Paris war für den Maler Wilhelm Gimmi eine wichtige Lebensstation: Von 1908 bis 1911 konnte er mit einem Stipendium an der Pariser Acadèmie Julian seine an der Kunstgewerbeschule Zürich begonnenen Studien fortsetzen. Nach Abschluss des Studiums lebte der Künstler weiterhin in Paris und verliess die Stadt nur, weil durch die deutsche Besetzung Frankreichs seine jüdische Frau in Lebensgefahr schwebte.
So spielt denn die Seine-Stadt auch als Motiv von Gimmis Kunst eine wichtige Rolle. Immer wieder stellte der Künstler markante Gebäude der französischen Hauptstadt dar.
Das Gemälde von 1918, das als Schenkung aus Privatbesitz in die Sammlung des Kunst-
museums Luzern gelangte, zeigt das Seineufer mit dem Hôtel de Ville und dem Pont d’Arcole von der Spitze der Île Saint-Louis aus. Der offene, bewegte Pinselstrich, aus dem die formal reduzierten Formen von Bäumen und Architekturen aufgebaut sind, zeigt den beherrschenden Einfluss der Malerei Paul Cézannes (1839–1906). Gimmi studierte nicht nur dessen Werke in Paris intensiv, sondern Gemälde beider Künstler waren an der epochemachenden New Yorker Ausstellung «Armory Show» von 1913 gemeinsam ausgestellt.
Heinz Stahlhut