Basler-Kopp illustriert in dieser Kreidezeichnung eine Szene aus der gleichnamigen Entlebucher Sage „Die Hexenhalfter“. Der Titel des Bildes stammt von ihm selbst. Die Sage findet sich in den „Schweizersagen“ von Arnold Büchli.
Basler erzählt uns vom dramatischen Flug einer Hexen-Sennerin an den Hexensabbat. Beim Pferd handelt es sich um den nachts im Schlaf durch ihren Hexenhalfter verwandelten Schwager. Die schwindelnde Höhe des Fluges wird betont durch die schon fast groteske Positionierung von Reiterin und Pferd am obersten Rand des hochformatigen Bildes. Hätte die Hexe nicht rote Strümpfe, die den Blick auf sie lenken, man könnte das Wichtigste am Bild fast übersehen. Die restliche Fläche des Bildes ist schiere Höhe, wie eine malerische Adaptation filmischer Ausdrucksmittel, wenn das Auge des Betrachters die roten Strümpfe verlässt und wie eine Kamera scheinbar endlos am Fels des Feuerstein nach unten gleitet und, schon weit unten, erst den Wipfel einer Tanne findet, die es auch noch hinabzuklettern gilt.
Noch sitzt die Hexe auf dem Pferd, aber das wird sich ändern, denn der schlaue Schwager hat sich vorgesehen und zwei gescheite Augen im Kopf, wie die Sage erzählt. So wird schliesslich das Pferd wieder zum Schwager und die Hexe als solche entlarvt.
Basler hatte zu Pferden eine enge Beziehung und liebte sie sehr. Er soll als Kind einmal Schutz vor einem ihm unheimlich erscheinenden älteren Jungen suchend unter die Pferde seines Vaters gekrochen sein. Dementsprechend gibt es auch eine ganze Reihe von Bildern von ihm, auf denen Pferde eine Rolle spielen („Die Hexenhalfter“, „Die drei Rosse“, „Der Schimmelreiter“, „Jungbrunnen“).
Die Entstehungszeit des Bildes ist unbekannt. Basler hat aber im Auftrag des Sauerländer-Verlages, Aarau, das dreibändige Werk „Schweizersagen“ von Arnold Büchli illustriert. Die einzelnen Bände dieses Werkes sind in den Jahren 1926, 1928 und 1931 herausgekommen. Es liegt nahe, „Hexenhalfter“ im zeitlichen Umfeld dieser Auftragsarbeit anzusiedeln. Es ist denkbar, dass es eines der beiden unter der Bezeichnung „Schweizersage“ (Kat.-Nr. 63 oder 64) an der Ausstellung von 1931 im alten Kriegs- und Friedensmuseum gezeigten Stücke ist. Durch das Kunstmuseum wurde es 1933 erworben.
Werner Kneubühler