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Werkbeschrieb
Mit Adolf Stäbli ist Frölicher seit den späten 1860er Jahren in Freundschaft verbunden. Gemeinsam unternehmen sie Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung von München. In der bayrischen Hochebene mit ihren Flüssen und Seen, Weihern und Tümpeln, Hügeln, Gruben, Büschen und freistehenden Bäumen finden sie eine reiche Motivwelt. Bisweilen entstehen Gemälde mit dem gleichen Standort. Besonders fasziniert sind sie von den Wolkenerscheinungen, die sich in dieser weiten Ebene bietet.
Das im Sommer oder Frühherbst in der oberbayrischen Landschaft entstandene Gemälde war ursprünglich ein Geschenk Frölichers an Stäbli. Da es sich zudem um ein aussergewöhnlich frei und locker gemaltes Bild handelt, liegt die Vermutung nahe, Frölicher habe direkt auf seinen Malerkollegen Bezug genommen. Stäblis charakteristische Landschaften zeichnen sich durch eine Malerei mit heftigen Pinselstrichen aus. Er lässt die einzelnen Landschaftsaspekte zwar klar erkennen, der nervöse Pinselduktus, die reduzierte, fast düstere Farbpalette und insbesondere das häufig eingesetzte Motiv des Regens oder Gewitters führt zwar zu einer bewegten, aber ausserordentlich einheitlich wirkenden Malerei. Im Vordergrund steht nicht die Wiedergabe einer bestimmten, örtlich zu bestimmenden Landschaft, sondern die Stimmung, die der Landschaft eigen ist.
Diese Malweise adaptiert Frölicher in seinem Gemälde. Er verwendet einen relativ breiten, kräftigen Pinsel und einen starken Farbauftrag. Details sind nicht ausgezeichnet – so werden die Kühe erst auf einen zweiten Blick sichtbar. Es ist nicht das Wetter und die sich auftürmenden Wolken, die die starke Bewegung ins Bild bringen, vielmehr ist es der ausdrucksstarke Farbeinsatz selbst.
Christoph Lichtin
Provenienz
Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung, 1933 Ankauf
Eingangsjahr:1933
Provenienz/ Provenance
Adolf Stäbli
Wilhelm Weigand, München, mind. bis 1906
Fritz Nathan, München
Bibliografische Referenz/ Bibliographical References
Unmittelbare Quellen (Dokumente mit unmittelbarem Bezug zum Objekt)/ Primary Sources
Inventar der Sammlung der Bernhard Eglin-Stiftung, Stadtarchiv Luzern
Ausstellungskatalog der Königlichen Nationalgalerie Berlin, 1906: «Deutscher Kunst aus der Zeit von 1775-1875»
Weitere konsultierte Quellen/ Further sources
• Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin
• Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg: Database of Art Objects at the Jeu de Paume
• Database “Central Collecting Point München” Database “Kunstsammlung Hermann Göring”
• Getty Provenance Index, German Sales Catalogs
• Lootedart.com Lost Art
• Répertoire des Biens Spoliés
• Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke (“Reichsliste von 1938”)
Zusammenfassung/ Conclusion
Gemäss Angaben des «Inventars des Sammlungen der Bernhard Eglin-Stiftung» aus dem Stadtarchiv Luzern, wurde das Gemälde bereits 1933 bei Fritz Nathan in München erworben. Laut der Auskunft von Johannes Nathan verblieb das Archiv der Geschäftsvorgänge bis 1936 der von Fritz Nathan betriebenen Ludwigs-Galerie beim Umzug von Fritz Nathan aus München nach St. Gallen am alten Standort und wurde dort im 2. Weltkrieg vernichtet. Daher sind keine Auskünfte über An- oder Verkäufe vor 1936 möglich.
Unsere Recherche hat ergeben, dass das Gemälde 1906 in der Königlichen Nationalgalerie in Berlin an der «Ausstellung Deutscher Kunst aus der Zeit von 1775-1875« ausgestellt wurde. Damals gehörte das Werk gemäss Ausstellungskatalog Wilhelm Weigand, aus München. Der Kunsthistoriker und Autor Weigand lebte bis 1949. Wie das Gemälde nach München kam, erklärt die Tatsache, dass dieses ein Geschenk Frölichers an Adolf Stäbli in München war, der 1901 verstarb. Diese Information fanden wir in der Inventarkartei des Kunstmuseums Luzern. Es ist anzunehmen, dass Weigand das Gemälde nach Stäbli bis zum Verkauf über Nathan 1933 besessen hat. Nachweisen können wir dies leider nicht, ein Verdacht auf Raubkunst besteht allerdings auch nicht.
Kategorie B
Ausstellungsgeschichte
PROJEKT SAMMLUNG. Meisterwerke des 16. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Kunstmuseums Luzern, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 26.06.1994 - 11.09.1994
Otto Frölicher (1840–1890) und Landschaftsmaler seiner Zeit, Solothurn, Kunstmuseum Solothurn, 09.03.1990 - 13.05.1990
L'art Suisse des origines à nos jours, Genf, Musée d'art et d'histoire
Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 15.12.1935 - 08.01.1936
Terrain. Von Robert Zünd bis Tony Cragg – Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Skulptur aus der Sammlung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 02.03.2007 - 05.08.2007
Eröffnungsausstellung, Luzern, Kunsthaus Luzern, 10.12.1933 - 01.03.1934
Schweizer Meister. Sammlungsausstellung zum 75–Jahr–Jubiläum der Bernhard Eglin–Stiftung, Luzern, Kunstmuseum Luzern, 31.05.2008 - 20.10.2008
Jahrhundertausstellung deutscher Kunst (1775–1875), Berlin, Nationalgalerie
Ins Offene! Landschaftsdarstellungen von Ferdinand Hodler und Robert Zünd bis Max von Moos, Luzern, 08.03.2014 - 16.11.2014
Literatur
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Schweizer Meister / Swiss Masters. Publikation zum 75-Jahr-Jubiläum der Bernhard Eglin-Stiftung / Publication for the 75-year Jubilee of the Bernhard Eglin Foundation, hrsg. von Peter Fischer und Christoph Lichtin, Luzern: Kunstmuseum Luzern; Bern: Benteli, 2008
Solothurn, Kunstmuseum Solothurn (Ausst.-Kat.), Otto Frölicher (1840–1890) und Landschaftsmaler seiner Zeit, mit einem Text von Roswitha Hohl-Schild, Solothurn: Kunstmuseum Solothurn, 1990
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Slg.-Kat.), Kunstmuseum Luzern. Sammlungskatalog der Gemälde, mit Texten von Tina Grütter, Martin Kunz, Adolf Reinle, Beat Wyss und Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1983
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Robert Zünd in seiner Zeit, hrsg. von Franz Zelger, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1978
Meyer-Rahn, Hans, Gesamtbericht über die Gründung und Tätigkeit der Bernhard Eglin-Stiftung von 1933-1946, Luzern: Bernhard Eglin-Stiftung, 1946
Luzern, Kunstmuseum Luzern (Ausst.-Kat.), Die Erwerbungen der Bernhard-Eglin-Stiftung, mit einem Vorwort von Paul Hilber, Luzern: Kunstmuseum Luzern, 1935
Luzern, Kunsthaus Luzern (Ausst.-Kat.), Katalog der Eröffnungsausstellung, Luzern: Kunsthaus Luzern, 1933
Uhde-Bernays, Hermann, Otto Frölicher. Sein Leben und Werk, Basel: Schwabe, 1922