Rechtecke in hellem, transparentem Blau sind oberhalb und unterhalb der horizontalen Mittelinie nebeneinander auf die Leinwand gesetzt und bilden so eine geometrische Struktur. Auch wenn das Setzen von geometrischen Farbfeldern an Vorgänger wie Barnett Newman oder die Schweizer Konkreten erinnert, zeugt die Art und Weise, wie Döbeli die Farbe aufträgt und wie er die einzelnen Felder zueinander in Beziehung setzt, von einem anderen Umgang mit der Malerei. In Döbelis Malerei manifestiert sich ein Misstrauen sowohl gegenüber dem Pathos der amerikanischen Farbfeldmaler wie gegenüber den farbtheoretischen Konzepten der Schweizer.
Die einzelnen Bildfelder sind nicht klar voneinander getrennt, vielmehr bilden sie in ihrer Überlappung eine Verdichtung, die wie eine zurückhaltende, wage Trennlinie fungiert. Ebenso unterscheiden sich die einzelnen Felder in ihrer Farbigkeit kaum. Sie wirken vielmehr durch ihre unterschiedliche Farbdichte heller oder dunkler. Die lasierenden, flüssigen Farbschichten lassen die Bilder Döbelis wie überdimensionierte Aquarelle erscheinen. Die dadurch entstehende Transparenz ist von einer besonderen Leichtigkeit, die ähnlich wie die Feldeinteilung einem geometrisch-konzeptuellen Raster entgegenwirkt.
Andererseits lassen die transparenten Farbschichten den ungrundierten, groben Baumwollstoff durchscheinen. Dadurch wird die Leinwand als Bildträger sichtbar, wie insbesondere auch am rechten Bildrand, wo ein Streifen blank belassen ist. Das Bild wirkt so als wäre es aus seinem Zentrum nach links verschoben. Auch die vertikalen Linien sind nicht ganz symmetrisch angelegt, sie werden zum weissen Randstreifen hin dichter. Diese kleinen Abweichungen und Unebenheiten machen den Betrachter auf die Verteilung der Farbe, die Strukturierung der Bildfläche und auch auf ihre Materialität aufmerksam.
Annamira Jochim