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Werkbeschrieb
Wasserfälle und Bergbäche gehören seit Beginn der Landschaftsmalerei zu den beliebtesten Motiven. Sie veranschaulichen die dramatische Macht und Gewalt der Natur, jenem Phänomen, welches die Touristen bei ihrem Besuch in die Alpen erfahren wollen. Steffan, der dieses Motiv als geschäftstüchtiger Maler häufig wählt, malt seine Bäche typischerweise von schweren Felsbrocken flankiert und von wilder Vegetation umgeben, mit einem imposanten Bergpanorama im Hintergrund. Es wäre möglich in diesen Bildern die Lebensfeindlichkeit der Natur zu sehen, wobei die Dramatik und Dynamik hauptsächlich auf die zerklüfteten Felsbrocken zurückzuführen sind, die dem reissenden Wasser teilweise den Weg versperren. Diese Leseart einer „heroischen Landschaft“, wie sie der Tradition entsprechen würde, ist für Steffans Bilder jedoch nicht unbedingt zutreffend. Der Künstler ist Realist, und dementsprechend muss auch das Verständnis seiner Bilder pragmatischer ausfallen: Steffan malt Bäche und Wasserfälle, ohne ihnen eine inhaltlich übersteigerte Bedeutung zu geben.
Das Wasser des "Bergbachs" wird durch eine zerklüftete und steile Felsschlucht kanalisiert. Der Horizont des Mittelgrundes ist relativ hoch angesetzt, wodurch das reissende Fallen des Wassers betont wird. Typisch für Steffan sind die Staffagen auf der Felsplattform im rechten Mittelgrund: ein Hirte mit Ziegen und Kühen. Deren Präsenz lockert die allenfalls als lebenswidrig interpretierte Stimmung der Natur auf. Dafür betonen die Grössenverhältnisse zwischen Hirte und Bach das ungeheure Ausmass dieses reissenden Gewässers. Oberhalb des Baches stehend schaut der Hirte fasziniert in die Fluten hinunter und lädt den Bildbetrachter und die Bildbetrachterin ein, seinem Blick und seiner Begeisterung zu folgen.
Seraina Werthemann
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung, 1940 Ankauf
Eingangsjahr:1940
Provenienz/ Provenance
Galerie Fischer
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Bernhard Eglin-Stiftung, 1940
Bibliografische Referenz/ Bibliographical References
Unmittelbare Quellen (Dokumente mit unmittelbarem Bezug zum Objekt)/ Primary Sources Auskunft Kuno Fischer
Inventar der Sammlung der Bernhard Eglin-Stiftung, Stadtarchiv Luzern
Weitere konsultierte Quellen/ Further sources
• Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
• Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Database of Art Objects at the Jeu de Paume
• Database “Central Collecting Point München” Database “Kunstsammlung Hermann Göring”
• Getty Provenance Index, German Sales Catalogs
• Lootedart.com Lost Art
• Répertoire des Biens Spoliés
• Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke (“Reichsliste von 1938”)
Zusammenfassung/ Conclusion
Gemäss der Liste «Inventar der Sammlung der Bernhard Eglin-Stiftung» wurde das Gemälde von Johann Gottfried Steffan 1940 bei Theodor Fischer erworben. Leider ergab die Auskunft von Herrn Kuno Fischer, der in unserem Auftrag im Archiv des ehemaligen Auktionshauses Fischer Nachforschungen betrieb, keine zusätzlichen Informationen zum Vorbesitzer des Gemäldes.
Kategorie B
Ausstellungsgeschichte
Il viaggio verso le Alpi, Bellinzona, Civica Galleria d'Arte, Villa dei Cedri, 15.03.1997 - 01.06.1997
L'art Suisse des origines à nos jours, Genf, Musée d'art et d'histoire
Malerfest im Rosenlaui, Meiringen, Einwohnergemeinde Meiringen
La collection retrouvée. Von Füssli bis Hodler: Meisterwerke aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 25.07.1993 - 26.09.1993
Johann Gottfried Steffan, 1815–1905, Kunsthaus Glarus, 24.04.1955 - 28.05.1955
Schweizer Meister. Sammlungsausstellung zum 75–Jahr–Jubiläum der Bernhard Eglin–Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 31.05.2008 - 20.10.2008
Terrain. Von Robert Zünd bis Tony Cragg – Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Skulptur aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 02.03.2007 - 05.08.2007
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Literatur
Sandor-Schneebeli, Eva, Johann Gottfried Steffan. Landschaftsmaler 1815-1905, hrsg. von Walter Feilchenfeldt, Wädenswil: Nimbus, 2009 (Schriftenreihe der International Music and Art Foundation, Bd. 2)
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Bianchi, Paolo, "Das 'Medium Ausstellung' als experimentelle Probebühne", in: Kunstforum International, Bd. 186, Juni/Juli 2007, S. 44-55
Bellinzona, Civica Galleria d'Arte (Ausst.-Kat.), Viaggio verso le Alpi, Bellinzona: Villa dei Cedri, 1997
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Reinle, Adolf, Das Luzerner Kunstmuseum. Ein Führer durch die Sammlung, hrsg. vom Stadtarchiv Luzern und einer vom Stadtrat bestellten Kommission, Luzern: Kommissionsverlag Eugen Haag, 1958
Glarus, Kunsthaus Glarus (Ausst.-Kat.), Johann Gottried Steffan. 1815–1905, hrsg. vom Kunstverein Glarus, mit einem Text von Fritz Brunner, Glarus: Kunsthaus Glarus, 1955
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
Genf, Musée d'art et d'histoire de la ville de Genève (Ausst.-Kat.), L'art suisse des origines à nos jours, hrsg. von Waldemar Deonna, Genf: Musée d'art et d'histoire de la ville de Genève, 1943.