Auf unserer U-matic-Kassette sind zwei Filme gespeichert. Der erste Film zeigt eine experimentelle Studiosituation, der zweite dokumentiert eine Performance des Künstlers 1979 in den Räumen des Kunstmuseums Luzern. Beide Filme kreisen um die Thematik des Vogels, es ist jedoch ungeklärt, ob es sich um zwei einzelne Filme handelt oder ob sie eine Einheit bilden. Ältere Bänder enthalten oft mehrere Werke, denn Kassetten waren relativ teuer.
Jean Otth ist fasziniert von neuen Technologien zur Bildproduktion. Anfang der 1970er-Jahre wendet er sich dem Video zu und ab 1985 realisiert er Arbeiten mit dem Computer. Ihn interessiert das Verhältnis zwischen Objekt und Abbild. In «Les Augures» verwendet er dafür eine Verdoppelung des Dargestellten. Sehen wir eine Hand und ihre Spiegelung? Oder eine Hand und ihre direkte Übertragung auf einen Bildschirm? In der Tonspur spricht ein Augur in der Ich-Form. Diese römischen Beamten sagten anhand von Zeichen voraus, was den Göttern genehm sei. Sie nutzten dafür den Flug und das Geschrei von Vögeln und andere Zeichen in der Natur. Die monotone Stimme kommentiert das Bildgeschehen. Sie spricht über Spiegelung, Verdoppelung und den Flug des Vogels oder über Liebkosung, wenn die Hand ihre gefilmte Variante zu berühren scheint.