Das Grundprinzip der künstlerischen Arbeit von Roland Roos beruht auf Prozessen: Er realisiert seine Ideen über längere Zeit hinweg, geht Kollaborationen ein, eignet sich die für ein Projekt erforderlichen handwerklichen Fertigkeiten an und schafft so Kunst. Das Resultat von Roland Roos’ Projekten prägen bescheidene Gesten, doch inhaltlich sind seine Werke umso komplexer. Ob er als Kunstaktion unaufgefordert Dinge im öffentlichen Raum repariert oder eine komplette Wand des Ausstellungsraums um 180 Grad dreht, immer setzt sich der Künstler mit seiner Umwelt, dem Ort und der Gesellschaft auseinander und profiliert sich mit äusserst präzisen, oft auch kritischen künstlerischen Kommentaren.
Für die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern anlässlich der Verleihung des Manor Kunstpreises Zentralschweiz 2014 entwickelte Roos ein Konzept der besonderen Art: Er baute im Museum eine Produktionsstätte auf, war während der gesamten Ausstellungsdauer vor Ort anwesend und schaffte so ein unmittelbares, einzigartiges Kunsterlebnis.
Roos reflektiert die mit dem Kunstpreis verbundenen Möglichkeiten, aber auch die daran geknüpften Bedingungen und nutzte sie intelligent und mit einer guten Prise Humor für sich und seine Kunst. Er bezog sich dabei auf den Umstand, dass ein wirtschaftlich und kommerziell orientiertes Warenhaus Kunst fördert. Das Geld, welches er für Ausstellung und Publikation erhielt, verwendete Roland Roos auf seine ganz eigene Weise: Er setzte das Budget ein, um in der Ausstellung seine Publikation selbst zu produzieren, die dann in verschiedenen Filialen von Manor angeboten wurde. Indem Roland Roos in seiner Ausstellung ein handelsübliches Produkt herstellte, welches aus dem Kunstkontext heraus wieder Eingang in die Warenwelt von Manor fand, floss das ganze Fördergeld in ein Produkt, welches wieder bei Manor verkauft wurde. Das Projekt thematisierte so Produktionsprozesse und Warenlauf und verband auf intelligente Weise den Kunstkontext mit der Konsumwelt.
Inspiriert von der Idee einer Bildergeschichte, bestehend aus einzelnen prägnanten Bildern, produzierte Roland Roos in seiner Fabrik mit Hilfe etlicher Experten, Freundinnen und Firmen Büchlein, wie sie im Kinderbuchhandel erhältlich sind. Sie vermitteln auf eigene und spielerische Weise die Werke des Künstlers und erzählen in einfachen Bildern die Geschichte seiner wich-tigsten Projekte und bilden so eine Retrospektive im Kinderbuchformat.
Lena Friedli