Was ist Sein? Was Schein? Mit seinen Videozeichnungen fragt Hannes Vogel nach dem Verhältnis zwischen dem realen Objekt und seinem Abbild. Die eingesetzten Mittel sind einfach. Sie bestehen aus einer getönten Glasplatte, der Person des Künstlers, einer Taschenlampe und einer Eigenschaft der Röhrenkamera – eigentlich einem Mangel: Helles Licht zeichnet sich stärker auf der lichtempfindlichen Schicht der Kamera ab und verblasst nur langsam wieder. Diese sogenannte Latenz nutzt Hannes Vogel, um mit einer Taschenlampe Tür-artige Rechtecke in den Raum zu zeichnen, in die wiederum teilweise sein Schatten eingeschrieben ist. So schafft er Lichtbilder im wörtlichen Sinne und verbildlicht gleichzeitig den Zwiespalt zwischen Bewahren und Vergänglichkeit, wie sie Fotografie und Film eigen ist.
Hannes Vogel ist in erster Linie Zeichner, experimentiert aber auch mit anderen Medien. Als sich sein Nachbar in den 1970er-Jahren eine Kamera kauft, leiht er sich diese aus und schafft eine Serie Kurzfilme, in denen er mit der Latenz spielt. Gleichzeitig steht der Künstler dem aufkommenden Fernsehen als einseitige Volksberieselung gegenüber. Skulpturen und Zeichnungen verdeutlichen seine Skepsis. Die «Video-Zeichnungen zur Präsenz» dagegen spielen eher mit der Durchdringung verschiedener Medien wie der Zeichnung und des Videos. Aus Experimentierfreude und konzeptueller Anlage entstehen frische, poetische Bilder zum Sein, zur Vergänglichkeit und zum Medium Video.