Jeremias Gotthelf wie auch Franz Karl Basler-Kopp verarbeiteten beide gern und oft Gedankengut von Sagen. Im Falle der „Schwarzen Spinne“ nahm Gotthelf die Sumiswalder-Sage „Die drei Rosse“ (vgl. „Schweizersagen“ von Arnold Büchli, Verlag Sauerländer, Aarau) als Ausgangspunkt für seine Erzählung, die er allerdings weit kühner spannt als die Sage, indem da, wo diese mit der Bestrafung des Bösewichts und der Wiederherstellung der Gerechtigkeit fast unvermittelt aufhört, jene mit der Prellung des Teufels um seinen Lohn erst richtig anfängt. Basler hat sowohl die Sage als auch die Erzählung Gotthelfs, in dramatische Bilder umgesetzt und beide Male, wie so oft für dramatische Szenen, zur Kreide gegriffen.
In der „Schwarzen Spinne“ zeigt uns Basler jene Schlüsselszene, in der die junge Mutter ihr Kind, um das der Bocksbärtige betrogen worden ist, vor dem tödlichen Angriff der schwarzen Spinne beschützt. Basler hat die Szene aus dem trügerischen Schutz der häuslichen Stube, in welche die Spinne nach der Erzählung Gotthelfs eindringt, herausgerissen und ins schutzlose Freie verlegt: die düstere, kahle Umgebung mit den drohend überhöht dargestellten Ausläufern des Napfs intensiviert die Stimmung der Gefahr. Die Frau ist allein mit ihrem Knaben, ausgeliefert, die heimatliche Geborgenheit der Dächer von Sumiswald ist unerreichbar in der Tiefe des Hintergrundes. Hier steht sie nun, Auge in Auge mit ihrer giftigen, rotäugigen Schwägerin. Diese wurde vom geprellten Grünen in furchtbarer Konsequenz des mit ihm geschlossenen Paktes in die Verantwortung genommen und zur Rächerin für den Verrat an dessen Sache bestellt. Sie muss ihre eigenen, vertragsbrüchigen Leute, Dorf und Tal mit qualvoller Pest überziehen, und nun letztlich noch das Kind, wenn es der Böse denn schon nicht ungetauft bekam, ebenfalls qualvoll sterben lassen. Die junge Frau wusste, dass die Spinne eines Tages kommen würde, sie hat sie angstvoll erwartet. Sie wird sie nun in den nächsten Augenblicken packen, in ihrem Haus in das lange vorbereitete Loch eines Fensterpfostens sperren und dieses mit einem massiven Holzzapfen fest verschliessen. Ihre heldenhafte Tat wird sie mit ihrem Leben bezahlen, aber sie befreit Dorf und Tal von Tod und Verderben, die die schwarze Spinne über die Gegend gebracht hat.
Das Entstehungsjahr des Bildes ist nicht bekannt. Das Kunstmuseum Luzern hat es nach einer Ausstellung in seiner damaligen Lokalität, dem ehemaligen Kriegs- und Friedensmuseum, 1931 erworben.
Werner Kneubühler