informationen
Werkbeschrieb
Das vorliegende Porträt gehört zu den zahlreichen biedermeierlich-einfachen Bildnissen Felix Maria Dioggs. Es zeigt in relativ grossem Format eine Frau in Dreiviertel-Ansicht vor neutralem, dunklem Hintergrund. Sie trägt ein grünes, trachtenähnliches Kleid, darüber ein grün und rosa gestreiftes Schultertuch mit Fransen, das vorn zu einer auffälligen Masche gebunden ist. Hinter dem straff zurückgebundenen Haar wird eine Haube mit weissem Spitzenrand und Blumen sichtbar. Die Frau trägt unterschiedlichen Schmuck: Am auffälligsten ist ein schmales, schwarzes Samtbändchen, das vorn von einer kleinen, herzförmigen Brosche zusammengehalten wird und über der Masche in einem goldenen Kreuz endet. Unter dem Band glänzt ein goldenes Halskettchen. Längliche Ohrringe vervollständigen die repräsentative Erscheinung der Frau.
Neben der Kleidung und des Putzes, die auf die gehobene soziale Stellung der Dargestellten hinweisen, bleibt das Hauptaugenmerk des Künstlers auf das Gesicht gerichtet. Dieses wirkt trotz angedeutetem Lächeln und leicht nach unten gesenktem Blick ernst und selbstsicher. Würde und Haltung sowie eine gewisse strenge Frömmigkeit sprechen daraus, ein Eindruck, der durch das sorgfältig über der Brust drapierte Kreuz wohl auch beabsichtigt ist.
Diogg dringt in seinen Porträts selten in wirklich private Sphären vor, sondern zeigt den offiziellen Ausdruck des Menschen, so wie dieser in der Öffentlichkeit gesehen werden möchte. Dennoch trifft er den Charakter des bürgerlichen Auftraggebers ziemlich genau. Die Individuen, die oft eine reservierte Würde ausstrahlen, interessieren ihn mehr als der Stand oder anekdotische Details. Die Bilder sind nicht unbedingt geistreich oder elegant, aber sorgfältig und sauber gezeichnet und im Detail naturgetreu. Einzelne Partien wirken zuweilen steif oder hölzern, wie etwa beim Bildnis des Ehemannes der Dargestellten (vgl. KML M 38x). Bei ihr handelt es sich um die Tochter des alten Landammans Natsch und Ehefrau des Landammans Oberlin in Mels. Laut Hugelshofer gehören die drei Porträts, die Diogg von ihnen gemalt hat, zu den vorzüglichsten Leistungen Dioggs, denn er habe hier eine völlig eigene, reife und einnehmende Form für das Bildnis gefunden.
Regine Fluor-Bürgi
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung
Eingangsjahr:1935
Ausstellungsgeschichte
Der Blick in die Ferne - Sammeln, Altdorf, Haus für Kunst, 28.03.1998 - 10.01.1998
Characters – Werke aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 22.01.2005 - 17.07.2005
Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.1935 - 08.01.1936
Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 03.03.1940 - 31.12.1940
Mixing Memory and Desire – Wunsch und Erinnerung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 20.06.2000 - 24.09.2000
L'art Suisse des origines à nos jours, Genf, Musée d'art et d'histoire
Felix Maria Diogg. 1762 - 1834. Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 11.11.1934 - 09.12.1934
Schweizer Meister. Sammlungsausstellung zum 75–Jahr–Jubiläum der Bernhard Eglin–Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 31.05.2008 - 20.10.2008
«Und die alten Formen stürzen ein». Kunst um 1800 aus der Sammlung, Luzern, 09.03.2019 - 17.11.2019
Literatur
Fischer, Peter/Lichtin, Christoph (Hrsg.), Modell für ein Museum. Die Sammlungsausstellungen des Kunstmuseums Luzern 2005–2010, mit einem Beitrag von Marc Munter, Heidelberg: Kehrer, 2010
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Mixing Memory and Desire - Wunsch und Erinnerung, hrsg. von Daniel Kurjakovic, mit Texten von Daniel Kurjakovic, Ulrich Look und Ivetta Geraimchuk, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 2000
Dosch, Luzi, ""Herr Felix Maria Diogg, ein Portraitmahler"", in: Bündner Jahrbuch, Neue Folge, 26, S. 151-153
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Reinle, Adolf, Das Luzerner Kunstmuseum. Ein Führer durch die Sammlung, hrsg. vom Stadtarchiv Luzern und einer vom Stadtrat bestellten Kommission, Luzern: Kommissionsverlag Eugen Haag, 1958
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
Fosca, François, Histoire de la peinture Suisse, Genf: Editions Pierre Cailler, 1945
Hugelshofer, Walter, Felix Maria Diogg. Ein Schweizer Bildnismaler, 1762 - 1834, Zürich: Max Niehans Verlag, 1941
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Hauptwerke der Museen Winterthur und Luzern, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1940
Ganz, Paul (et al.), Kunst in der Schweiz. Die Schweiz im Spiegel der Landesausstellung 1939, Zürich: Atlantis, 1940
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, mit einem Vorwort von Paul Hilber, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1935
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Felix Maria Diogg, 1762-1834. Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1934