Die 100 Videos sind zwischen Februar 1998 und Februar 1999 entstanden und werden unter dem Titel „A shot away some flowers“ zusammengefasst. Die Arbeiten sind als spontane Skizzen in einem fast täglichen Rhythmus in Banz‘ Umfeld und in seinen Ferien aufgenommen worden. Die einzelnen Szenen können grossflächig projiziert, aber auch auf einem Monitor abgespielt werden. Sie funktionieren einzeln, in Kombination miteinander oder alle zusammen in einem Raum.
Der grösste Teil der Videoarbeiten sind kleine, sogar kleinste Stücke, die bisweilen kaum eine Handlung aufweisen. Sie knüpfen somit an die Fotografiearbeiten des Künstlers an, indem sie alltägliche, intime Familienszenen aus der Vaterperspektive aufgreifen, in denen die gleichen Hauptpersonen agieren und um Themen wie Realitätsverschiebung, Melancholie, Suspense und Idylle kreisen. Obwohl Videos oftmals den Wunsch nach Authentischem stärker befriedigen als Fotografien, wird mit diesen Arbeiten kein Realismus beabsichtigt. Die Herkunft aus dem familiären Umfeld wird nicht negiert, zwischen privatem und öffentlichem Raum scheint nicht unterschieden zu werden. Durch die Veröffentlichung des Privaten erfährt das Profane im musealen Raum eine Überhöhung. Das Geschehen wird durch die ausschnitthafte Darstellung und durch Repetition (Loop), Umkehrung, Zeitlupe und den dadurch veränderten Klang verfremdet. Den Videos ist eine Ambivalenz eigen: Einerseits verfügen sie über einen dokumentarischen Charakter, andererseits führen die verfremdenden Eingriffe zu neuen Wirkungen. Die Betrachtenden stehen vor der Frage, was Wirklichkeit ist.
Karolina Elmer