte Tuch aus weichem, voile-artigen Stoff ist mit einer zarten Spitzenborte besetzt und in vielfach abgestuften Farbnuancen gemalt. Mit besonderer Virtuosität wiedergegeben ist die Haube mit dem glänzenden Seidenband. Diverse Lichtreflexe spielen auf Spitze und Schleife und lassen Dioggs meisterliches Können in Pinsel- und Lasurtechnik zu Tage treten.
Bereits Hirzel hat beschrieben, wie sorgsam Diogg tonige Abstufungen und Schattierungen beachtet und wie glatt er die Farben, die er zuvor in warme und kalte Partien verteilt hat, vertreibt, so dass keine Spuren des Pinselduktus sichtbar bleiben. Dadurch gelingt ihm in diesem Porträt ein Kolorit, das eine milde, verinnerlichte Grundstimmung schafft. Dieser Eindruck setzt sich im Antlitz der Frau fort, dem die höchste Aufmerksamkeit zukommt: Ein nachdenklicher, nach innen gerichteter Blick und ein leicht geöffneter Mund, den kein Lächeln umspielt, strahlen Sanftmut, aber auch eine gewisse Traurigkeit aus. Die ausgeprägte naso-labial Falte, eine etwas krumme Nase sowie mehrere Leberflecken am linken Augenlid verweisen hingegen auf den Realitätsgrad der Darstellung und zeugen vom angestrebten Verismus des Künstlers, der selten beschönigt oder gar idealisiert.
Das vorliegende Porträt dokumentiert einen deutlichen Wandel innerhalb von Dioggs späterer Schaffensphase, die den Maler zu einem verinnerlichten, bürgerlichen Porträt führt. Indem Diogg auf das reiche Innenleben der Dargestellten anspielt, verschwinden Repräsentanz und Distanz aus dem Bildnis und lassen das schwärmerische, zum Romantischen neigende Gemüt des Künstlers durchscheinen.
Regine Fluor-Bürgi
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung
Eingangsjahr:1935
Provenienz/ Provenance
G. Rieder, Strassbourg, mind. seit 1910
Camille Schlumberger, Ribeauvillé
Bibliografische Referenz/ Bibliographical References
Unmittelbare Quellen (Dokumente mit unmittelbarem Bezug zum Objekt)/ Primary Sources
Korrespondenz Bernhard Eglin-Stiftung, Stadtarchiv Luzern
Weitere konsultierte Quellen/ Further sources
• Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
• Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Database of Art Objects at the Jeu de Paume
• Database “Central Collecting Point München” Database “Kunstsammlung Hermann Göring”
• Getty Provenance Index, German Sales Catalogs
• Lootedart.com Lost Art
• Répertoire des Biens Spoliés
• Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke (“Reichsliste von 1938”)
Zusammenfassung/ Conclusion
Das Porträt der Anna Catharina Eck-Hirt wurde zusammen mit dem Porträt ihres Mannes Johann Caspar Eck-Hirt im Jahr 1935 von Camille Schlumberger aus Riveauvillé (FR) erworben. Diese Informationen ergeben sich aus den Unterlagen der Bernhard Eglin-Stiftung aus dem Stadtarchiv Luzern. Das Doppelbildnis wurde demnach für 5100.- erworben.
Die Beschriftung auf der Bildrückseite ergab, dass das Porträt die Grossmutter von Caspar Schlumberger-Hofer abbildet, der wiederum der Grossvater von Gabriel Rieder war. Gabriel Rieder aus Strassburg hielt dies am 22.2.1910 auf der Rückseite des Bildes fest. Camille Schlumberger aus Ribeauville trägt also denselben Namen wie Gabiel Rieders Grossvater und stammt wohl aus derselben Familie.
Das Gemälde blieb also bis 1935 in Familienbesitz, bevor es in den Besitz der Bernhard Eglin-Stiftung gelangte.
Kategorie A
Ausstellungsgeschichte
Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.1935 - 08.01.1936
Characters – Werke aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 22.01.2005 - 17.07.2005
Mixing Memory and Desire – Wunsch und Erinnerung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 20.06.2000 - 24.09.2000
Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 03.03.1940 - 31.12.1940
Felix Maria Diogg. 1762 - 1834. Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 11.11.1934 - 09.12.1934
«Und die alten Formen stürzen ein». Kunst um 1800 aus der Sammlung, Luzern, 09.03.2019 - 17.11.2019
Literatur
Fischer, Peter/Lichtin, Christoph (Hrsg.), Modell für ein Museum. Die Sammlungsausstellungen des Kunstmuseums Luzern 2005–2010, mit einem Beitrag von Marc Munter, Heidelberg: Kehrer, 2010
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Oberholzer, Niklaus, "Beziehungen zum gestern knüpfen", in: Neue Luzerner Zeitung, Nr. 24, 29.1.2005, S. 44
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Reinle, Adolf, Das Luzerner Kunstmuseum. Ein Führer durch die Sammlung, hrsg. vom Stadtarchiv Luzern und einer vom Stadtrat bestellten Kommission, Luzern: Kommissionsverlag Eugen Haag, 1958
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
Hugelshofer, Walter, Felix Maria Diogg. Ein Schweizer Bildnismaler, 1762 - 1834, Zürich: Max Niehans Verlag, 1941
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1940
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, mit einem Vorwort von Paul Hilber, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1935
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Felix Maria Diogg, 1762-1834. Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1934